Kita-Baustelle: Anwohner sind besorgt
In einer Bürgersprechstunde äußern Anwohner Sorge, dass ihr Eigentum durch die Erschütterungen der RüttelstopfArbeiten an der Schulstraße beschädigt wird.
WÜLFRATH Vertraut man den Worten der beteiligten Experten, so ist das ausgewählte Verfahren zur Verdichtung des Bodens ein gängiges, ein sicheres, ein zu kalkulierendes Geschehen. „Bei dem Rüttelstopfverfahren werden lastabtragende Säulen aus Kies oder Schotter mittels eines Schleusenrüttlers in die Erde eingelassen“, erläutert Dr. Christoph Loreck, leitender Ingenieur des betreuenden Bau- und Sachverständigenbüros M&P in Hagen, „bei dieser Maßnahme können Sie davon ausgehen, dass die Schwingungen maximal im Umkreis von sechs bis acht Metern zu spüren sein werden, die nächste Bebauung liegt aber etwa 20 Meter entfernt, so dass wir hier absolut auf der sicheren Seite sind.“
Und auch Stefan Vitt-Wrantsche, Bauleiter der Firma Keller-Grundbau aus Bochum, die die Stabilisierungsarbeiten als Subunternehmer durchführt, unterstützt diese Aussage. „Wir wenden dieses Verfahren weltweit seit über 80 Jahren an, und ich kann ihnen versprechen, dass unsere Berechnungen bislang immer gestimmt haben. Ich bin seit 20 Jahren für den Bereich NRW, Dänemark und die Beneluxländer zuständig, passiert ist hier noch nie etwas unvorhersehbares in dieser Richtung.“
Trotzdem - bei der extra einberaumten Bürgersprechstunde zum Bau der neuen Kita an der Schulstraße, die Hochbau-Amtsleiter Martin Groppe leitet, bleiben die rund 20 erschienenen Anwohner skeptisch. „Wir haben natürlich zu diesemVerfahren gegoogelt“, erklärt ein älterer Mann, „das hat uns doch beunruhigt, was wir da gelesen haben. Aus diesem Grund haben wir eine außerordentliche Eigentümerversammlung einberufen und fragen uns jetzt, ob wir nicht einen Sachverständigen zur Beweissicherung beauftragen sollten. Das ist eine teure Maßnahme.Wer trägt generell die Kosten im Schadensfall, also wenn wir nachweisen, dass Schäden an unseren Häusern entstanden sind? Und wie würde so einVerfahren laufen?“
Martin Groppe zeigt sich ehrlich. „Ich bin kein Jurist, da kann ich Ihnen nun wirklich nichts Genaues zu sagen, nur, dass Beschwerden an den Bauherren gehen müssen, in diesem Fall ist das die Stadt Wülfrath.“
Es würden Messgeräte aufgestellt werden, an verschiedenen Punkten, um so zusätzlich zu überwachen, dass die für Wohnbereiche geltenden Schwingungswerte auf keinen Fall überschritten würden, erläutert Stefan Vitt-Wrantsche weiter, um den besorgten Bürgern noch mehr Sicherheit zu geben. „Diese Messgeräte sind ununterbrochen aktiv und geben uns Alarm, sollten Schwellenwerte überschritten werden, wovon wir aber nun wirklich nicht ausgehen.“Aber was wenn? Eine Zuhörerin zeigt sich nach wie vor skeptisch. „Was dann? Werden die Maßnahmen dann sofort abge-
brochen?“
„In diesem Fall könnte man zum Beispiel die Löcher vorbohren und so die Erschütterungen stark reduzieren“, erklärt Christioph Loreck, eine Antwort, die umso mehr Grund zur Nachfrage gibt. Wenn es doch diese Möglichkeit gäbe, werfen mehrere Anwohner ein, warum dann nicht gleich so? Die Antwort liegt auf der Hand, es ist wie immer eine Kostenfrage und: in diesem Fall absolut nicht nötig.
„Wir sind Marktführer auf unserem Gebiet, ich werde niemals sagen, dass es eine hundertprozentige Garantie gibt, dass nichts passiert, denn die gibt es nirgends“, betont StefanVitt-Wrantsche noch einmal, „aber hier bewegen wir uns bei 99,9 Prozent.“