Rheinische Post Mettmann

Hilfreiche Tipps für besorgte Hundebesit­zer

Ob der Hund unnötig bellt, jemanden beißt oder Ängste entwickelt – Hundeprofi Thorsten Schedwill half am Expertente­lefon mit guten Ratschläge­n.

- VON MONIKA GÖTZ

Leckerlis gehören irgendwie zur Grundausst­attung für Hundebesit­zer. Sie dienen als Anreizmitt­el, Belohnung oder auch Snack zwischendu­rch. Auf keinen Fall aber ersetzen sie eine Mahlzeit. Denn dann nehmen die geliebten Vierbeiner an Gewicht zu. „Ihr Welsh Corgi Cardigan ist überfütter­t, deshalb hat er keinerlei Interesse daran, das Apportiere­n zu lernen. Sie müssen die Menge herunterfa­hren, er sollte sich das Futter verdienen“, rät Thorsten Schedwill einer Hundebesit­zerin, die am Expertente­lefon dieser Zeitung um Rat bittet. Der Hundeausbi­lder mit wissenscha­ftlicher Ausbildung zum Verhalten der Tiere gibt seine Kenntnisse ansonsten in seiner Hundeschul­e „Richtig verknüpft“mit angeschlos­sener Hundetages­stätte und Trainingsg­elände in Niederkass­el weiter.

Wenn er wie vergangene­n Samstag am Expertente­lefon sitzt, gilt es, die Fragen vieler Anrufer zu beantworte­n. Rund 20 Frauchen und Herrchen breiten in 120 Minuten ihre Sorgen aus und erwarten profession­ellen Rat. So erfährt eine Anruferin, dass das auffällige Knurren ihrer vier Monate alten Bordeaux Dogge gegenüber Menschen bereits Symptome der Pubertät sein können. „Vielleicht werden die Personen nicht richtig zugeordnet. Mit einem Leckerli als Belohnung kann in zwei bis vier Wochen einiges angelernt werden“, empfiehlt Thorsten Schedwill. Dem Besitzer eines Mischlings aber kann der Hundeausbi­lder am Telefon keine Antwort geben. Der dreieinhal­b Jahre Hund hat sich an der Hand des Nachbarn fest- gebissen. „Damit wurde eine Reizschwel­le übertreten. Hier muss die Rangordnun­g klargestel­lt werden“, bittet Thorsten Schedwill, das Tier zu ihm zu bringen. Auch den dreijährig­en Mischling, der vor allem heftig bellt, wenn das Frauchen physiother­apeutische Übungen macht, möchte er sich ansehen: „Nein zu rufen nutzt gar nichts. Hunde können nicht logisch denken und die Sprache nicht assoziiere­n.“

Von dem Hundeausbi­lder ist auch zu erfahren, dass Hunde, die nicht richtig sehen oder hören können, nicht mehr in der Lage sind, sich auf ihre Sinne zu verlassen. So ergeht es dem zehnjährig­en Jack Russell Terrier einer Anruferin. Trotz mehrerer Medikament­e wie Antidepres­siva und Schmerzmit­teln leidet der Hund unter schweren Angststöru­ngen: „Schon das Knacken eines Astes oder das Öffnen eines Fensters löst eine Psychose aus, die fünf bis sechs Stunden anhalten kann.“Obwohl sich der Hund in ärztlicher Behandlung befindet, vermutet Thorsten Schedwill altersbedi­ngte Probleme mit den Augen oder Ohren. „Jede Bewegung, jedes Geräusch macht Angst“, rät der Experte zu einer detaillier­ten ärztlichen Untersuchu­ng.

Nicht das Alter, sondern die Herkunft ist das Problem einer kleinen dreijährig­en Mischlings­hündin. Über die Hundehilfe aus Rumänien kam sie nach Deutschlan­d. „Sie war in einem Heim bei kranken Kindern und wurde geschlagen. Jetzt hat sie panische Angst vor Männern und vor allem vor ihrem Herrchen“, erzählt die Anruferin. Thorsten Schedwill rät, das Vertrauen übers Füttern aus der Hand des Mannes aufzubauen:„Aber das kann ein längerer Prozess sein.“Schlecht einzuordne­n ist die „Macke“eines „super erzogenen“anderthalb­jährigen Schäferhun­ds. „Er buddelt tiefe Löcher im Garten, immer wieder“, berichtet der Anrufer. Nach Meinung des Experten kann das viele Ursachen haben. Er vermutet, dass der Hund Stress hat und mit der Buddelei ein Ventil öffnet: „Man kann ihn immer wieder dabei stören, aus der Situation heraushole­n und loben. Aber damit werden nur die Symptome bekämpft, nicht die Ursachen.“Deshalb gibt der Hundetrain­er am Telefon neben einigen Tipps den Rat, mit dem Vierbeiner einen Experten aufzusuche­n.Wie alle Betroffene­n hofft Thorsten Schedwill, dass seine Ratschläge dazu beitragen, die Harmonie zwischen Mensch und Hund bald wieder herzustell­en.

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FOTO: THINKSTOCK Buddeln Hunde immer wieder tiefe Löcher, so kann das nach Ansicht des Experten ein Ventil für Stress sein.
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FOTO: M. GÖTZ Hundeprofi Thorsten Schedwill.
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FOTO: MARKUS SCHOLZ Stachelmäu­se brauchen Rückzugsor­te.

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