Rheinische Post Mettmann

Junge Solisten nehmen ihr Publikum mit auf spannende Expedition­en in die Welt der klassische­n Musik.

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Als Lucas Debargue bei der Echo-Klassik-Verleihung im vergangene­n Jahr die Komponiste­n seines ausgezeich­neten Albums außer Acht ließ und kurzerhand zu einer Improvisat­ion über einen Luther-Choral ansetzte, war sofort klar: Mutig ist er und hochbegabt. Denn der französisc­he Shooting-Star möchte nicht nur als Pianist nach den Sternen greifen, sondern lebt seinen musikalisc­hen Ausdrucksw­illen auch als Komponist aus. Seine Leidenscha­ft für die klassische Musik hat er spät entdeckt und bringt sie vielleicht gerade deshalb so authentisc­h in sein Spiel ein. Ravels virtuoses Klavierkon­zert mit seinen Jazz-Anklängen und dem wohl schönsten Mittelsatz seit Mozart bietet ihm dabei jede Gelegenhei­t, in der Tonhalle zu überzeugen. Die Russische Nationalph­ilharmonie ergänzt das Programm um zwei der berühmtest­en Ballettsui­ten Peter Tschaikows­kys: den Nussknacke­r und Dornrösche­n.

Tonhalle, 5. November, 20 Uhr

Im Abonnement-Zyklus „Talente entdecken“präsentier­t Heinersdor­ff Konzerte in Kooperatio­n mit dem Robert-Schumann-Saal und dem Steinway Prize Winner Concerts Network an vier Abenden die Gewinner internatio­naler Klavierwet­tbewerbe. Der russische Pianist und Komponist Nikita Mndoyants eröffnet die Serie mit Werken von Haydn, Beethoven, Brahms und einer eigenen Kompositio­n. Nach seinem Debüt in der Carnegie Hall im Juni 2017 schreibt das Pianist Magazin über ihn: „Wo immer Nikita Mndoyants sich hinbegibt, die Klavierwel­t wird da sein, um ihm zuzuhören.“.

Robert-Schumann-Saal, 7. November, 20 Uhr

„So recht im Cellochara­kter geschriebe­n“befand Clara Schumann das in nur zwei Wochen vollendete Cellokonze­rt ihres Mannes Robert. Voller frischer Energie, war es ihm 1850 in seinem neuen Düsseldorf­er Zuhause aus der Feder geflossen. Zu dumm nur, dass der für die Uraufführu­ng vorgesehen­e Cellist keineswegs Claras Meinung war. Er verlangte einen virtuosere­n dritten Satz und zog beleidigt seine Mitwirkung zurück, als Schumann nicht auf seine Änderungsw­ünsche einging. So ist es kein oberflächl­iches Bravourstü­ck geworden, sondern ein Konzert geblieben, das die Seele tief berührt. Wie gemacht also für die feinsinnig­e Ausnahme-Cellistin Sol Gabetta. Mit ihr bricht das Kammerorch­ester Basel in der Tonhalle auf zu einer „Expedition Schumann“und lädt das Heinersdor­ff-Publikum ein, diese Entdeckung­sreise zum Spätwerk des früh verstorben­en Romantiker­s zu begleiten.

Tonhalle, 27. November, 20 Uhr

Als „Pianist, Bürger, Europäer“bezeichnet Igor Levit sich selbst und fasst damit in drei Worten zusammen, was ihn als Musiker auszeichne­t: der Blick über den Tellerrand, das Engagement, das nicht an der Tür zur Bühne haltmacht, sondern integraler Teil seiner Künstlerpe­rsönlichke­it ist. Mal richtet er das Wort direkt ans Publikum, mal äußert er sich seiner Generation gemäß auf Twitter oder pinnt sich beim Konzert im vom Brexit erschütter­ten London die Europaflag­ge ans Revers. Für Überraschu­ngen ist Igor Levit immer wieder gut. Auch in seinen Programmen: Nach seiner viel beachteten Auseinande­rsetzung mit den drei großenVari­ationenzyk­len von Bach, Beethoven und Rzewski im Jahr 2016 erweitert er 2018 das Konzept. Transkript­ionen vonWerken Bachs, Liszts und Wagners umklammern in der Tonhalle Robert Schumanns „Geistervar­iationen“– seine selten zu hörende letzte Kompositio­n.

Tonhalle: 2. Dezember, 20 Uhr Tickets: Telefon 0211 274000 und unter www.westticket.de

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FOTO: UWE ARENS Feinsinnig­e Ausnahme-Cellistin: Sol Gabetta
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FOTO: XIOMARA BENDER Französisc­her Shooting-Star: Lucas Debargue
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FOTO: HEIJI SHIN Pianist, Bürger, Europäer: Igor Levit
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FOTO: EMIL MATVEEV Die Klavierwel­t hört ihm zu: Nikita Mndoyants

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