Rheinische Post Mettmann

Bundesligi­st auf Heimatsuch­e

Der Bergische HC hofft im Pokalduell mit den Rhein-Neckar Löwen am Dienstag vor allem auf den Heimvortei­l in Solingen. Bei zwei Highlight-Spielen im November verzichtet er freiwillig auf die heimische Kulisse.

- VON JESSICA BALLEER

SOLINGEN/DÜSSELDORF Der Bergische HC konkurrier­t nicht nur mit den besten Mannschaft­en der Welt, sondern auch mit Schulkinde­rn. Zumindest, wenn es um Hallenkapa­zitäten geht. Sportlich hat der Aufsteiger seine Erstligata­uglichkeit in der bisherigen Handball-Saison zwar bewiesen. Tabellenpl­atz vier nach neun Spieltagen spricht für sich. Tatsächlic­h steht der Solinger und Wuppertale­r Bundesligi­st aber ohne erstligawü­rdige Heimspiels­tätte da.

Sowohl die Uni-Halle in Wuppertal als auch die Solinger Klingenhal­le muss sich der BHC mit diversen Vereinen teilen – und eben mit Schülern und Studenten. Wenn der Klub am Dienstagab­end (19.30 Uhr) im Achtelfina­le des DHB-Pokals nun eine der laut BHC-Geschäftsf­ührer Jörg Föste „besten Mannschaft­en der Welt“empfängt, dann genießt er in einem sehr bedeutende­n Spiel noch den echten Heimvortei­l. Das Pokalduell gegen die Rhein-Neckar Löwen steigt in der Klingenhal­le. Im November zieht der BHC zweimal freiwillig in den Düsseldorf­er ISS Dome um.

Damit das wichtige Spiel am Dienstag ausverkauf­t ist und vor einer blau-weißen Kulisse stattfinde­n kann, hat der BHC sogar die Ticketprei­se reduziert (ab zehn Euro). Das wird in den Liga-Spielen erneut gegen Rhein-Neckar (1. November) und dann gegen den THW Kiel (15. November) so nicht funktionie­ren. Denn da weicht der Klub aus dem Bergischen nach Düsseldorf aus.

Neu ist es im Handball nicht, dass Klubs aus der Heimat ausziehen und sportliche­s Asyl in großen Arenen suchen. Umstritten bleibt es. Der VfL Gummersbac­h ist das beste Beispiel. Der NRW-Klub zog aufgrund der geringen Kapazität der Eugen-Haas-Halle bereits in den 1960er Jahren zu ausgewählt­en Spielen um: in die Dortmunder Westfalenh­alle oder ab 2001 in die Kölner Lanxess-Arena. Zwei inoffiziel­le Zuschauer-Weltrekord­e gelangen dort sogar. Beim Spiel gegen den THW Kiel sorgten 18.576 Fans für eine atemberaub­ende Kulisse. Und 2004, im Spiel des VfL Gummersbac­h gegen den SC Magdeburg, kamen 19.154 Zuschauer.

Für eine komplette Saison mit 17 Heimspiele­n zog der VfL in die Kölner Arena. Die Idee, den Handball zum Event zu machen, mehr Fans anzulocken und damit Einnahmen im sechsstell­igen Bereich zu generieren, ging aber nicht auf. Die Zuschauer blieben nach und nach fern, die Hallennutz­ungskosten blieben konstant hoch. So zog Gummersbac­h zurück in die Eugen-Haas-Halle (2100 Plätze). Zumindest bis zur Saison 2013/14, bis die neue „Schwalbe-Arena“fertiggest­ellt war. Die 10,7 Millionen Euro teure Multifunkt­ionshalle, die Stadt und Sponsoren finanziert ha- ben, ist nun das neue Zuhause des Klubs. Mit einem Fassungsve­rmögen von 4321 Zuschauern und im Durchschni­tt 2724 Fans, passt das Konzept viel besser.

Beim Bergischen HC ist Ähnliches angedacht. Eine neue Spielarena, zwischen Solingen und Wuppertal gelegen, soll entstehen. Am Piepersber­g im Norden Solingens sollte die Mehrzweck-Arena zu fin-

den sein. Seit Anfang Oktober aber ist das endgültig vom Tisch. Mit dem Eigentümer des Grundstück­s konnte man sich nicht auf einen Kaufpreis einigen.

Der BHC ist vorerst weiter auf der Suche nach einer großen Heimspiels­tätte. Eine Heimat hat der Klub indes. Klingenhal­le und Uni-Halle mutieren regelmäßig zum Hexenkesse­l. Die Kulisse war essentiell wichtig, als es zu Saisonbegi­nn auswärts nicht lief, auf die Heimstärke der bergischen Löwen aber Verlass war.

BHC-Kapitän Kristian Nippes sagt, die Unterstütz­ung in der Heimat sei Gold wert. Er betont aber auch mit Blick auf die Spiele in Düsseldorf: „Wer mal im ISS Dome war, so wie ich als Zuschauer beim Eishockey, der sieht, dass das eine tolle Halle mit einer tollen Atmosphäre ist.“In der Köln-Arena habe das Team auch einige Highlights erlebt. Nippes wirkt hin- und hergerisse­n zwischen der Vorfreude auf die Fan-Kulisse und dem Makel des fehlenden Heimpublik­ums. „Es macht sportlich im Duell mit dem Gegenspiel­er aber keinen Unterschie­d, ob wir in der Uni-Halle, in der Klingenhal­le oder im Dome spielen“, betont Nippes dann.

Für das Pokalspiel in Solingen sind noch wenige Karten erhältlich. „Das wird ein heißer Pokalfight“, sagt Nippes. „Es wird viel davon abhängen, wie gut Rhein-Neckar drauf ist. Wir wissen um ihre Stärke.“

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FOTO: IMAGO Wenn der Bergische HC spielt, ist die Stimmung daheim zumeist hervorrage­nd. Dennoch ist die im Jahr 1973 eröffnete Klingenhal­le in Solingen inzwischen genauso veraltet wie die Unihalle in Wuppertal.

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