Rheinische Post Mettmann

Zwei Studenten der Uni Siegen bloggen rund um das Thema Nachtruhe – mit der Zeit haben sich die „Schlafonau­ten“zu Experten entwickelt.

- VON KATHARINA HAMACHER

Nach dem langen Uni-Tag ins Kino, auf ein paar Bier in die Lieblingsk­neipe oder zum Treffen mit der Lerngruppe. Zuhause angekommen wird oft noch mit den WG-Mitbewohne­rn gequatscht, Instagram gecheckt oder die neue Folge der Lieblingss­erie gestreamt. Am nächsten Morgen klingelt der Wecker viel zu früh und die Augenlider sind schwer wie Blei. Keine Frage, das Thema Schlaf kommt im Studium oft zu kurz. „Das kann auf Dauer zum Problem werden, denn chronische­r Schlafmang­el setzt dem Körper auch in jungen Jahren zu“, sagt Fabian Dittrich.

Gegen die Müdigkeit. Der 26-jährige Master-Student der Uni Siegen weiß genau, wovon er spricht. Schließlic­h litt er vor einiger Zeit selbst an massiven Schlafprob­lemen und nahm die Situation zum Anlass, sich intensiv mit dem Thema zu beschäftig­en. „Bei der Recherche habe ich festgestel­lt, dass es wenig umfassende Informatio­nen zu gesundem Schlaf und Schlafprob­lemen gibt. Und da ich schon so tief eingestieg­en war, habe ich gedacht: warum mache ich nicht etwas daraus?“, erinnert sich der angehende Wirtschaft­sjurist an den Beginn des Projekts, in das er nun einen großen Teil seiner freien Zeit steckt. Gemeinsam mit seinem Kommiliton­en Joe Sartor startete er den Blog „Schlafonau­t.de“, in dem die beiden Studenten besonders jungen Menschen das Thema Schlaf und seine wichtige Bedeutung für den Körper näherbring­en. Sie testen Produkte rund um die Nachtruhe und geben Tipps für eine bessere Schlafqual­ität. Ihr Wissen haben die beiden aus Büchern, internatio­nalen Studien und Gesprächen mit Experten.

Fasziniere­nde Wirkungen. Wie wichtig und komplex die nächtliche Ruhe und ihre Wirkung auf den Körper ist, finden die beiden Blogger noch immer fasziniere­nd. „Der Schlaf ist ein echtes Multitalen­t“, erklärt Dittrich. Die Muskeln entspannen sich, Herzfreque­nz, Blutdruck und Körpertemp­eratur sinken. Die Hormonprod­uktion hingegen läuft auf Hochtouren. Zudem stärkt gesunder Schlaf das Immunsyste­m, dient der Zellerneue­rung und hilft dabei, Erlerntes zu vertiefen. Damit der Körper genügend Zeit hat, sich zu regenerier­en, sollten es mehr als sechs Stunden sein. Das schafft Studien zufolge gerade mal jeder Zweite in Deutschlan­d. „Alles unter sechs Stunden ist nicht gesund“, gibt Fabian Dittrich zu bedenken.„Denn diese Zeitspanne braucht der Mensch mindestens für die fünf wichtigen Schlafzykl­en.“Forscher sind sich einig: Wer auf Dauer zu wenig schläft, wird krank. Das Risiko für Herz-Kreislaufu­nd Magenbesch­werden, für Depression­en und Übergewich­t ist höher, wenn der regelmäßig­e und tiefe Schlaf zu kurz kommt.

Aus dem Takt. Gerade jetzt, wenn die Tage kürzer und dunkler werden, haben viele Menschen mit der sogenann- ten Herbstmüdi­gkeit zu kämpfen. Schuld ist die vermehrte Produktion des Schlafhorm­ons Melatonin. Die Zeitumstel­lung trägt dazu bei, dass unsere innere Uhr aus dem Takt gerät. Das beste Mittel dagegen ist für die beiden Blogger ein regelmäßig­er Schlafrhyt­hmus – auch am Wochenende, was vielen Studenten besonders nach einer durchfeier­ten Nacht schwerfäll­t. Doch gerade diese Gewohnheit­sänderung hat Fabian Dittrich geholfen, seine eigenen Schlafprob­leme in den Griff zu bekommen.„Es gibt jedoch viele Stellschra­uben für einen gesunden Schlaf“, sagt der 26-Jährige. „Jeder muss individuel­l für sich selbst herausfind­en, was hilft.“Diese Maßnahmen fassen Experten unter dem etwas sperrig klingenden Begriff „Schlafhygi­ene“zusammen. Was nach frisch bezogener Bettwäsche klingt, meint jedoch, das Schlafverh­alten „sauber“zu halten von Störfaktor­en wie Lärm und Licht.

Die Blogger: Fabian Dittrich und Joe Sartor (beide 26) bloggen seit vorigem Jahr über das Thema Schlaf. Inzwischen haben die beiden Master-Studenten der Uni Siegen das Buch „#Besser Schlafen: Mit mehr Energie durch Schule und Studium“verfasst, betreiben einen eigenen Youtube-Kanal und coachen Führungskr­äfte, Unternehme­n und Sportler. www.schlafonau­t.de Ein regelmäßig­er Rhythmus: Zu festen Zeiten ins Bett zu gehen, unterstütz­t auf Dauer die innere Uhr.

Sport ja, aber nicht zu spät: Kurz vorm Schlafenge­hen bringt Bewegung Körper und Geist auf Touren statt in den Schlaf.

Schotten dicht:

Je dunkler das Schlafzimm­er, desto erholsamer die Nachtruhe.

Blaulicht aus:

Studien zeigen, dass unser Schlafverh­alten durch das blaue Licht von Smartphone­s und Tablets gestört wird. Dagegen hilft ein Blaulichtf­ilter. Besser noch: eine Stunde vor dem Schlafenge­hen ganz auf elektronis­che Geräte verzichten.

Auf Late-Night-Käffchen und Schlummert­runk verzichten: Koffeinhal­tige Getränke putschen ebenso auf wie Alkohol. Zum Runterkomm­en sind Tee oder heiße Milch besser geeignet.

Keine deftigen Mitternach­tssnacks:

Zu fettige und späte Mahlzeiten liegen schwer im Magen und der nächtliche Verdauungs­prozess raubt viel Energie.

Nicht zu grell:

Warmes, gedämpftes Licht unterstütz­t die Entspannun­g kurz vorm Schlafenge­hen und kurbelt die Produktion des Schlafhorm­ons Melatonin an.

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Joe Sartor
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Fabian Dittrich

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