Papst spricht deutsche Nonne heilig
Franziskus zog am Wochenende zudem Konsequenzen im Missbrauchsskandal.
ROM (dpa) Papst Franziskus hat die Heiligsprechung von Papst Paul VI. und der deutschen Ordensschwester Katharina Kasper genutzt, um Geldgier und Machtstreben anzuprangern. Zudem erhob der Pontifex den ermordeten salvadorianischen Bischof Oscar Romero am Sonntag auf dem Petersplatz in Rom in den Stand der Heiligen, der als Verfechter für die Belange der Armen gilt.
„Wo das Geld im Mittelpunkt steht, gibt es keinen Platz für Gott und auch keinen Platz für den Menschen“, sagte Franziskus bei der Messe vor rund 70.000 Gläubigen. Reichtum sei „gefährlich“. „Das Problem liegt auf unserer Seite: unser Zuviel-Haben, unser Zuviel-Wollen erstickt unsere Herzen und macht uns unfähig zu lieben.“Alle der insgesamt sieben Heiliggesprochenen stünden für den Einsatz der Kirche für die Armen, wie er auch Franziskus am Herzen liegt.
Katharina Kasper (1820 bis 1898) stammt aus demWesterwald und ist Gründerin der Ordensgemeinschaft Dernbacher Schwestern, die sich um Alte und Kranke kümmert. Der Limburger Bischof Georg Bätzing bezeichnete die Heiligsprechung als „ein großartiges Geschenk“. Da- mit würdige die Kirche das„Lebensund Glaubenszeugnis“der Ordensschwester. Aus Deutschland waren rund 1500 Pilger angereist.
Paul VI., der von 1963 bis zu seinem Tod 1978 Pontifex war, ist der bekannteste unter den neuen Heiligen. Er beendete erfolgreich das Zweite Vatikanische Konzil (19621965), das als wegweisend für die Erneuerung der Kirche gilt. Er sei ein „Prophet einer hinausgehenden Kirche, die Weitblick hat und sich um die Armen kümmert“, so Franziskus.
Bereits am Samstag hatte Papst Franziskus weitere Konsequenzen im Missbrauchsskandal der katho- lischen Kirche gezogen. Wegen des Vorwurfs des sexuellen Missbrauchs von Minderjährigen ergriff Franziskus gegen zwei chilenische Geistliche eine der härtesten Maßnahmen überhaupt: Der emeritierte und in Deutschland lebende Erzbischof von La Serena, Francisco José Cox Huneeus, und der frühere Bischof von Iquique, Marco Antonio Órdenes Fernández, wurden in den Laienstand versetzt, wie der Vatikan mitteilte.
Cox Huneeus, der inzwischen 84 Jahre alt ist und seinen Ruhestand am Rhein in der Priestergemeinschaft Schönstatt-Patres verbringt, sieht sich mit dem Vorwurf konfrontiert, sich 2004 in Vallendar bei Koblenz an einem zur Tatzeit 17-Jährigen vergangen zu haben. Die Glaubenskongregation des Vatikans hatte deswegen eine Untersuchung eingeleitet. Seit 2002 lebt er in Deutschland. Der frühere Erzbischof soll nach Angaben der Schönstatt-Patres weiter Mitglied bleiben: „Die Kongregation hat uns ausdrücklich gebeten, Francisco José Cox in der Obhut unserer Gemeinschaft zu behalten“, teilte die Priestergemeinschaft mit. Man nehme die Nachricht mit großer Scham auf.