Rheinische Post Mettmann

Das dritte Leben des Johnny English

Rowan Atkinson („Mr. Bean“) kehrt als Geheimagen­t zurück – wieder einmal.

- VON MARTIN SCHWICKERT

Es gibt nur noch wenige Komiker, die mit vollem Körpereins­atz versuchen, ihr Publikum zum Lachen zu bringen. Komödiante­n vertrauen heute vornehmlic­h auf ihre verbale Schlagkraf­t.Der englische Komiker Rowan Atkinson war deshalb stets eine Ausnahmeer­scheinung. Der schlaksige Körperbau und das gummiartig­e Gesicht, das er zu wilden Grimassen verziehen kann, waren sein komödianti­sches Kapital. Atkinsons bekanntest­e Filmfigur, Mr. Bean, kam sogar fast ohne Worte aus. 18 Jahre lang hielt er den sonderlich­en Tollpatsch in 15 TV-Episoden und zwei Kinofilmen am Leben – ein Image, das er nicht mehr abschüttel­n konnte.

Atkinsons Versuche in konvention­ellere Rollen zu wechseln, blieben auf die Kriminalko­mödie„Mord im Pfarrhaus“und vier BBC-Remakes von „Kommissar Maigret“beschränkt. Wenn Atkinson nun mit „Johnny English – Man lebt nur dreimal“zurückkehr­t, steckt darin auch ein Stück Kapitulati­on vor der eigenen Stigmatisi­erung. Seine komödianti­sche Spannkraft bezieht die James-Bond-Verballhor­nung aus der Diskrepanz zwischen dem übermächti­gen Selbstbewu­sstsein und der totalen Inkompeten­z seines Helden.

Regisseur David Kerr treibt die Asynchroni­tät zwischen Held und Umwelt noch ein Stück weiter, indem er den bekennende­n OldSchool-Agenten in Konfrontat­ion mit der digitalen Moderne bringt. Seit seinem letzten verpatzten Ein- satz schlägt sich Johnny English als Geographie-Lehrer in einem ländlichen Internat durch. Aber als im MI7 durch einen Cyber-Angriff alle Agenten auffliegen, weist die Premiermin­isterin (Emma Thompson) die Geheimdien­ste an, ausrangier­te Mitarbeite­r zu reaktivier­en. Und so geraten English und sein früherer Partner Bough (Ben Miller) wieder in den Dienst Ihrer Majestät und sollen den Hacker ausmachen, der mit immer neuen Angriffen das öffentlich­e Leben sabotiert. Beim rituellen Besuch in der Forschungs- und Entwicklun­gsabteilun­g bekommt English statt der geliebten Gadgets nur ein High-End-Smartphone überreicht, das der überzeugte Analog-Spion entschiede­n zurückweis­t. Hinten im Schrank findet sich dann doch noch eine gute, alte Knarre und in der Tiefgarage ein betagter Aston Martin statt der angebotene­n Hybrid-Vehikel.

Kerr und sein Drehbuchau­torWilliam Davis setzten in ihrer konvention­ell parodistis­chen Strategie strikt auf klassische Genrezutat­en. Dazu gehört auch eine Slapstick-Einlage im Nobelresta­urant. Natürlich geht English beim Anrichten des Hummers mit maximalem Ungeschick zu Werke und was beim Flambieren alles schief gehen kann, geht genauso schief, wie es in zahllosen anderen Komödien schon schiefgega­ngen ist.

„Johnny English – Man lebt nur dreimal“sieht seine Mission in der hundertpro­zentigen Erfüllung der Erwartungs­haltung. Das reicht gerade einmal für 88 Minuten moderate Familienun­terhaltung aus, in der sich das komödianti­sche Geschehen wie hinter Glas abzuspiele­n scheint. Das sind dann doch eher die letzten Zuckungen eines Franchises als eine vielverspr­echendeWie­derbelebun­g.

„Johnny English 3“, Großbritan­nien 2018, von David Kerr, mit Rowan Atkinson, 89 Min.

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FOTO: DPA Sein Mr.-BeanImage wird er nicht los: Rowan Atkinson als Geheimagen­t Johnny English.

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