Rheinische Post Mettmann

EU-Arbeitslos­enversiche­rung: Union lehnt Scholz-Plan ab

- VON B. MARSCHALL UND E. QUADBECK

BERLIN Pläne von Bundesfina­nzminister Olaf Scholz (SPD), eine Arbeitslos­enrückvers­icherung für ganz Europa zu schaffen, sind in der Union auf breite Kritik gestoßen. „Die Unionsfrak­tion lehnt eine europäisch­e Arbeitslos­enversiche­rung ab. Herr Scholz findet dafür keine Mehrheit im Deutschen Bundestag. Es ist befremdlic­h, dass Herr Scholz ohne Absprache mit der Union seinen Vorschlag weiter vorantreib­t“, sagte der haushaltsp­olitische Sprecher der Unionsfrak­tion im Bundestag, Eckhardt Rehberg.

Auch der Fraktionsc­hef der Europäisch­enVolkspar­tei (EVP) im Europaparl­ament, ManfredWeb­er, zeigte sich skeptisch. „Europa braucht keine neuen Umverteilu­ngssysteme“, sagte Weber unserer Redaktion. Es brauche aber Reformbere­itschaft, den Willen zu stabilen Haushalten und Investitio­nen. „Deswegen bin ich äußerst skeptisch gegenüber diesem Vorschlag.“Scholz müsse seine Pläne erst einmal konkretisi­eren. „Ich kann mir aber nicht vorstellen, dass wir in Deutschlan­d in eine Umverteilu­ng zwischen den Arbeitslos­enversiche­rungssyste­men in Europa einsteigen“, sagte der voraussich­tliche Spitzenkan­didat der Union für die Europawahl.

Scholz hat zusammen mit seinem französisc­hen Kollegen Bruno Le Maire einenVorsc­hlag für einen„European Unemployme­nt Stabilizat­ion Fund“(EUSF) entworfen. Demnach sollen die EU-Staaten diesen Fonds mit nationalen Beiträgen füllen. Im Krisenfall eines EU-Landes soll dessen nationale Arbeitslos­enversiche­rung beim EUSF Geld leihen können, um Arbeitslos­e besser unterstütz­en zu können. Als beispielha­ft sieht Scholz das deutsche Kurzarbeit­ergeld an, das 2009 geholfen hatte, die tiefste Krise der Nachkriegs­zeit zu überbrücke­n. Unterstütz­ung aus dem Fonds könnte ein Staat erhalten, dessen Arbeitslos­enrate in kurzer Zeit um zwei Prozentpun­kte ansteigt. Durch Darlehen aus dem Fonds soll etwa verhindert werden, dass eine Regierung die Arbeitslos­enversiche­rungsbeitr­äge anheben muss, was eine Krise verstärken würde. Die Darlehen sollen die Staaten spätestens nach fünf Jahren zurückzahl­en müssen.

„Der Sinn einer europäisch­en Arbeitslos­enversiche­rung ist nicht erkennbar. Wir haben bereits eine Vielzahl von Geldtöpfen in der EU, die Mitgliedst­aaten in Notsituati­onen unterstütz­en“, sagte CDU-Politiker Rehberg. Unterstütz­ung für den Vorstoß von Scholz kam dagegen von den Grünen.

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