Handballer gehen an die Belastungsgrenze
SOLINGEN (ball/sid) Mehr als zweieinhalb Stunden dauerte dieses Achtelfinale im DHB-Pokal. Die Fans des Gastgebers Bergischer HC hatten die Klingenhalle in Solingen zum Kochen gebracht, schweißgebadet mussten sie und die Spieler aber nach dem Pokal-Krimi doch das Mannheimer Team der Rhein-Neckar Löwen beglückwünschen – zum 32:29-Sieg nach einer nervenaufreibenden Verlängerung.
„Es war ein intensives Spiel“, sagte BHC-Trainer Sebastian Hinze, selbst noch verschwitzt von der Anspannung. „Wir müssen jetzt schnell regenerieren, das ist das Wichtigste. Am Sonntag geht es ja schon weiter“, sagte der mit sechs Treffern erfolgreiche Torjäger des Bergischen HC, Arnor Gunnarsson. Die knappe Niederlage trotz maximalen Einsatzes muss schnell verdaut werden. Denn am Sonntag (16 Uhr) tritt der Bundesliga-Aufsteiger und Tabellenvierte bei der MT Melsungen an. Von Überbelastung wollte zwar der 30-jährige Gunnarsson nicht spre- chen, der Streit zwischen Profis und Funktionären spitzt sich aber an anderer Stelle zu.
Der ehemalige Nationalspieler und Weltmeister Holger Glandorf (SG Flensburg-Handewitt) etwa hat die Kritik am straffen Terminplan erneuert und auch Lösungsvorschläge aufgezeigt. „Ich sehe das größte Problem nicht unbedingt in der Zeit zwischen den Spielen, sondern eher in der Sommerpause“, sagte der 35-Jährige Glandorf kürzlich der „Welt“. Drei Wochen Pause sei- en „viel zu wenig, um richtig zu regenerieren“. Basketballprofis in den USA würden 80 bis 90 Spiele in der Saison machen, „aber die haben dann auch drei Monate Sommerpause.“Die Profis sorgen sich um ihre Gesundheit, bringen eine Verkleinerung der Liga und eine längere Sommerpause ins Gespräch. Und der Deutsche Handballbund (DHB) versucht zu beschwichtigen: „Die Spieler sind unser höchstes Gut. Das gilt sowohl für die Vereine als auch für die Nationalmannschaft“, sagte DHB-Vorstandschef Mark Schober. Das Thema sei nicht neu und habe eine hohe Komplexität.
Es kommt zudem zu einem schlechten Zeitpunkt. Keine drei Monate vor der Heim-WM sorgt die Kritik für Unruhe im Handballsport.
Liga-Geschäftsführer Frank Bohmann entgegnet den Reform-Ideen: „Wenn die Belastung für einzelne zu groß ist, muss der Kader vergrößert und Spielzeit mehr verteilt werden. Zehn Spiele weniger bedeuten auch 30 Prozent weniger Geld.“