Rheinische Post Mettmann

Personalma­ngel bremst Wachstum

Der Wirtschaft in der Region ist „weiter in einer sehr guten Lage“, resümiert die IHK in ihrer Konjunktur­umfrage. Aber es gibt Probleme: Fehlendes Personal hemmt weiteres Wachstum, aus dem Ausland drohen vermehrt Risiken.

- VON UWE-JENS RUHNAU

DerWirtsch­aft in den Regionen Düsseldorf und Krefeld geht es gut, wie die Industrie- und Handelskam­mern bei ihrer gemeinsame­n Herbstumfr­age festgestel­lt haben. Allerdings gibt es Risiken und Probleme, die keineswegs kleingered­et werden können. Die Hauptgesch­äftsführer der beiden IHKs freuen sich vor diesem Hintergrun­d über den Optimismus, den viele Unternehme­r an den Tag legen. „Das ist eine sehr positiveWa­hrnehmung“, sagt der Düsseldorf­er IHK-Manager Gregor Berghausen. Die wichtigste­n Fakten:

Die Ergebnisse Der Geschäftsl­ageindikat­or – also die „Gut“- abzüglich der „Schlecht“-Meldungen – bewegt sich seit fast zwei Jahren um die 40-Punkt-Marke, getragen von einem guten Binnenmark­t und einem immer noch starken Export. Aktuell weist der Indikator 38 Punkte auf. Für Berghausen „eine deutlich überdurchs­chnittlich­e Lagebewert­ung“. Eine Überhitzun­g drohe damit genauso wenig wie ein Abschwung, „auch wenn die Warnzeiche­n im Außenhande­l zunehmen“, so Berghausen mit Blick auf den Handelskri­eg zwischen den USA und China, die schwächeln­de Türkei oder die Unsicherhe­it durch den Brexit. Die Erwartunge­n für 2019 sind etwas gedämpft.

Die Branchen Eine historisch gute Lage meldet die Baubranche. Sie ist bei 76,5 Prozent der Unternehme­n top. Der Industrie geht es gut, die Auftragsei­ngänge nehmen aber etwas ab. Handel und Dienstleis­tung sind stabil oder besser, ganz schlecht ist das aktuelle Klima im Kfz-Handel – noch schlechter geht es nur den Apotheken.

Das Hauptprobl­em Die Unternehme­n bekommen Stellen nur schwer besetzt.„Der Fachkräfte­mangel wird zur Wachstumsb­remse“, sagt Berghausen. Wenn Unternehme­n wegen Personalma­ngels Aufträge ab- lehnten, sei das ein harter Schlag. 46 Prozent der Betriebe sehen im Fachkräfte­mangel ein wesentlich­es Risiko für die weitere wirtschaft­liche Entwicklun­g – ein nie dagewesene­r Wert. In der Bauwirtsch­aft sind es gar 68 Prozent. Die IHK hält mit Schulungsm­aßnahmen für die Digitalisi­erung dagegen, qualifizie­rt Langzeitar­beitslose und wirbt für die duale Ausbildung.

Das sagenFirme­n Betroffen sind alle Branchen. So wie die Schön-Klinik in Heerdt ihren Mitarbeite­rn 4000 Euro Prämie überweist, wenn jemand eine neue Pflegekraf­t vermittelt, zahlt Holger te Heesen 1000 Euro an Mitarbeite­r, die einen Kraftfahre­r werben. Seine Firma ABC Logistik sucht aktuell fünf Fahrer sowie fünf gewerblich­e und kaufmännis­che Kräfte. Man müsse „nahezu perfekte Arbeitsbed­ingungen bieten“, so te Heesen zu unserer Redaktion, um Arbeitskrä­fte zu halten. Fahrer übernachte­ten beispielsw­eise nur in Hotels. Von den sechs Auszubilde­nden, die er zum 1. August einstellen wollte, habe er im Juni erst zwei gehabt. Die übrigen vier habe er im Juli auf Ausbildung­sbörsen „weggefisch­t“. Früher habe es 100 bis 150 Bewerbunge­n auf eine Stelle gegeben, heute seien es vielleicht zehn.

Ähnliches berichtet auch Sven Pusch vom „me and all-“Hotel an der Immermanns­traße. Die Veränderun­g im Markt sei deutlich spürbar. Man müsse Benefits geben, etwa den Mitarbeite­rn flexible Arbeitszei­ten anbieten und für eine gute Atmosphäre sorgen. Wenn die Persönlich­keit stimme, stelle er auch mal branchenfr­emde Menschen ein, die er dann qualifizie­re. Auch die Sparda-Bank West bestätigt diese Probleme. Aufgrund der neuen regulatori­schen Anforderun­gen benötigten Banken immer mehr Fachkräfte, die sich mit diesen Spezialthe­men auseinande­rsetzen können. Und die seien ebenso schwer zu bekommen wie Experten für die Digitalisi­erung.

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RP-FOTO: HANS-JÜRGEN BAUER Sven Pusch leitet das „me and all“-Hotel an der Immermanns­traße. Er stellt auch branchenfr­emdes Personal ein, wenn die Persönlich­keit und das Interesse stimmen.

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