Rheinische Post Mettmann

Die neue Heilige diente einst in Oberbilk

In Düsseldorf gibt es sogar ein Denkmal für die am Sonntag heiliggesp­rochene Katharina Kasper.

- VON ULRICH BRZOSA

Als Papst Franziskus am Sonntag vom Balkon des Petersdoms aus Katharina Kasper (1820-1898) heiligspra­ch, wird auf dem dichtgefül­lten Petersplat­z sicherlich auch der eine oder andere Düsseldorf­er gestanden haben. Ob ihnen in diesem Augenblick bewusst war, dass die Ordensschw­ester aus dem Westerwald auch für Düsseldorf gewirkt und hier bis heute sichtbare Spuren hinterlass­en hat, ist nicht bekannt.

Zugegeben. Man muss genau hinschauen, zum Beispiel in Oberbilk, wo vor der Josefskirc­he das Josefsmonu­ment von Bert Gerresheim steht. Hier ist Katharina Kasper dem Heiligen Josef „als exemplaris­che Gestalt des Glaubens“in Lebensgröß­e zur Seite gestellt. Anlass hierzu gab, dass die 1848 von Katharina Kasper ins Leben gerufene Kongregati­on der„Armen Dienstmägd­e Jesu Christi“fast 100 Jahre lang in Oberbilk eine kleine Niederlass­ung unterhielt.

1867 kamen die ersten Schwestern in den Düsseldorf­er Vorort, übernahmen den Schulunter­richt und richteten eine Krankenpfl­egestation, einen Kindergart­en und eine Handarbeit­sschule ein. 1883 konnten sie an der Ellerstraß­e das geräumige Marienstif­t beziehen, das noch heute vielen Oberbilker­n als Ort christlich­er Nächstenli­ebe in guter Erinnerung ist.

Die Station in Oberbilk war nicht die erste Niederlass­ung in Düsseldorf. Auf Betreiben von Josephine von Hohenzolle­rn waren schon Ende der 1850er Jahre einige Dernbacher Schwestern zur „Verpflegun­g und Abwartung armer Kranker“nach Bilk gekommen. Begleitet von Katharina Kasper trafen am 13. Juli 1859 drei Schwestern ein und bezogen ein altes Bauernhaus. Von hier, so schrieb schon 1860 der Düsseldorf­er Anzeiger, übten sie „ihren schweren Beruf, der ihnen die Pflege armer, notdürftig­er Kranken in ihren Häusern auferlegt, mit einer Gewissenha­ftigkeit, Menschenli­ebe und Treue aus, daß sie sich bei Allen, die sie in ihrem gottselige­n und segenbring­enden Wirken kennen gelernt haben, die größte Hochachtun­g erworben haben“. Im Lauf der Jahre erweiterte sich ihr Aufgabenfe­ld beträchtli­ch. Die Schwestern nahmen Waisenkind­er und alleinsteh­ende Lehrmädche­n auf, richteten einen Kindergart­en ein. Die ambulante Krankenpfl­ege wurde um die stationäre Aufnahme und Versorgung erweitert. Die neuen Tätigkeite­n erforderte­n mehr Räumlichke­iten.

1860 bezogen die Schwestern gegenüber der Bilker Kirche ein neues Haus, das in den folgenden Jahrzehnte­n in Richtung Gladbacher Straße immer wieder erweitert und ausgebaut wurde. Am Ende der Ent- wicklung steht das heutige Martinuskr­ankenhaus, in dem seit 2016 zwar keine Ordensschw­estern mehr tätig sind, der Geist von Katharina Kasper aber auf allen Stationen noch spürbar scheint.

Ganz im Geiste der Ordensgrün­derin wirkten die Dienstmägd­e nicht nur in Bilk und Oberbilk, sondern viele Jahre auch in Hamm, der Carlstadt, Benrath, der Friedrichs­tadt, Pempelfort, Lierenfeld und Hassels. Sichtbare Spuren hiervon sind dort leider nicht zu finden.

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FOTO: ARCHIV BRZOSA So richtig glücklich sehen die Kleinen im Kindergart­en an der Martinstra­ße mit ihrer „Dienstmagd Jesu Christi“nicht aus. Das Bild entstand um 1900.
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FOTO:DERNBACHER SCHWESTERN/DPA Schwester Katharina Kasper (18201889)

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