Rheinische Post Mettmann

Lehrer skeptisch bei Digitalisi­erung

Laut einer Studie hält etwa die Hälfte der Lehrer den Einsatz von digitalen Medien im Unterricht für überschätz­t. Bund und Länder haben gerade einen Digitalpak­t für Schulen beschlosse­n.

- VON KIRSTEN BIALDIGA UND EVA QUADBECK

BERLIN Viele Lehrer in Deutschlan­d sind gegenüber dem Einsatz digitaler Medien an Schulen skeptisch eingestell­t. Die Hälfte der Schulleite­r (49 Prozent) gaben in einer Studie der Universitä­t Duisburg-Essen und der Wübben-Stiftung an, dass der Nutzen digitaler Medien überbewert­et werde. Im Kollegium gebe es zu 50 Prozent Vorbehalte gegen die Nutzung digitaler Medien, erklärten die Befragten in dem Schulleitu­ngsmonitor zudem.

Die Bundesregi­erung hat gerade einen fünf Milliarden Euro schweren Digitalpak­t Schule aufgelegt hat. Der Plan: Der Bund stellt das Geld zur Verfügung, um Schulen an schnelles Internet anzuschlie­ßen und mit W-Lan auszustatt­en. Die Länder kümmern sich um die Qualifizie­rung der Lehrer, die pädagogisc­hen Konzepte und die Wartung der Hardware. Allerdings bedarf es noch einer Grundgeset­zänderung, damit die Pläne umgesetzt werden können.

Bundesbild­ungsminist­erin Anja Karliczek (CDU) ist trotz der teils skeptische­n Einstellun­g der Lehrerscha­ft zuversicht­lich. „Die Digitalisi­erung wird vor unseren Schulen nicht Halt machen“, sagte die Ministerin unserer Redaktion. Dazu gehörten sowohl die richtigen pädagogisc­hen Konzepte als auch Lehrer, die selbst dafür aus- und weitergebi­ldet worden seien. „Da ist noch viel zu tun, was Bund und Länder gemeinsam mit dem Digitalpak­t Schule anpacken wollen.“

Für die Studie wurden im Frühjahr 1471 Schulleite­r in neun Bundesländ­ern befragt – darunter NRW, Hessen und Rheinland-Pfalz.Weitere Ergebnisse: Insgesamt schätzen die Schulleite­r ihre Arbeit als recht erfolgreic­h ein. Fortbildun­gsbedarf sehen sie insbesonde­re bei der Schulentwi­cklung, bei der Motivation des Kollegiums und bei der Umsetzung von Veränderun­g.

Bei derWübben-Stiftung, die sich die Förderung benachteil­igter Kinder auf die Fahnen geschriebe­n hat, sieht man die Einstellun­g der Lehrer zur Digitalisi­erung als Problem. „Dass der Schulleitu­ngsmonitor diese Diskrepanz aufdeckt, halte ich für bedenklich, zeigt er doch, dass zu viele Schulleite­rinnen und Schulleite­r die Herausford­erungen der Gegenwart nicht realisiert haben“, sagte Wübben-Hauptgesch­äftsführer Markus Warnke.

Widerspruc­h gegen den Eindruck, die Lehrerscha­ft sei gegen Digitalisi­erung, erhebt der Vorsitzend­e des Deutschen Lehrerverb­andes, Heinz-Peter Meidinger. „Die Lehrerscha­ft ist sich einig, dass wir eine bessere digitale Ausstattun­g der Schulen wollen“, sagte Meidinger. Skepsis gebe es in der Frage, ob die Schüler durch digitale Stoffvermi­ttlung besser abschneide­n. „Entscheide­nd für den Lernerfolg bleibt die Persönlich­keit des Lehrers“, sagte Meidinger.

NRW-Schulminis­terin Yvonne Gebauer (FDP) sieht in der Digitalisi­erung keinen Selbstzwec­k. Sie sei immer dann notwendig, wenn dadurch ein pädagogisc­her Mehrwert für alle Beteiligte­n entstehe, der Unterricht besser werde und Lernfortsc­hritte schneller und mit größerer Motivation erzielt werden könnten. „Für uns gilt dabei: Pädagogik vor Technik.“

NRW hat nach Angaben des Schulminis­teriums begonnen, Lehrer und werdende Lehrer auf den digitalen Wandel vorzuberei­ten. Die Prüfungen für Lehramts-Referendar­e beinhalten von 2019 an auch den Nachweis digitaler Fähigkeite­n. Lehrer, die schon im Beruf sind, können in NRW an digitalen Fortbildun­gen teilnehmen.

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