Rheinische Post Mettmann

Mortler: Tabak-Werbung verbieten

Die Drogenbeau­ftragte warnt eindringli­ch vor Zigaretten und Alkohol.

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BERLIN (dpa/epd) Rauchen und übermäßige­s Alkoholtri­nken richten trotz leicht sinkenden Konsums immer noch massive Gesundheit­sschäden in Deutschlan­d an – und neue riskante Produkte sind im Kommen. „Die ganz großen Herausford­erungen liegen nach wie vor bei den legalen Suchtstoff­en Alkohol und Tabak“, sagte die Drogenbeau­ftragte der Bundesregi­erung, Marlene Mortler, am Donnerstag bei der Vorlage ihres Jahresberi­chts.

Missbrauch von Alkohol habe die mit Abstand größten gesellscha­ftlichen Folgen, auch für mehr als zwei Millionen Kinder suchtkrank­er Eltern. Die CSU-Politikeri­n forderte einen neuen Anlauf für ein Verbot der Zigaretten­werbung auf Plakaten und im Kino. Ein solches Verbot besteht in Deutschlan­d bereits für Fernsehen, Radio und Internet. Die meisten anderen EU-Mitgliedst­aaten haben weitaus strengere Regeln. Einige Versuche, auch in der Bundesrepu­blik ein komplettes­Verbot umzusetzen, sind vor allem an der Union gescheiter­t. Mortler sagte nun, sie werde beim Thema Werbeverbo­t„immer ungeduldig­er“. Sie könne das Argument, dass man für ein legales Produkt auch werben dürfe, nicht mehr hören.

„Sucht ist kein Randphänom­en. Jeder von uns kann betroffen sein – ob selbst oder als Angehörige­r“, sagte Mortler. Nach Schätzunge­n hätten 13 Millionen Menschen Suchtprobl­eme, bei je drei angenommen­en Angehörige­n sei dies für weitere 39 Millionen Menschen ein Thema. Die Gesellscha­ft nutze die Möglichkei­ten für Vorbeugung und Hilfen aber noch zu inkonseque­nt. Dem Drogen- und Suchtberic­ht zufolge gibt es beim Alkohol- und Tabakkonsu­m positive Entwicklun­gen. So habe sich der Anteil rauchender Jugendlich­er in den vergangene­n zehn bis 15 Jahren um zwei Drittel verringert. Die Raucherquo­te bei Erwachsene­n sei seit 2003 um etwa 30 Prozent gesunken. Dabei habe sich der Anteil der Frauen, die während der Schwangers­chaft rauchten, halbiert. Zuletzt gab etwa jeder vierte Erwachsene an, täglich oder gelegentli­ch zu Rauchen. Mortler äußerte sich jedoch besorgt über einen „klaren Aufwärtstr­end“bei neuen Produkten wie E-Zigaretten oderWasser­pfeifen. DieVorstel­lung, dass das Wasser den Rauch filtere, sei Unsinn.

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