Das ewige rheinische Duell
Am Freitag trifft die Düsseldorfer EG auf die Kölner Haie. Die Rivalität der Eishockeyklubs ist historisch begründet und war zuweilen am Rande der Erträglichkeit. Sie begann Mitte der 1970er Jahre.
DÜSSELDORF Dass Großstädte wie Düsseldorf und Köln auf vielen Feldern als Konkurrenten auftreten, liegt in der geografischen Nähe begründet. Nirgendwo aber zeigt sie sich in derart spektakulärer Rivalität wie auf dem blanken Parkett der Deutschen Eishockey Liga (DEL).Während die FC-Anhänger zweite Fußball-Wahl sehen und sich mit der selbstsicheren Behauptung trösten, im nächsten Jahr werde man mit der Fortuna eben wieder die Liga tauschen, bedeutet das Gastspiel der Kölner Haie im Düsseldorfer ISS Dome am DEG-Platz 1 auch an diesem Freitagabend wieder eine heiß umkämpfte Neuauflage des ewigen rheinischen Duells. Immer verbissen und auf Augenhöhe. Einst waren die altehrwürdigen Eisstadien an der Brehmstraße und an der Lentstraße in Köln Schauplätze von Highlights, die in die Annalen dieser beiden achtmaligen Titelträger eingegangen sind.
Die Rivalität in früheren Jahren überschritt oft das Maß des Erträglichen. Das hatte viele Gründe. Es waren auf beiden Seiten auch persönliche Animositäten im Spiel, wenn es darum ging, mit illustren Transfers und Meistertiteln die besseren Schlagzeilen zu machen. Namen wie Clemens Vedder, Dr. Jochem Erlemann in Köln, Josef Klüh, Ben Zamek, Rainer Gossmann in Düsseldorf zogen die Strippen – Justiz und Finanzamt entdeckten dabei manchen Sündenfall. Es waren turbulente Zeiten, in denen die eine Seite der anderen von ganzem Herzen alles wünschte, solange es nichts Gutes war.
Hochgeschaukelt hatte sich die Rivalität, nachdem die DEG Mitte der 1970er Jahre schon drei Deutsche Meisterschaften eingefahren hatte, da schlugen die Kölner zurück und warteten mit dem Königstransfer namens Erich Kühnhackl auf; mit dem Weltklassemann vom EV Landshut gewannen sie ihre ersten beiden Titel. Im März 1979 feierten sie sich selbst spektakulär, indem sie statt in Eishockeykluft im feinen Zwirn und mit Zylinder zum Warmspielen aufs Düsseldorfer Eis kamen. Damit rieben sie der DEG unter die Nase, dass sie nun immer- hin ihren zweiten Titel eingefahren hatten; in der Punktrunde waren sie uneinholbar vorn.
Sehr bald setzte die DEG das Geld nadelstichartig ein: Sie kaufte der Konkurrenz und am liebsten den Kölnern die Stars weg – nur Kühnhackl bekamen sie nicht zu fassen; der kehrte nach Lands- hut zurück. Gerhard Kießling („Immer cash in de Täsch!“) kam als Trainer und brachte Sohn Udo mit zur DEG. Zum Titel reichte es mit den beiden allerdings nicht. Wohl dann mit dem nächsten Zugriff: Gerd Truntschka und Dieter Hegen – der Weggang dieses spielerisch überragenden Duos tat den Haien so rich-
tig weh und führte zu üblen Kommentaren. Wichtigster Erfolgsgarant für die DEG wurde Helmut de Raaf, den Düsseldorfs Trainer Heinz Weisenbach einst als zu „grün“aussortiert hatte. Im Kölner Tor sammelte der „Heli“Erfahrung und vier Titel – und nach seiner Rückkehr an die Brehmstraße fünf mit der DEG, drei Mal im Finale gegen Köln. Je professioneller das Eishockey wurde, desto abgekühlter ging man miteinander um. Geblieben ist im Falle eines Falles beiderseits allein die Schadenfreude. Spätestens seit dem Jahr 2000 wissen die Düsseldorfer, was sie den Haien wert sind. Als die DEG nach zweijähriger selbstgewählter Zweitklassigkeit in die DEL zurückkehrte, entfaltete der Dauerrivale an der Brehmstraße ein Transparent: „Welcome back.“
Ja, Köln hatte die DEG schmerzlich vermisst. Und umgekehrt. Man braucht einander, hat kurze Wege und volle Häuser. Beispiel für das gern praktizierte Miteinander: 2015 kamen die Haie zumWinter Game in die Düsseldorfer Arena, am 12. Januar 2019 findet die Revanche in Köln statt. Da, wo der FC spielt. Eine Klasse unter der Fortuna.
Unser Autor berichtete von 1959 bis 2003 für die RP. Für seine Verdienste wurde er in die Hall of Fame des deutschen Eishockeys aufgenommen.