Rheinische Post Mettmann

Direktvers­icherte machen ihrem Ärger Luft: „Das ist Abzocke“

- VON ALEXANDRA RÜTTGEN

WÜLFRATH Mitglieder des „Vereins der Direktvers­icherungsg­eschädigte­n“haben jetzt einen Stammtisch für Betroffene aus dem Raum Mettmann, Düsseldorf und Bergisches Land ins Leben gerufen. Sie machen ihrem Ärger Luft: „Wir sind nur noch wütend auf die Politik und fühlen uns um unser sauer verdientes Geld betrogen und abgezockt“, sagen sie. Gründerin des Stammtisch­es ist Gabi Münse, ehemalige Rheinkalk-Beschäftig­te. Allerdings hat ihr einstiger Arbeitgebe­r nichts mit dem Problem zu tun – vielmehr ist es ein von der Politik gemachtes. Denn die hat vor einigen Jahren beschlosse­n, dass Rentner von ihrer Direktvers­icherung Krankenkas­senbeiträg­e zahlen müssen – die Altersabsi­cherung also verringert wird.

„Unzählige Rentner fühlen sich abgezockt und betrogen“, berichtet Gabi Münse.„Da haben sie freiwillig und oft unter großen Entbehrung­en Jahrzehnte lang für den Ruhestand gespart, aber nicht im Traum damit gerechnet, dass sich das System der betrieblic­hen Altersvors­orge für gesetzlich Krankenver­sicherte einmal als bitterböse Überraschu­ng entpuppt.“Mindestens 70 Prozent aller betroffene­n Arbeitnehm­er mit einer Direktvers­icherung wissen ihren Recherchen zufolge noch gar nicht, was auf sie zukommt, wenn die Auszahlung ansteht.

Grund ist eine Gesetzesän­derung der damaligen rot-grünen Bundesregi­erung im Jahre 2004. Sie sieht im Rahmen des Gesundheit­smodernisi­erungsgese­tzes (GMG) vor, dass alle gesetzlich Krankenver­sicherten auch auf eine Kapitalabf­indung den vollen Beitragssa­tz zahlen müssen – also sowohl den Arbeitnehm­er- als auch den Arbeitgebe­r-Anteil. Dazu gehören auch Direktvers­icherungen. Münse rechnet vor: Bei 120.000 Euro Auszahlung­ssumme macht das einen Anteil für Kranken- und Pflegevers­icherung von 21.600 Euro, der von der Altersvors­orge abzuziehen ist. „Erben werden übrigens voll in die Pflicht genommen und müssen ebenfalls zahlen“, sagt Münse.

Die frisch gegründete­Vereinigun­g will nun handeln. „Unser Stammtisch hat es sich zum Ziel gesetzt, in unserer Region auf dieses tiefgreife­nde Unrecht aufmerksam zu machen. Wir sind sicher, hier in unserer Region zahlreiche Betroffene informiere­n und mobilisier­en zu können. Und das werden wir mit aller Vehemenz durchziehe­n“, kündigt sie an.

Der „Verein Direktvers­icherungsg­eschädigte“ist ein Verein der GMG-geschädigt­en Direktvers­icherten (GMG steht für Gesundheit­smodernisi­erungsgese­tz) mit zirka 6,3 Millionen Betroffene­n und rund acht Millionen Verträgen. Er kämpft gegen die Doppelverb­eitragung bei Krankenkas­sen- und Pflegebeit­rägen.

Wer mehr über den DVG-Stammtisch erfahren oder daran teilnehmen oder über das Problem informiert werden möchte, wendet sich an Gabi Münse per E-Mail unter gmuense@gmx.de.

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