Direktversicherte machen ihrem Ärger Luft: „Das ist Abzocke“
WÜLFRATH Mitglieder des „Vereins der Direktversicherungsgeschädigten“haben jetzt einen Stammtisch für Betroffene aus dem Raum Mettmann, Düsseldorf und Bergisches Land ins Leben gerufen. Sie machen ihrem Ärger Luft: „Wir sind nur noch wütend auf die Politik und fühlen uns um unser sauer verdientes Geld betrogen und abgezockt“, sagen sie. Gründerin des Stammtisches ist Gabi Münse, ehemalige Rheinkalk-Beschäftigte. Allerdings hat ihr einstiger Arbeitgeber nichts mit dem Problem zu tun – vielmehr ist es ein von der Politik gemachtes. Denn die hat vor einigen Jahren beschlossen, dass Rentner von ihrer Direktversicherung Krankenkassenbeiträge zahlen müssen – die Altersabsicherung also verringert wird.
„Unzählige Rentner fühlen sich abgezockt und betrogen“, berichtet Gabi Münse.„Da haben sie freiwillig und oft unter großen Entbehrungen Jahrzehnte lang für den Ruhestand gespart, aber nicht im Traum damit gerechnet, dass sich das System der betrieblichen Altersvorsorge für gesetzlich Krankenversicherte einmal als bitterböse Überraschung entpuppt.“Mindestens 70 Prozent aller betroffenen Arbeitnehmer mit einer Direktversicherung wissen ihren Recherchen zufolge noch gar nicht, was auf sie zukommt, wenn die Auszahlung ansteht.
Grund ist eine Gesetzesänderung der damaligen rot-grünen Bundesregierung im Jahre 2004. Sie sieht im Rahmen des Gesundheitsmodernisierungsgesetzes (GMG) vor, dass alle gesetzlich Krankenversicherten auch auf eine Kapitalabfindung den vollen Beitragssatz zahlen müssen – also sowohl den Arbeitnehmer- als auch den Arbeitgeber-Anteil. Dazu gehören auch Direktversicherungen. Münse rechnet vor: Bei 120.000 Euro Auszahlungssumme macht das einen Anteil für Kranken- und Pflegeversicherung von 21.600 Euro, der von der Altersvorsorge abzuziehen ist. „Erben werden übrigens voll in die Pflicht genommen und müssen ebenfalls zahlen“, sagt Münse.
Die frisch gegründeteVereinigung will nun handeln. „Unser Stammtisch hat es sich zum Ziel gesetzt, in unserer Region auf dieses tiefgreifende Unrecht aufmerksam zu machen. Wir sind sicher, hier in unserer Region zahlreiche Betroffene informieren und mobilisieren zu können. Und das werden wir mit aller Vehemenz durchziehen“, kündigt sie an.
Der „Verein Direktversicherungsgeschädigte“ist ein Verein der GMG-geschädigten Direktversicherten (GMG steht für Gesundheitsmodernisierungsgesetz) mit zirka 6,3 Millionen Betroffenen und rund acht Millionen Verträgen. Er kämpft gegen die Doppelverbeitragung bei Krankenkassen- und Pflegebeiträgen.
Wer mehr über den DVG-Stammtisch erfahren oder daran teilnehmen oder über das Problem informiert werden möchte, wendet sich an Gabi Münse per E-Mail unter gmuense@gmx.de.