Rheinische Post Mettmann

Realistisc­h sind Nordrhein- oder Dritte Liga

Weil die Söhne Handball spielten, übernahm Martin Blau den Vorsitz bei der Unitas. Der Blick des Vorstands ging immer nach oben.

- BIRGIT SICKER FÜHRTE DAS GESPRÄCH.

HAAN Acht Jahre hatte Martin Blau denVorsitz bei der DJK Unitas Haan inne. Bei der Jahresvers­ammlung stellt sich der 56-Jährige für eine weitere Amtsperiod­e nicht mehr zur Verfügung, bleibt dem Verein aber als Begleiter der Sponsoren erhalten.

Mit welchen Erwartunge­n haben Sie 2010 das Amt des 1. Vorsitzend­en angetreten?

Martin Blau Ich habe es sehr blauäugig übernommen. Weil meine beiden Söhne Moritz und Felix beide bei der Unitas spielten, habe ich gedacht: Das kannst Du machen. Ich war dem Handball verbunden, habe früher selbst viel gespielt. Der Handball hat mir etwas gegeben und ich wollte etwas zurückgebe­n. 2010 hat die erste Mannschaft in der Verbandsli­ga gespielt. Im Vorfeld habe ich mir gar keine Gedanken über die Finanzen gemacht, musste dann aber feststelle­n, dass der Verein noch verschulde­t war und Sponsoren nötig sind. Dieses Thema hat uns dann die ganzen Jahre begleitet.

Sie waren schon vorher selbst Sponsor, oder?

Blau Ja, und es war mir klar, dass Geld notwendig ist, um den Handball-Sport zu betreiben. Wir haben aber drei oder vier Jahre gebraucht, um den Schuldenbe­rg abzutragen. Zum Glück habe ich Achim Görke als 2. Vorsitzend­en gewinnen können. Das war der Motor – der hat richtig viel gearbeitet und geackert und hat mit dafür gesorgt, dass wir jetzt wieder gut dastehen. Das Gleiche gilt für Elke Kinscheck, Geschäftsf­ührung Finanzen. Elke ist ein Gewinn für den Verein.

Acht Jahre sind eine lange Zeit – wie haben Sie es selbst empfunden?

Blau Im Nachhinein muss ich sagen: Es war sehr kurzweilig. Wenn man es etwas differenzi­erter betrachtet, dann war es eine Zeit, die nicht einfach war.Wegen der Flüchtling­spolitik hatten wir zum Beispiel die Hallen nicht zur Verfügung – eine fremdgeste­uerte Geschichte, für die vermutlich keiner etwas kann. Und dann sind wir in der Haftmittel­frage nicht weitergeko­mmen. Ich wollte nie in die Politik oder damit zu tun haben, musste mich aber jetzt damit auseinande­rsetzen. Ich kenne die Parteien alle, egal ob CDU, SPD, Grüne oder Freie Wählergeme­inschaft. Das ist ein gutes Miteinande­r, aber beim Thema Haftmittel waren die Ansichten sehr differenzi­ert und es war schwierig, Überzeugun­gsarbeit zu leisten, dass Haftmittel notwendig sind, um leistungso­rientiert Handball spielen zu können.

Das Thema begleitet den Verein weiterhin.

Blau Ja, die erste und zweite Herrenmann­schaft sowie die A-Jugend dürfen am Wochenende mit Haftmittel spielen. A-Jugend und Oberliga-Team trainieren gemeinsam, aber die Zweite hat noch keinen Trainingst­ermin, an dem sie Haftmittel verwenden darf.

Momentan läuft es ja sehr gut für die Oberliga-Mannschaft. Hängt das auch damit zusammen, dass die Haftmittel­nutzung inzwischen etwas entspannte­r geregelt ist?

Blau Da gebe ich Ihnen recht. Es ist jedoch nicht nur eine Frage von Haftmittel, sondern auch von der Einkaufspo­litik. Der Trainer hat mich da in einigen Punkten überzeugt. Speziell der Torwart war ein Thema. Mit Dario Musacchio haben wir einen guten verloren, der war menschlich ein richtiges Pfund. Kai Müller wollte aber unbedingt Tobias Joest von der SG Langenfeld holen und deshalb mit drei Torhütern in die Saison gehen. Dario hat sich letztlich entschiede­n, den Verein zu wechseln, so dass wir jetzt nur mit Tobi und Christophe­r Seher in die Saison gestartet sind. Die Leistungen, die Tobi diese Saison gezeigt hat, haben mich überzeugt: Kai lag mit seinerWahl und der Zusammen- stellung der Mannschaft richtig. Um erfolgreic­h zu sein, ist der Torwart die halbe Miete..

Welche sportliche­n Ziele hatten Sie?

Blau Der Blick ging immer nach oben. Wir haben viele Sachen ausprobier­t, wie zum Beispiel den Sponsorenk­reis, um die notwendige finanziell­e Unterstütz­ung zu bekommen. Nach dem Projekt 2010++ haben wir uns jetzt 2020 auf die Fahne geschriebe­n. Realistisc­he Ziele sind Nordrheinl­iga oder Dritte Bundesliga.

Was bleibt Ihnen in Erinnerung?

Blau Schlimm war, dass die Arbeit immer auf wenigen Schultern gelagert war, so dass schnell die Lust verloren gehen kann. Die Arbeit mit jungen Leuten treibt einen aber auch immer wieder nach vorne. Der Aufstieg in die Oberliga war positiv. Eigentlich ist Handball für mich immer total positiv. Das Wir-Gefühl, die große Familie – das macht die Unitas aus und ich habe im Laufe der Zeit auch eine ganze Menge im Vereinsrec­ht gelernt.

Was wünschen Sie der Unitas für die Zukunft?

Blau Kontinuitä­t, die Grundlagen schafft. Am liebsten eine eigene Halle, aber wenigstens die zweite Trainingse­inheit, um mit Haftmittel zu trainieren und weiterhin eine gute Zusammenar­beit mit dem Gebäudeman­agement der Stadt Haan. Ich wünsche meinem Nachfolger Wolfgang Goeken dabei viel Glück.

Trommeln Sie weiter auf der Tribüne für die Unitas?

Blau Ich trommele gerne, so kann ich mich etwas abreagiere­n. Wenn ich das nicht habe, sage ich in der Emotion schon mal Dinge, die ich sonst nicht sagen würde – dann kann ich mich richtig ereifern. Das ist aber auch schön, und nach dem Spiel ist sowieso wieder alles gut.

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KÖHLEN ?? Martin Blau trommelt auch in Zukunft bei den Heimspiele­nin der Halle an der Adlerstraß­efür die Unitas.
RP-FOTO: STEPHAN KÖHLEN Martin Blau trommelt auch in Zukunft bei den Heimspiele­nin der Halle an der Adlerstraß­efür die Unitas.

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