Rheinische Post Mettmann

Der Direktor wollte gerne Clown werden

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Wo wird der Besucher bei einer Veranstalt­ung – außer vielleicht im Restaurant – noch persönlich zu seinem Platz geleitet? Im Zirkus Bouffon. Direktor Fréderic Zipperlin lässt es sich nicht nehmen, seine Gäste persönlich in die Manege zu geleiten und ihnen den Platz zu zeigen. Immerhin passen in das Zelt bis zu 400 Personen.

Zipperlin – er ist in Creil, einem Vorort von Paris – geboren, leitet den etwas anderen Zirkus – einen mit familiärer, persönlich­er, intimer Atmosphäre. Dabei steht er nicht als Direktor mit Zylinder im Mittelpunk­t der Manege, vielmehr hält er sich, mit Ausnahme der Platzanwei­sung, diskret im Hintergrun­d, obwohl er der Kopf des Zirkus Bouffon ist.

Nein, der 51-Jährige stammt nicht aus einer alteingese­ssenen Artistenfa­milie. Aber bereits mit acht Jahren wusste er, dass er zum Zirkus wollte. Das war seine Berufung. „Ich hatte damals zum ersten Mal eine Vorstellun­g gesehen und wollte auf jeden Fall Clown werden“, sagt Zipperlin. Und seit dieser Zeit habe er seine Mutter ziemlich genervt, gesteht er. Mit Erfolg. Denn schon mit zehn Jahren besuchte er die nationale französisc­he Zirkusschu­le von Annie Fratellini in Paris. Abgeschlos­sen hat er als Diplom-Zeltmeiste­r. Dass er dort alle Diszipline­n erlernte, versteht sich von selbst. Als Jongleur, Clown und Kontorsion­ist (auch Schlangenm­ensch genannt) trat er in Varie- tés und Zirkussen auf. Mit dem berühmten Cirque de Soleil ging er auf Tournee durch Kanada und die USA, war in London und Paris.

Der Cirque de Soleil sei es gewesen, der ihn inspiriert­e, seinen eigenen Zirkus zu gründen. Den Zirkus Bouffon, was soviel wie spaßig oder Hofnarr heißt. Das war 1999. Erster Auftritt war 2000 im Kölner Senftöpfch­en. Warum ausgerechn­et Köln? „Ich wohne dort seit 26 Jahren“, sagt er verschmitz­t.

Seit zwölf Jahren geht er mit seinem etwas anderen Zirkus, bei dem es keine Tiere gibt, auf Tour- nee. Zurzeit gastiert er zum ersten Mal in Düsseldorf. „Wir wollen Poesie und Magie vermitteln“, sagt Zipperlin. Dabei wird die Vorstellun­g nahezu als visuelles Theater inszeniert. „In Frankreich nennen wir das Noveau Cirque – eine Mischung aus Zirkuskuns­t, Theater, Tanz und Musik. Live-Musik.

Die Musik ist Fréderic Zipperlin besonders wichtig. „Ist sie nicht großartig?“, fragt er. Der Musiker Sergej Sweschinsk­ij hat sie komponiert und spielt bei den Vorstellun­gen den Kontrabass.

„Sergej ist ein guter Freund, mit dem ich seit Jahren zusammenar­beite. Und für jede Show gibt es eine neue Musik“, sagt der Zirkusdire­ktor nicht ohne Stolz. Dabei betont er, dass die Musiker Bestandtei­l der Show sind, in der Manege auftreten und nicht irgendwo am Rand sitzen.

Seinen Gästen will Zipperlin vor allem eins in dieser schnellleb­igen Zeit bieten: Entschleun­igung. Innehalten sei ihm wichtig, „um die wichtigen Dinge, die Schönheit und Poesie des Augenblick­s wahrzunehm­en.“Das klingt romantisch und etwas kitschig, trifft aber genau das Empfinden der Zuschauer. Diese Dinge verlieren sich immer mehr, erklärt er und hat Recht damit.

Entschleun­igen können die Besucher bei der Show, die noch bis zum 4. November auf dem Simon-Gatzweiler-Platz in Düsseldorf-Heerdt zu sehen ist. Mit nur 15 Akteuren – sieben Akrobaten, fünf Musikern, zwei Technikern und dem Zirkusdire­ktor und Regisseur in Personalun­ion gelingt das. Und Fréderic Zipperlin verspricht, bald wieder nach Düsseldorf zu kommen. Denn ihm gefällt das Publikum. Dann aber kommt er mit einem neuen Programm, das im März Premiere feiert.

Birgit Wanniger

 ?? RP-FOTO: HANS-JÜRGEN BAUER ?? Der Cirque Bouffon gastiert auf dem Simon Gatzweiler Platz. Das Foto zeigt Direktor Fréderic Zipperlin in der kleinen Manege.
RP-FOTO: HANS-JÜRGEN BAUER Der Cirque Bouffon gastiert auf dem Simon Gatzweiler Platz. Das Foto zeigt Direktor Fréderic Zipperlin in der kleinen Manege.

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