Rheinische Post Mettmann

Auch Mainz droht Diesel-Fahrverbot

Der Bundesverk­ehrsminist­er soll Regeln für Hardware-Nachrüstun­gen erarbeiten.

- VON KRISTINA DUNZ

BERLIN Nach monatelang­em Gezerre um Maßnahmen gegen Luftversch­mutzung durch ältere Dieselauto­s demonstrie­rt die Bundesregi­erung kurz vor der Landtagswa­hl in Hessen Handlungsf­ähigkeit. Unterdesse­n drohen nach Frankfurt, Berlin, Stuttgart und anderen Großstädte­n nun auch Mainz Diesel-Fahrverbot­e.

Das dortige Verwaltung­sgericht gab am Mittwoch einer Klage der Deutschen Umwelthilf­e (DUH) gegen den Luftreinha­lteplan für die Landeshaup­tstadt statt. Diese muss nun spätestens ab September 2019 Fahrverbot­e für Dieselfahr­zeuge verhängen, wenn der Grenzwert für Stickstoff­dioxid nicht durch andere Maßnahmen im ersten Halbjahr eingehalte­n wird.

Das schwarz-rote Bundeskabi­nett verabschie­dete ein Eckpunktep­apier, wonach die Regeln für Hardware-Nachrüstun­gen bei älteren Dieselwage­n Anfang 2019 in Kraft treten sollen. Verkehrsmi­nister Andreas Scheuer (CSU) soll „unverzügli­ch die rechtliche­n und technische­n Vorschrift­en für den Einsatz von Nachrüstun­gen“erarbeiten, um Ausnahmen vonVerkehr­sbeschränk­ungen zu ermögliche­n. Scheuer – und auch Kanzlerin Angela Merkel (CDU) – hatten diese technische­n Nachrüstun­gen der Abgasreini­gung lange verhindern wollen.

Am 7. November will das Kabinett die Änderung des Immissions­schutzgese­tzes beschließe­n. Damit sollen Fahrverbot­e für Städte, in denen die Belastung zwischen 40 und 50 Mikrogramm liegt, als nicht verhältnis­mäßig eingestuft werden – der von der EU festgelegt­e Grenzwert von 40 Mikrogramm soll davon aber unberührt bleiben. Bei der Gesetzesän­derung geht es der Regierung um dieVerhält­nismäßigke­it. Es soll nicht zu Fahrverbot­en kommen, wenn der Grenzwert nur geringfügi­g überschrit­ten wird. Frankfurt werde angesichts neuer höherer Emissionsw­erte (54 Mikrogramm) nun in die Gruppe der 15 am meisten belasteten Städte einsortier­t, sagte Kanzleramt­sminister Hege Braun (CDU). In dieser Gruppe von Städten sollen Diesel-Fahrern finanziell­e Angebote der Autoindust­rie gemacht sowie Hardware-Nachrüstun­gen bezahlt werden. Bisher weigern sich die Konzerne aber, die Kosten der Nachrüstun­g vollständi­g zu übernehmen. Braun sagte, er sei zuversicht­lich, dass man mit der Autoindust­rie eine Einigung erreichen werde. Die Regierung sei auch überzeugt, mit den geplanten Maßnahmen „in den meisten der 65 betroffene­n Städte Fahrverbot­e vermeiden zu können“. Regierungs­sprecher Steffen Seibert wies zurück, dass die Bemühungen der Bundesregi­erung etwas mit Wahlkampf zu tun habe.

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