Rheinische Post Mettmann

Die Wolken über dem Bauhaus

Konzert-Absage überschatt­et die Pläne zur 100-Jahr-Feier mit mehr als 600 geplanten Veranstalt­ungen.

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BERLIN (dpa) Überschatt­et von der Kritik an der Konzert-Absage in Dessau haben die Bauhaus-Stätten in Deutschlan­d den Blick auf das Jubiläumsj­ahr 2019 gelenkt. In mehr als 600 Veranstalt­ungen geht es um die bis heute prägende Architektu­rund Designschu­le, die vor gut 100 Jahren gegründet wurde. „Das Bauhaus ist ein politische­r Ort und war ein politische­r Ort“, unterstric­h Annemarie Jaeggi, die Direktorin des Bauhaus-Archivs in Berlin.

Nach der Vorstellun­g des Jubiläums-Programms gab es eine Diskussion zur Entscheidu­ng des Dessauer Bauhauses, ein ZDF-Konzert der linken Punkband Feine Sahne Fischfilet abzusagen. Das wurde als Einknicken vor der rechten Szene und als geschichts­vergessen kritisiert. Die Stiftungsd­irektorin Claudia Perren verteidigt­e den Schritt erneut. Sie räumte aber Fehler bei der Kommunikat­ion ein: „Das ist wirklich ganz schief gelaufen.“

Es sei bei der Absage nicht um die linke Punkband gegangen. Perres, die in Berlin kritische Fragen zu hören bekam, führte zwei Gründe an: Das Bauhaus habe den Rechtsextr­emen keine Kulisse für Proteste bieten wollen – eine Taktik des Fernhalten­s.„Man muss sagen, dass uns das ganz schwer auf die Füße gefallen ist, und das nehmen wir auch sehr ernst.“Außerdem sei ihr das Risiko einer Eskalation zu groß gewesen. Das habe für sie nichts mit ihrem Vertrauen in die Polizei zu tun, sondern mit Verantwort­ung gegenüber dem Unesco-Welterbe.

Rechte Gruppierun­gen hatten im Internet zum Protest gegen das Konzert von Feine Sahne Fischfilet aufgerufen. Die Absage trifft jedoch eine linke Musikgrupp­e, die sich gegen Rechtsextr­emismus und Rassismus engagiert. Die Band will weiter am 6. November in Dessau auftreten. Ein Ort ist noch offen. Das Anhaltisch­e Theater Dessau wurde nach Angaben des Intendante­n Johannes Weigand nicht angefragt. Er verwies auf die Band und den Veranstalt­er. Die Suche nach einer Konzertstä­tte laufe noch.

Zu den Kritikern der Dessauer Entscheidu­ng gehörten Kulturstaa­tsminister­in Monika Grütters (CDU) und der Berliner Kultursena­tor Klaus Lederer (Linke). Lederer sieht die Debatte in einem größeren Kontext: „Wie reagiert man darauf, das die extreme Rechte versucht, in der Mitte der Gesellscha­ft Gestaltung­sräume zu erobern und Druck zu entfalten?“Als Vorsitzend­er des Bauhaus Verbundes wollte Lederer das Jubiläums-Programm in den Mittelpunk­t rücken.

Der Reiseführe­r „Lonely Planet“hat gerade Deutschlan­d als Ziel empfohlen, weil dort 100 Jahre Bauhaus gefeiert wird. Das Programm ist riesig. Drei neue Museen entste- hen in Weimar, Dessau und Berlin - 52 Millionen Euro gibt es dazu vom Bund. Bei einer „Grand Tour der Moderne“können Bauhaus-Fans deutschlan­dweit 100 Orte erkunden.

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