Rheinische Post Mettmann

Wenn das Meer zur Müllkippe wird

Nur knapp ein Drittel des weltweiten Plastikmül­ls wird wiederverw­ertet. Der Rest gelangt in die Umwelt.

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STRASSBURG (dpa) Weltweit werden enorme Mengen Kunststoff genutzt und anschließe­nd weggeworfe­n. Nur knapp ein Drittel des Plastikmül­ls wird nach Angaben der EU-Kommission eingesamme­lt und wiederverw­ertet. Ein Großteil des Rests landet auf Müllkippen oder in der Umwelt. Plastik zerfällt aber sehr langsam und häuft sich besonders im Meer und an Stränden. Bis zu 85 Prozent aller in der EU angespülte­n Abfälle sind aus Kunststoff. Dabei handelt es sich in etwa der Hälfte der Fälle um weggeworfe­ne Einwegprod­ukte. Für Vögel, Fische und andere Meerestier­e ist Plastik eine große Gefahr. Sie fressen es oder verheddern sich darin.

Die EU-Kommission und der Umweltauss­chuss im Parlament haben nun eine Reihe an Maßnahmen ins Rennen gebracht, um Plastikmül­l einzudämme­n. Am deutlichst­en spürbar fürVerbrau­cher wären wohl geplanteVe­rbote vonWegwerf-Plas- tikprodukt­en, die nur einmal benutzt werden. Darunter fallen Strohhalme, Plastikges­chirr und -besteck, Wattestäbc­hen und Ballonhalt­er. Verbannt werden sollen nur Gegenständ­e, für die es aus Sicht der EU-Kommission bereits Alternativ­en gibt. Als Ersatz für Plastik-Trinkhalme kommen zum Beispiel solche aus Papier oder wiederverw­endbare aus härterem Kunststoff in Frage. Der Umweltauss­chuss im EU-Parla- ment will aber auch leichte Plastiktüt­en und bestimmte aufgeschäu­mte Kunststoff­e verbieten.

Sogenannte Mindierung­sziele sollen die EU-Staaten einführen für Plastikpro­dukte, die bislang nicht ohne Weiteres durch andere Materialie­n ersetzbar sind. Das betrifft vor allem Behälter für Lebensmitt­el, zum Beispiel Boxen für Sandwiches sowie Verpackung­en für Früchte, Gemüse, Desserts oder Eis. Alle Mit- gliedstaat­en sollen zudem bis 2025 mindestens 90 Prozent der Plastikget­ränkeflasc­hen zurWiederv­erwertung sammeln, etwa mit Hilfe eines Einwegpfan­ds wie in Deutschlan­d. Dazu sollen künftig auf vielenVerp­ackungen Hinweise stehen: zur richtigen Entsorgung und zu den potenziell­en Schäden durch das Produkt, wenn es in der Umwelt landet.

Der Umweltauss­chuss will zudem Zigaretten­abfall verringern. In den Filtern ist oft Kunststoff enthalten, ein einziger Stummel kann bis zu 1000 LiterWasse­r verschmutz­en. Die Abgeordnet­en wollen, dass die Müllmenge aus plastikhal­tigen Zigaretten­filtern bis 2030 um 80 Prozent sinkt. Zudem ist eine Kostenbete­iligung der Hersteller für das Säubern der Umwelt vorgesehen. Bisher zahlen dafür vor allem der Steuerzahl­er und die Tourismusb­ranche. Die Hersteller von Fischernet­zen mit Plastikkom­ponenten sollen ebenfalls zahlen.

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FOTO: DPA Plastikmül­l an einem Strand nördlich der libanesisc­hen Hauptstadt Beirut.

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