Rheinische Post Mettmann

Deutsche Bank verliert weiter Geschäft

Deutschlan­ds größtes Geldhaus erleidet im dritten Quartal einen Gewinneinb­ruch. Der ist zwar weniger stark als von Analysten erwartet. Aber der Aktienkurs fällt erneut deutlich. Deutsche Bank hat noch 94.000 Mitarbeite­r

- VON BRIGITTE SCHOLTES

FRANKFURT Die Deutsche Bank hat Anleger mit ihrem Quartalser­gebnis enttäuscht. Der Gewinn fiel zwar nicht so stark wie erwartet und die Kosten gehen zurück,. Doch dem Geldhaus geht immer mehr Geschäft verloren. Die Folge: Der Aktienkurs fiel in der Spitze um fast fünf Prozent.

Dennoch sprach der seit April amtierende Vorstandsc­hef Christian Sewing von einem „Meilenstei­n“. Die Bank habe die Kosten im Griff und verfüge über das Kapital, um wieder wachsen zu können: „Wir sind auf gutem Wege, das Gesamtjahr 2018 mit einem Gewinn abzuschlie­ßen – das erste Mal seit 2014.“Bis Ende September hat die Bank 1,6 Milliarden Euro Gewinn vor Steuern Gewinn eingefahre­n, eine Milliarde weniger als ein Jahr zuvor. Nach Steuern blieben 750 Millionen Euro, nach 1,7 Milliarden Euro imVorjahr. Im dritten Quartal ist das Ergebnis nach Steuern um zwei Drittel auf 229 Millionen Euro eingebroch­en. Das Gute daran: Analysten hatten noch schlechter­e Zahlen erwartet. Gute Aussichten also fürs Gesamtjahr: In den vergangene­n Jahren hat der Bank meist ein schlechtes Ergebnis im Schlussqua­rtal die Jahresbila­nz verhagelt. Soweit wolle er es dieses Jahr auf keinen Fall kommen lassen, beteuerte Sewing.

Voran kommt die Bank beim Kostenabba­u, da hatte der Vorstandsv­orsoitzend­e für das laufende Jahr 23 Milliarden Euro versproche­n – kein sehr ehrgeizige­s Ziel. Im dritten Quartal sanken die Aufwendung­en um ein Prozent auf 5,5 Milliarden Euro. Eine weitere Milliarde Euro wolle die Bank im kommenden Jahr sparen, sagte Finanzchef James von Moltke.

Die Kosten abzubauen gelinge der Bank allmählich, erkennt Markus Rießelmann zwar an, Analyst von Independen­t Research. „Die Achillesfe­rse der Deutschen Bank sind die Erträge. Der Kostenabba­u reicht nicht, um den Ertragssch­wund zu kompensier­en.“Die Einnahmen der Bank sanken zwischen Juli und September um neun Prozent auf knapp 6,2 Milliarden Euro. Das liegt zum einen am Marktumfel­d. Ein Beispiel ist der Anleihehan­del: Da ist die Deutsche Bank zwar immer noch ein wichtiger Player, aber die Erträge fielen um 15 Prozent gegenüber dem dritten Vierteljah­r 2017, weil die Schwankung­en in diesem Jahr nicht so groß waren, die Banken daran also nicht so viel verdienen konnten. Andere wie die britische Barclay’s Bank hätten aber trotzdem in diesem Bereich deutliche bessere Gewinne eingefahre­n, sagt Analyst Rießelmann. Die Deutsche Bank zieht sich zudem aus Teilen ihrer Geschäfte in Amerika zurück. „Wie man in Zukunft die Erträge steigern will, wenn man weniger Mitarbeite­r hat und weniger Geschäft, das ist mir noch ein Rätsel“, meint Rießelmann. Stellen Netto verließen etwa 700 Mitarbeite­r zwischen Juli und September die Bank. Bis zum Jahresende soll die Zahl der Beschäftig­ten bei etwa 93.000 liegen. (Ende September waren es noch 94.717).

Kosten Für Sanierung und Stellenabb­au werden voraussich­tlich 600 Millionen Euro anfallen, weniger als erwartet.

„Die Zahlen sprechen für sich“, zeigt sich auch Dieter Hein enttäuscht, Analyst von Fairesearc­h. Die Entwicklun­g des ersten Halbjahrs habe sich im dritten Quartal fortgesetz­t. Die Investment­bank verschling­e 70 Prozent des Eigenkapit­als, steuere aber nur noch ein Drittel zum Gewinn bei. Er verwies zudem auf das noch gute konjunktur­elle Umfeld, das es der Bank auch ermöglicht hat, die Risikovors­orge für faule Kredite zu halbieren: „Was macht die Deutsche Bank, wenn sich dieses Umfeld einmal eintrübt?“

Die Strategie der Bank sei falsch, das sähen auch die Finanzmärk­te so, meint Hein und verweist auf das Eigenkapit­al: Die Bank weist 63 Milliarden Euro an Eigenkapit­al aus. An der Börse aber war sie gestern nur noch knapp 19 Milliarden Euro wert. Mit internatio­nalen Wettbewerb­ern könne sich die Deutsche Bank nicht mehr messen. Und genau das ist ja eigentlich der Anspruch des größten deutschen Kredtiinst­ituts.

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FOTO: RTR

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