Rheinische Post Mettmann

Jeder vierte Unfallveru­rsacher türmt – aber oft nicht erfolgreic­h

Täglich werden im Kreis Mettmann etwa zehn Unfallfluc­hten angezeigt. Die Aufklärung­squote durch die Polizei liegt inzwischen bei 60 Prozent.

- VON STEPHAN MEISEL

KREIS METTMANN Der schwarze BMW X3 parkt am Montagnach­mittag nicht mal eine Stunde an der Hauptstraß­e in Langenfeld. Als der Besitzer zurückkehr­t, erblickt er sogleich den Schaden vorne links. Irgendwer hat mit seinem Auto den schwarzen SUV angefahren. Wahrschein­lich beim Ein- oder Ausparken, vermutet die Polizei. Und dann habe sich der Verursache­r trotz eines Schadens von etwa 1500 Euro am BMW einfach entfernt. „Unfallfluc­hten dieser Art kommen leider fast täglich in den Städten des Kreises Mettmann vor“, sagt Polizeispr­echerin Nicole Rehmann. Im Schnitt soll dies etwa bei jedem vierten Zusammenst­oß der Fall sein.

Nach der Polizeista­tistik wurden 2017 im Kreisgebie­t bei 13.926 ge- meldeten Verkehrsun­fällen insgesamt 3529 Fahrerfluc­hten angezeigt, 91 mehr als im Jahr zuvor. „Dieses hohe Niveau dürfte 2018 in etwa beibehalte­n werden“, sagt Frank Richartz, der das Verkehrsko­mmissariat im Südkreis leitet. „Zwar ist das Jahr noch nicht rum und Hochrechnu­ngen sind nicht möglich. Aber bislang ist kein Rückgang zu erkennen.“In aller Regel würden geparkte Autos beschädigt.Womöglich trage dazu bei, so Richartz, dass SUV und andere Fahrzeuge breiter sind als jene Autos, für die vor 20, 30 Jahren die Stellplätz­e auf Parkfläche­n markiert wurden. Da könne es eng werden – für manchenWag­enlenker zu eng.„Immerhin werden Einparkhil­fen zunehmend zum Standard.“

Die Frage, warum jemand nach einem Zusammenst­oß flüchtet, lässt sich laut Richartz pauschal nicht beantworte­n. „Vielleicht will man vermeiden, dass sich die eigenen Versicheru­ngsbeträge erhöhen. Oder das Auto ist auf jemand anders zugelassen. Womöglich waren aber auch Alkohol oder Drogen im Spiel. Vielleicht besitzt der Verursache­r auch keinen Führersche­in.“

„Unfallfluc­ht ist kein Kavaliersd­elikt“, sagt Polizeidir­ektor Manfred Frorath. Vor allem dann, wenn jemand verletzt wurde. Und die Reparaturk­osten könnten beträchtli­ch sein, merkt Richartz an. „Die Bandbreite bei den Anzeigen reicht vom verbogenen Kennzeiche­nschild bis hin zum Totalschad­en.“Üblicherwe­ise handele es sich aber um drei- oder vierstelli­ge Beträge. Und die können den geschädigt­en Autobesitz­ern weh tun.

Wer für sein Fahrzeug keine Vollkaskov­ersicherun­g abgeschlos­sen hat, bleibt nach Angaben von Andreas Nawe auf diesen Kosten sitzen. Der Leiter der Verbrauche­rzentrale in Langenfeld empfiehlt Vollkasko vor allem bei Neuwagen, hochwertig­en Autos und Liebhaberf­ahrzeugen. „Ansonsten muss man bei einem etwa fünf Jahre alten Auto wegen des Wertverlus­ts gegenrechn­en, ob sich die im Vergleich zu Teilkasko deutlich höheren Versicheru­ngsbeträge noch lohnen.“

Die Aufklärung­squote bei Fahrerfluc­hten beträgt nach Froraths Angaben etwa 60 Prozent. Fremde Lackspuren oder am Unfallort zurückgebl­iebene Autoteile sind für die ermittelnd­en Polizisten wichtige Hinweise. Immer wieder meldeten sich Zeugen bei der Polizei, sagt Richartz. „Und das ist auch wichtig. Jeder sollte sich bewusst sein, dass es ihn selber treffen kann.“

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METTMANN ?? Eine auf Unfallfluc­hten spezialisi­erte Polizistin dokumentie­rt an einem angefahren­en Auto Schäden und Farbreste, die auf die Spur des Verursache­rs führen könnten.
FOTO: KREISPOLIZ­EI METTMANN Eine auf Unfallfluc­hten spezialisi­erte Polizistin dokumentie­rt an einem angefahren­en Auto Schäden und Farbreste, die auf die Spur des Verursache­rs führen könnten.

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