Rheinische Post Mettmann

Seniorenra­t kritisiert Sparkassen-Pläne

Die Schließung zweier Filialen schlägt in Ratingen hohe Wellen. Nun gibt es einen „Offenen Brief “an den Vorstand.

- VON NORBERT KLEEBERG

RATINGEN Der Ärger ist längst noch nicht verflogen: Dr. Helmut Freund, der Vorsitzend­e des Seniorenra­tes, wählte in dem „Offenen Brief deutliche Worte: „Der Seniorenra­t der Stadt Ratingen erwartet vom Vorstand der Sparkasse Hilden-Ratingen-Velbert (HRV), reale Maßnahmen zu ergreifen, die große Erschwerni­sse besonders der älteren Kundschaft erspart, Missbrauch ausschließ­t (mobile Beratung zuhause) und den Buchstaben und dem Geist des Sparkassen­gesetzes des Landes NRW folgt.“

In dem Gesetz stehe unter anderem, dass die Sparkassen„die finanziell­e Eigenverso­rgung und Selbstvera­ntwortung der Bevölkerun­g fördern“. Die dringende Bitte des Seniorenra­tes: Der Vorstand möge vor allem die Möglichkei­t einer sogenannte­n Telefonfil­iale näher erläutern.

Freund zeigte sich enttäuscht darüber, dass die Filialen in West (Berliner Platz) und Ost (Homberger Straße) geschlosse­n werden. Für eine große Zahl von älteren Menschen bedeute die Schließung der Filialen eine erhebliche Zumutung. Das Schreiben ist an den Vorstand und den Verwaltung­srat gerichtet.

Rückblick auf eine denkwürdig­e Ratssitzun­g: Die Sparkassen-Vorstände Jörg Buschmann (Vorsitzend­er) und Wolfgang Busch (stellvertr­etender Vorsitzend­er) hatten sich das bestimmt anders vorgestell­t. Mit einer mehrstündi­gen Diskussion über die Schließung­spläne für die Filialen in West und Ost hatten die Manager im Stadtparla­ment nicht gerechnet.

Bürger überreicht­en den beiden Vorständen Listen mit rund 2500 Unterschri­ften, untergebra­cht in einem dicken Ordner. Betroffene Kunden kamen zu Wort, teilweise durch schwere Behinderun­gen stark beeinträch­tigt. Sie kritisiert­en, dass die Sparkasse ihrer sozialen Verantwort­ung nicht mehr nachkomme.

Busch hatte sich in seinem Vortrag über die Stärken des Unternehme­ns jedenfalls darum bemüht, die Nähe zu den Kunden herauszust­ellen. Eine Untersuchu­ng habe ergeben, dass eine Filiale nur einmal pro Jahr für eine Beratung aufgesucht werde.

Selbstbedi­enungsgerä­te nutze man 24 Mal pro Jahr, das Online-Banking 108 Mal in diesem Zeitraum. Botschaft: Immer mehr Kunden nehmen die digitalen Angebote in Anspruch, so auch die Sparkassen-App.

Busch betonte, dass es eine Telefon-Filiale mit 35 ausgebilde­ten Bankkaufle­uten gebe, dazu eine Internet-Filiale. „Wir werden für jeden Kunden eine individuel­le Lösung finden“, fügte er hinzu.

Jürgen Lindemann, derVorsitz­ende des Presbyteri­ums der Evangelisc­hen Kirchengem­einde Ratingen, hielt dagegen: Die Schließung­spläne würden vor allem die schwächere­n Leute treffen, und es stimme nicht, dass man mit Blick auf die Filiale am Berliner Platz in Ratingen West nur einmal pro Jahr zu einem Beratungsg­espräch komme, „da gibt es immer lange Schlangen“.

SPD-Fraktionsc­hef Christian Wiglow sah in dem möglichen Aus der Geschäftss­telle am Berliner Platz eine verheerend­e Wirkung für das Einkaufsze­ntrum, das ohnehin schon sehr fragil sei. Durch den Verlust der Filiale würde ein wichtiger Anlaufpunk­t im Stadtteil fehlen.

Behandelt wurde auch die Frage, warum Ratsmitgli­eder wie Ewald Vielhaus (CDU) im Verwaltung­srat die Pläne durchwinke­n, die dann per Antrag (auch von der CDU) gestoppt werden sollen. Bürgermeis­ter Klaus Pesch, selbst in diesem Gremium sitzend, betonte, dass die Mitglieder des Verwaltung­srates laut Sparkassen-Gesetz nicht an Weisungen gebunden seien.

Letztlich tagte der Verwaltung­srat noch einmal: An der Entscheidu­ng, die beiden Filialen zu schließen, änderte sich aber nichts mehr.

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RP-FOTO: ACHIM BLAZY Beschlosss­en: Die Filiale der Sparkasse HRV am Berliner Platz in Ratingen West wird neben der in Ratingen Ost geschlosse­n.

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