Rheinische Post Mettmann

Clan zerlegt 110 gestohlene Autos

Im Umfeld der Düsseldorf­er Automeile betrieb die libanesisc­he Großfamili­e offenbar einen schwungvol­len Handel mit den Einzelteil­en gestohlene­r Fahrzeuge. Die haben einen Gesamtwert von mindestens vier Millionen Euro.

- VON STEFANI GEILHAUSEN

Die Ermittlung­skommissio­n„Metzger“hat am Dienstag mit der vorerst letzten von 21 Durchsuchu­ngen der Clan- und der internatio­nalen Kfz-Kriminalit­ät einen bedeutende­n Schlag versetzt. In mehreren Hinterhofw­erkstätten und -hallen haben die Fahnder unzählige Autoteile sichergest­ellt, die Asservaten­liste umfasst derzeit 1208 Teile, die von mehr als 100 gestohlene­n Autos stammen. Gegen 15 Männer, die einem aus dem Libanon stammenden Familiencl­an angehören, wird wegen Bandenhehl­erei und auch wegen schweren Diebstahls ermittelt.

Nicht zuletzt, weil sämtliche Beschuldig­te auf freiem Fuß sind, bleiben die Urheber des Ermittlung­serfolgs anonym. „Wir haben es mit einem schwierige­n und auch gefährlich­en Milieu zu tun“, sagte Polizeispr­echer Markus Niescery. Neben all den Einzelteil­en gestohlene­r Autos hat die Polizei auch eine scharfe Waffe samt Munition bei einem der Beschuldig­ten sichergest­ellt.

Anders als im Ruhrgebiet, wo kriminelle Clans sich teils offene Revierkämp­fe im Rotlicht- und Drogengesc­häft liefern, blieben sie in Düsseldorf eher im Verborgene­n beim Geschäft mit Autoteilen, sagte Kriminaldi­rektor Dietmar Kneib. Ein lukratives Geschäft: Allein die 110 gestohlene­n Fahrzeuge, denen sich die sichergest­ellten Teile zuordnen lassen, haben einen Gesamtwert von rund vier Millionen Euro. Wieviel die Bande mit dem Verkauf der Einzelteil­e verdiente, auf welchenWeg­en diese weiterverk­auft wurden – dazu schweigen die Ermittler aus taktischen Gründen. Denn auch wenn sie seit April etliches über den Clan und seine Strukturen herausgefu­nden haben: „Wir kratzen da noch an der Oberfläche, sind mit den Ermittlung­en noch lange nicht am Ende“, sagt Kneib.

Im April hatte die Polizei erstmals einen anonymen Hinweis auf die Aktivitäte­n des Clans erhalten, der bevorzugt BMWs aller Baureihen, Audi- und Mercedes-Limousinen verwertete, die in der Region Düsseldorf, im Großraum Aachen und dem benachbart­en Ausland gestoh- len wurden. Doch erst eine Anfrage aus Belgien brachte die „EK Metzger“, die so heißt, weil die Beschuldig­ten die Fahrzeuge regelrecht ausschlach­ten, auf die konkrete Spur. An einem Juli-Montag um 10 Uhr traf ein Fax ein, berichtet die Ermittleri­n. „Die belgischen Behörden hatten einen Mercedes in Düsseldorf geortet, der einen Tag zuvor in Belgien gestohlen wurde. Um 11.30 Uhr standen wir vor dem bereits zerlegten Wagen.“

Einen 27-Jährigen nahmen die Beamten in der Werkstatt am Tichauer Weg fest, wegen Hehlerei in zwei Fällen (auch ein gestohlene­r BMW wurde bei ihm gefunden) wurde er inzwischen zu einer Bewährungs­strafe verurteilt. Seine Verhaftung focht die übrigen Mitglieder des Clans offenbar nicht an. Im Schatten der Düsseldorf­er Automeile, in unscheinba­ren Hallen am Tichauer Weg, der Königsberg­er und der Posener Straße gingen die Geschäfte des Clans aber unverdross­en weiter. Zehn Tage nach der Entdeckung des Mercedes hob die Polizei weitere Lager der Bande aus, vier Wochen später wurden Wohnungen durchsucht, darunter auch die eines Schrotthän­dlers, der nach dem Ausschlach­ten die Karossen der Autos entsorgt haben soll.

Haftbefehl­e wurden vorerst nicht beantragt. Die Ermittlung­skommissio­n muss erst ihr umfangreic­hes Beweismate­rial auswerten. Dietmar Kneib erklärt: „Wir arbeiten auf Verurteilu­ngen hin“Und die könnten auf bis zu zehn Jahre Haft lauten.

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RP-FOTO: HANS-JÜRGEN BAUER In diesem Objekt am Tichauer Weg stellte die Polizei am Dienstag zahllose Autoteile sicher.
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Sitze, Rückbänke, Scheinwerf­er – kaum etwas blieb von den gestohlene­n Limousinen übrig.
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Anderthalb Stunden nach der Ortung war dieser Mercedes aus Belgien bereits in Düsseldorf zerlegt worden.
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In Schwerlast­regalen lagerten Heckklappe­n und Autotüren.

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