Historiker-Beirat hat schon 700 Straßennamen geprüft
Es geht um die Frage, ob die Namensgeber der Ehre wirklich würdig sind.
(sg) Ein wissenschaftlicher Beirat aus Historikern und Vertretern der Ratsfraktionen hat sich rund 700 Namensgeber von Düsseldorfer Straßen vorgenommen und prüft, ob die Persönlichkeiten womöglich durch nationalsozialistische Biografien belastet sind.
Der Beirat war auf Beschluss des Kulturausschusses eingesetzt worden und hat unter Leitung von Benedikt Mauer (Stadtarchiv) und Bastian Fleermann (Mahn- und Gedenkstätte) seit Sommer bereits das gesamte Straßenverzeichnis der Landeshauptstadt durchgearbeitet. Derzeit werden knapp 100 Gutachten erstellt, die Liste sei „aber nicht geschlossen“, betonte Benedikt Mauer. Nicht untersucht werden Namensgeber, die bereits vor 1870 gestorben sind.
Im nächsten Schritt will der Beirat die untersuchten Persönlichkeiten in drei Kategorien (schwer belastet und nicht haltbar; diskussionswürdig und teilweise belastet; unbelastet) aufteilen. Das muss nicht zwingend Folgen haben, der Beirat sei im Wortsinn beratend tätig, über Umbenennungen von Straßen entscheide allein der Rat, betonte Fleermann.
Weil die Benennung einer Straße eine der höchsten Ehren ist, die eine Stadt einem Bürger erweisen kann, ist eine solche Prüfung durchaus statthaft. Sie könne aber nur „eine Momentaufnahme“auf dem aktuellen Stand des historischen Wissens und frei zugänglicher Dokumente sein. „Es gibt Akten zur NS-Zeit, die vor zehn bis 15 Jahren noch gar nicht zugänglich waren, manche Schutzfristen sind erst danach gefallen“, sagte Fleermann. Stadtarchivar Benedikt Mauer ist deshalb sicher: „Die Diskussion über Straßennamen wird auch nach Abschluss unserer Arbeit ein Thema bleiben.“