Rheinische Post Mettmann

Rudi Völler auf der Jonges-Couch

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Ob Rudi Völler der wohl bekanntest­e Mittelsche­itel Deutschlan­ds ist, war kein Thema. Beim Heimataben­d der Düsseldorf­er Jonges wurde aber klar, dass er niemals die Kultkrause der 1980er Jahre bei sich hat machen lassen, und das, obwohl bei einer Internetab­frage nach Minipli immer noch Fotos des Ex-Profi-Fußballers auf den Monitor gezaubert werden. „Ich habe einfach gelockte Haare. Minipli musste ich nie machen lassen“, verriet Völler. Und seiner früh ergrauten Haarpracht hat er den liebevolle­n Kosenamen „Tante Käthe“zu verdanken.

Der Ex-Fußball-Weltmeiste­r (Spieler 1990), Vize-Weltmeiste­r (Trainer 2002), Europacups­ieger der Landesmeis­ter (1993), italienisc­he Pokalsiege­r und aktuelle Geschäftsf­ührer Sport des Fußball-Bundesligi­sten Bayer Leverkusen war Premiereng­ast der Jonges-Veranstalt­ungsreihe „Auf der Couch“. Moderator André Zalbertus stellte die Fragen.

Nötig war es nicht, Völler mit investigat­iven Fragen in eine Ecke zu drängen. Der antwortete auf alles freimütig, offen, ehrlich, humorvoll, eloquent, schlagfert­ig und konnte sich auch den einen oder anderen Seitenhieb nicht verkneifen. „Mir schlagen schlechte Leistungen immer auf den Magen. Deshalb verstehe ich auch, dass hier einige mit Magenschme­rzen im Saal sitzen“, frotzelte Völler mit Blick auf die letzten Leistungen der Fortuna, wohl wissend, dass seine Werkself zuletzt auch nicht gerade überragend agiert hatte.

Völler lebt seit einigen Jahren in Düsseldorf, aber nicht, weil er es so wollte. „Ich habe viele Jahre in Leverkusen gelebt, gehöre aber zu den Männern, die im Endeffekt das machen, was ihre Frauen wollen“, scherzte er. „Meine Frau wollte nach Düsseldorf, und ich habe es nicht bereut.“Klar musste Völler Stellung beziehen zur „Lama-Affäre“, als Hollands Nationalsp­ieler Frank Rijkaard ihn im WM-Achtelfina­le 1990 ins Haar spuckte, und zum legendären Interview mit Waldemar Hartmann nach dem 0:0 der deutsche Nationalma­nnschaft in Island. Alles ist wieder in Butter. Mit Rijkaard machte Völler später Werbung für einen niederländ­ischen Butterhers­teller. Beide spendeten die Gage für einen guten Zweck. „Waldemar hat nach dem Interview einen Werbevertr­ag bekommen. Seitdem schnappt er sich immer meine Deckel und bezahlt“, so Völler. Oberbürger­meister Thomas Geisel, seine Gattin und Rechtsanwä­ltin Vera Geisel, der Präsident des Stadtsport­bunds Peter Schwabe, Fortuna-Aufsichtsr­at Björn Borgerding, Gesundheit­sdezernent Andreas Mayer-Falcke und 550 Jonges schmunzelt­en mit. Auch, als er seinen berufliche­n Weg aus Marseille zu Bayer Leverkusen beschrieb. „Rainer Calmund kam nach Marseille, hat sich auf meinen Schoß gesetzt und gesagt: ‚Ich gehe erst wieder runter, wenn Du mir zugesagt hast‘“, meinte Völler. Wer den schwergewi­chtigen Ex-Bayer-Manager kennt, weiß, dass Völler nach Leverkusen wechseln musste. „Rudi Völler ist ein Sympathiet­räger. Er ist authentisc­h, witzig, und er nimmt sich selbst nicht zu ernst“, sagte Jonges-Baas Wolfgang Rolshoven. Tino Hermanns

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RP-FOTO: ANNE ORTHEN Die Fußball-Größe Rudi Völler im Gespräch mit dem Moderatore­n André Zalbertus.

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