Martin Schläpfers Top-Ballerina spricht über Leidenschaften
(go) Als Marlucia do Amaral mit leuchtenden Augen und viel Humor von ihrem Werdegang und ihren Rollen erzählt, überblendet sie damit das Bild der bewunderten Ballerina, deren Körperbeherrschung und Ausdruckskraft einzigartig sind. Moderator Frank Labussek stellte die Brasilianerin als eine der profiliertesten Tänzerinnen aus der Kompagnie von Martin Schläpfer vor, „voller Energie, Temperament und Eleganz“.
Aber stets ist bei ihr viel Herz im Spiel. Das wird deutlich in den Ausschnitten aus Schläpfers fabelhaften Balletten, jedes einzelne eine Herausforderung für den Star der gefeierten Kompagnie. Im „Deutschen Requiem“verordnete ihr der Choreograph nur einen Spitzenschuh, Symbol für ihre losgelöste Seele. Der zweite Fuß blieb barfuß und geerdet. „Ich mag Spitzenschuhe“, sagt sie, „darin bin ich zu Hause, sie geben mir Sicherheit“. Im „Forellenquintett“war Marlucia ein munter zappelndes Fischlein: „Ich habe mich tatsächlich so gefühlt.“Bei „Flamenco“spürte sie: „Schmerz und Glück liegen tief drinnen und können gleichzeitig da sein, eine unglaubliche Erfahrung“.
Dass Schläpfer ihr in „Schwanensee“den weißen Schwan Odette anvertraute, „diese Heilige in der Ballettwelt“, betrachtet sie als Geschenk: „Ich dachte, da bin ich raus, das muss eine große Frau sein. So überrascht er mich immer wieder. Und das seit 19 Jahren.“Sie wurde zum Teil auf Kuba ausgebildet. Eine tolle, aber harte Zeit. „Es gab kaum etwas zu essen. Und kein Toilettenpapier.“Sie lacht. Einmal haben wir aus Not ein Buch von Garcia Lorca zerfleddert.“
Über New York kam sie in die Mannheimer Ballett-Akademie von Birgit Keil, wo sie auf Schläpfer traf. Er holte sie nach Mainz, nahm sie 2009 mit nach Düsseldorf. Was wird aus ihr, wenn er 2020 nach Wien geht? Sie zuckt mit den Schultern. „Ich weiß es nicht.“