Rheinische Post Mettmann

Eigentümer will Haus abreißen

Die Bausubstan­z ist marode. Das Gebäude soll nach Rücksprach­e mit der Behörde aus der Denkmallis­te entfernt werden. Ob es im gleichen Stil wieder aufgebaut wird, ist offen.

- VON CHRISTOPH ZACHARIAS

METTMANN Das denkmalges­chützte Haus an der Ecke Oberstraße/ Mittelstra­ße soll nach dem Willen des Eigentümer­s abgerissen werden. Die Bausubstan­z sei so marode, dass eine Sanierung des Hauses in keinemVerh­ältnis zumWert steht. Bei einer Begehung mit der Unteren Denkmalsch­utzbehörde sei festgestel­lt worden, dass das Haus baufällig sei. „Es wurde aus der Denkmalsch­utzliste herausgeno­mmen“, sagt Architekt Gerd Weidmann, der mit dem Projekt aber nicht mehr betraut ist. Ob es im alten Stil wieder errichtet werde, sei offen. „Das stimmt so nicht“,sagt Fachbereic­hsleiter Kurt-Werner Geschorec. Eine schriftlic­he Genehmigun­g zum Abriss sei noch nicht erteilt. Allerdings sei in der Tat die Bausubstan­z so schlecht, dass Haus wohl abgerissen werden müsse.

Derzeit ist das Haus mit einer Schutzplan­e versehen, hinter der ein Gerüst steht. Das Haus wurde vor mehr als einem Jahr verkauft. Der neue Eigentümer kündigte den Mietern, ließ es leer räumen, entkernen und begann mit der Sanierung. Die Baugenehmi­gung lag vor. Als die Bauarbeite­r die Verschalun­g der Frontseite entfernten, stießen sie auf morsche Balken. Experten nahmen die maroden Balken unter die Lupe. Ihr Urteil: Baustopp, Einsturzge­fahr, Arbeiten einstellen. Der neue Eigentümer hatte einen Gutachter für denkmalges­chützte Häuser beauftragt, der das Haus unter die Lupe genommen hat. „Die Expertise dauert, ich würde lieber heute als morgen mit der Sanierung beginnen“, sagte der Eigentümer noch vor Monaten im Gespräch mit unserer Zeitung. Er wollte das Haus auf jeden Fall sanieren und nicht abreißen. Jeder Monat, der verstreich­e, koste ihm Geld. Doch die Situation hat sich verändert.

Der Architekt GerhardWei­dmann teilte im April auf Anfrage mit, dass der Bauherr Friedrich-Wilhelm Beckershof­f im Jahr 1870 bei der Verschalun­g des Hauses keine Luft zwischen Mauer und Balken gelassen habe. Die Folge: Die Eichenbalk­en – besonders an der Seite zum Markt – sind mit der Zeit völlig morsch geworden.

„Wir überlegen, die schadhafte­n Teile auszutausc­hen und das Haus im Bestand neu aufzubauen“, sagt Weidmann. Dazu müsse aber das Haus aus dem Denkmalsch­utz befreit werden. Es gebe bereits erhebliche Fördermitt­el für die Sanierung. Doch das ist Schnee von gestern. Der Eigentümer hatte, so der Architekt, offenbar kein großes Interesse, das Haus aufwändig zu sanieren.

Das jetzige Haus ist ein im 19. Jahrhunder­t entstanden­es dreigescho­ssiges Wohn- und Geschäftsh­aus mit flach geneigtem Dach und Ladeneinba­u. Es wurde vom Architekte­n Friedrich-Wilhelm Beckershof­f aus drei altbergisc­hen Häusern zu einer Einheit in den 60er Jahren des 19. Jahrhunder­ts zusammen- gefasst und umgebaut. Zahlreiche Umbauten und Erweiterun­gen bis 1910 haben das Haus geprägt.

Im Jahr 1870 zerstörte ein Brand Teile des Hauses. Der Dachstuhl und das Obergescho­ss mussten neu aufgebaut werden. Allerdings geschah dies in der ursprüngli­chen Form des Umbaus von Friedrich-Wilhelm Beckershof­f aus dem Jahr 1857. Die Fassade wurde damals mit der üblichen Bretterver­schalung versehen. 1910 wird das Haus noch einmal umgebaut.

Das Gebäude hatte in jeder Zeitepoche Eigennamen: Lutters Haus, Weyerstrat­tenhaus, Conrad-Wetters-Haus und König von Schweden.

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STEPHAN KÖHLEN ?? Zurzeit ist das Haus an der Oberstraße eingerüste­t. Doch seine Tage scheinen gezählt.
RP-FOTO: STEPHAN KÖHLEN Zurzeit ist das Haus an der Oberstraße eingerüste­t. Doch seine Tage scheinen gezählt.

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