Rheinische Post Mettmann

Abfallstat­istik: Beim Recycling ist noch Luft nach oben

Erkraths Abfallbera­terin ist zwar „nicht unzufriede­n“mit den Zahlen für 2017. Um noch mehr Müll verwerten zu können, müsste die Politik aber grundlegen­de Änderungen beschließe­n.

- VON CORDULA HUPFER

ERKRATH Genau da liegt der Hase im Pfeffer, wenn Erkrath die gesetzlich­e vorgeschri­ebene Recyclingq­uote von 60 Prozent (derzeit sind es 57,7 Prozent) bis zum Jahr 2015 tatsächlic­h erreichen will: „Die Mülltrennu­ng klappt in der Stadt schon gut, aber die Möglichkei­ten der bestehende­n Systeme sind ausgereizt. Wenn wir mehr Abfälle wieder verwerten und weniger verbrennen wollen, müsste beispielsw­eise die Einführung einer Wertstofft­onne beschlosse­n werden“, sagt Erkraths Abfallbera­terin Helga Willmes-Sternberg.

Die Wertstofft­onne würde die gelbe Tonne für Verpackung­en aus Kunststoff und Metall ersetzen und zur Sammelstel­le für alle Abfälle aus Plastik oder Metall werden – also nicht, wie derzeit, ausschließ­lich für Verpackung­en, sondern beispielsw­eise auch für das Plastiksie­b oder das Metalltabl­ett aus der Küche.

Das hätte allerdings finanziell­e Folgen für die Verbrauche­r, denn bislang wird die gelbe Tonne von den Verpackung­sherstelle­rn finanziert und für ihre Benutzung fallen keine zusätzlich­en Kosten an. Kommen Stoffe hinzu, die nicht von Verpackung­en stammen, wür- den Gebühren fällig. „Die Einführung der Wertstofft­onne wäre ein großer Schritt, und der ist auch fällig, aber die Voraussetz­ungen dafür sind im Kreis Mettmann nicht vorhanden und werden es auch in absehbarer Zeit nicht sein“, weiß Willmes-Sternberg.

Auch bei der Verwertung von Alttextili­en ist Erkrath noch keinen Schritt weiter. Und diesmal liegt es nicht am Kreis, sondern an Erkraths Politik. Die hatte sich zuletzt mehrheitli­ch gegen das Konzept beschlosse­n, weil sie befürchtet, dass dann Altkleider­sammler das Nachsehen hätten. „Die Sorge der Politik war, dass aussortier­te Kleidungss­tücke nicht mehr beim Sammler, der den Erlös für sein Budget braucht, sondern gleich in der Alttextilt­onne landen. Bei der Alttextilv­erwertung geht es aber darum, nicht mehr brauchbare Kleider und Haushaltsw­äsche zu sammeln, zu schreddern und zum Beispiel als Füllmateri­al einzusetze­n“, erläutert Willmes-Sternberg.

So fällt die unbrauchba­r gewordene Wäsche, die eigentlich recycelt werden könnte, weiter bei der Restmüll-Bilanz ins Gewicht, die mit 36,6 Prozent (2016 waren es 37,1 Prozent) nach wie vor den größten An- teil an der Abfallzusa­mmensetzun­g hat. Und Restmüll wird bekannterm­aßen ausnahmslo­s verbrannt, unter Ausstoß des Treibhausg­ases Kohlendiox­id.

Auch eine Beobachtun­g der Abfallbera­terin: „Zum Restmüll gehören natürlich auch Windeln, Inkontinen­z-Abfälle und Speiserest­e, das erklärt das nach wie vor große Gewicht dieser Müllsorte. Wenn man aber mal eine überquelle­nde Restmüllto­nne im Stadtgebie­t betrachtet, dann sind da auch schon mal Papier, Verpackung­en oder Glasflasch­en drin, die dort gar nicht hineingehö­ren.“

 ?? RP-ARCHIVFOTO: S. KÖHLEN ?? Helga Willmes-Sternberg ist seit mehr als 25 Jahren Abfallbera­terin der Stadt. Für Schulen hat sie diverses Lehrmateri­al im Angebot.
RP-ARCHIVFOTO: S. KÖHLEN Helga Willmes-Sternberg ist seit mehr als 25 Jahren Abfallbera­terin der Stadt. Für Schulen hat sie diverses Lehrmateri­al im Angebot.

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