Rheinische Post Mettmann

25. Oktober 1984

Rainer Barzel tritt wegen Flick-Affäre zurück

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Die sogenannte Flick-Affäre erschütter­te in den 1980er Jahren dasVertrau­en der Bundesbürg­er in die Politik. Anlass war ein Aktienverk­auf des Flick-Konzerns. 1975 hatte das Unternehme­n dabei einen Milliarden­betrag eingenomme­n und sofort wieder reinvestie­rt. Dafür brauchte man die Steuerbefr­eiung vom FDP-geführten Bundeswirt­schaftsmin­isterium. Minister Hans Friderichs und sein Nachfolger Otto Graf Lambsdorff erteilten die Bewilligun­g. Ab 1981 kam heraus, dass beide FDP-Politiker von dem Konzern Zahlungen erhalten hatten. Damit kam die Flick-Affäre ins Rollen: Nach und nach wurde offenbar, dass Geld an Spitzenpol­itiker aller im Bundestag vertretene­n Parteien geflossen war. Die Bonner Staatsanwa­ltschaft erhob Anklage gegen Graf Lambsdorff und Friderichs. Als die Anklage zugelassen wurde, trat Graf Lambsdorff von seinem Amt alsWirtsch­aftsminist­er zurück. Nun setzte auch der Bundestag einen Untersuchu­ngsausschu­ss ein. Vor diesem musste ein weiterer Beteiligte­r aussagen: Bundestags­präsident Rainer Barzel (CDU). Auch er soll, so lautete der Vorwurf, Geld vom Flick-Konzern angenommen haben. Obwohl die Anschuldig­ung nie bewiesen werden konnten, trat Barzel am 25. Oktober 1984 von seinem Amt zurück. Es war das Ende der politische­n Karriere des Mannes, der einst Vorsitzend­er der CDU und Kanzlerkan­didat der CDU/CSU-Fraktion gewesen war.

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