248 Ausbildungsplätze sind noch frei
Eine gemischte Bilanz zieht die Arbeitsagentur für das abgelaufene Ausbildungsjahr.
KREIS METTMANN Die gute Nachricht: Zum Ende des ablaufenden Ausbildungsjahres sind aktuell 248 Lehrstellen unbesetzt. Eine Chance also für jene 253 jungen Frauen und Männer, die bislang noch keine Ausbildung gefunden haben. Die schlechte Nachricht: 248 Lehrstellen sind zum Ablauf des laufenden Ausbildungsjahres noch unbesetzt. Und 253 junge Menschen sind unversorgt geblieben – in beiden Fällen sind es noch zu viele.
Eine gemischte Bilanz zogen jetzt der Chef der Arbeitsagentur, Karl Tymister, sowie Vertreter von Industrie- und Handels- sowie Handwerkskammer für das ablaufende Ausbildungsjahr. Erstmals blieben in diesem Jahr zwar wieder weniger Lehrstellen unbesetzt. Darin sehen die Fachleute ein Zeichen dafür, dass sich die Betriebe intensiver mit den Jugendlichen auseinandersetzen, auch wenn deren vermeintliche Ausbildungsfähigkeit immer noch kritisiert wird.
Doch das günstigere Verhältnis zwischen Angebot und Nachfrage liege nicht etwa daran, dass die Betriebe im Kreis Mettmann mehr Ausbildungsplätze angeboten haben. Vielmehr ist die Zahl der Bewerber zurückgegangen. Und das nicht deshalb, weil ein geburtenschwacher Jahrgang den Druck vom Markt nimmt, sondern weil sich immer weniger Jugendliche von einer Dualen Ausbildung überzeugen lassen. Sie streben stattdessen eine weitere schulische Karriere an. Ein bundesweiter Trend, der sich auch im Kreis Mettmann ma- nifestiert und den die Experten mit Sorge beobachten.„Nach der Schule in die Lehre zu gehen, das ist für viele Jugendliche nicht mehr der normale Standard“weiß Tymister. Und Norbert Woehlke, stellvertretender Geschäftsführer der IHK, ergänzt: „Wir haben ein Imageproblem. Jeder zweite Jugendliche hat Abitur. Da konkurriert der schicke Bache- lor mit der normalen Ausbildung um die Gunst der Jugendlichen.“
Zugleich aber gebe es hohe Abbrecherquoten in diesen Studiengängen.„Und die sammeln wir später wieder ein“, bedauern Tymister und Woehlke. Denn mit Jahren Verspätung streben diese Jugendlichen dann doch noch eine Ausbildung an – mitunter im Handwerk. Auch das zeigt sich erfreut über eine höhere Zahl von abgeschlossenen Ausbildungsverträgen. Doch auch der Appell dieser Branche an die Mitgliedsbetriebe lautet: „Es sollten noch mehr Ausbildungsbetriebe einsteigen“, sagt Gabriele Leßel, Abteilungsleiterin Berufsbildung bei der Kreishandwerkerschaft Mettmann. Denn „was wir über die letzten Jah-
re an Ausbildung hatten, wird nicht reichen, um gut in die Zukunft zu kommen“, gibt Tymister zu bedenken. In der Arbeitswelt stehe ein Generationenwechsel bevor. Viele Beschäftigte gehen in absehbarer Zeit in den Ruhestand. Sie gelte es zu ersetzen – ein Umstand, der den Fachkräftemangel in den kommenden Jahren noch verstärken wird.
So gelte es, die Anstrengungen in den kommenden Jahren zu vergrößern, sind sich alle einig. Denn der Kreis Mettmann konkurriert unter anderem auch mit der Stadt Düsseldorf um den Nachwuchs. 46,3 Prozent der im Kreis Mettmann lebenden Auszubildenden haben ihre Lehrstelle außerhalb des Kreises. Von ihnen haben 47 Prozent einen Ausbildungsplatz in Düsseldorf. „Und es ist bekannt, dass der Jugendliche, der seine Ausbildung außerhalb des Kreises macht, nur selten als Fachkraft wieder zurückkommt“, wissen die Experten.