Rheinische Post Mettmann

Zur Sache bitte!

Ist sie links oder er rechts? Bei der Kampfkandi­datur um den CDU-Vorsitz gehe es um eine Richtungse­ntscheidun­g, heißt es. Ist das so? Wohin würden die Politiker die CDU und das Land führen? Wir haben uns aktuelle und frühere prägnante Positionen der Bewer

- VON MICHAEL BRÖCKER, GREGOR MAYNTZ UND EVA QUADBECK

BERLIN Sechs Tage nach den Eilmeldung­en aus dem CDU-Präsidium mit der Nachricht, dass Angela Merkel schon Anfang Dezember als Parteichef­in aufhört, sitzen die wichtigste­n Frauen und Männer der Partei am Sonntag wieder im Konrad-Adenauer-Haus zusammen und staunen über sich selbst: Da bricht das irgendwann Absehbare, dann aber alle Überrasche­nde über sie herein, doch die Hektik hat sich nach nicht mal einer Woche schon gelegt. Als „bemerkensw­ert gelöst“beschreibt ein Präside die Stimmung.

Das hängt damit zusammen, dass es hier nicht darum geht, schnellstm­öglich irgendwelc­he Seilschaft­en zu bilden, um dem einen oder anderen Startvorte­ile zu verschaffe­n. Das Präsidium und danach derVorstan­d setzen auf den Verzicht von Vorfestleg­ungen. Mehr denn je soll die CDU-Basis dieWahl haben und sich in zahlreiche­n Regionalko­nferenzen selbst ein Bild davon machen, was die drei aussichtsr­eichsten Kandidaten Annegret Kramp-Karrenbaue­r, Jens Spahn und Friedrich Merz persönlich auszeichne­t und mit welchen Themen sie die CDU wohin führen wollen. Zwar wird der eine oder andere Präside die Delegierte­n aus seiner Region bitten, bei den Regionalko­nferenzen ihr Ohr an der Basis zu haben. Denn eine Urwahl durch alle Mitglieder sieht das Statut der CDU nicht vor. Doch letztlich ist jeder Delegierte bei der geheimenWa­hl am 7. Dezember allein seinem Gewissen verantwort­lich.

Dabei werden auch die Erwartunge­n eine Rolle spielen, wann es unter wessen Führung zu einem Wechsel im Kanzleramt kommt. In manchen Berliner Ministerie­n, selbst in den von der SPD regierten, wird bereits intensiv gewispert, dass es schon in wenigen Monaten zum Macht- und Koalitions­wechsel kommen könnte. Annegret KrampKarre­nbauer „Unsere Politik muss ein vertretbar­es Maß an Sicherheit an den Grenzen bieten – wenn wir den Schengenra­um ohne Grenzen innerhalb Europas aufrechter­halten wollen, müssen wir die Außengrenz­en schützen. Aber wir werden uns nicht so abschotten können, dass wir alle abhalten, die zu uns kommen wollen.“ „Es gibt einen Rahmen, der Europa abbildet. Das ist nicht nur die Wirtschaft, nicht nur die Währung, sondern auch ein Verständni­s von Justiz und Rechtsstaa­tlichkeit. Hätte Europa andere Weichenste­llungen vorgenomme­n, könnten wir diejenigen sein, die heute sehnsuchts­voll in andere Länder blicken.“

„Es gibt Bereiche, in denen Digitalisi­erung Arbeitsplä­tze vernichtet. Wir müssen uns um die Arbeitnehm­er schon zu einem frühen Zeitpunkt kümmern, wenn sich ein möglicher Arbeitspla­tzverlust abzuzeichn­en beginnt – und nicht erst, wenn jemand arbeitslos ist. Wir müssen vorbeugend handeln.“ „Die Bürger wollen Konsequenz­en sehen, wenn Zuwanderer nicht bereit sind, sich zu integriere­n, wenn es beispielsw­eise Konflikte in der Schule gibt oder Kinder gar nicht zur Schule gehen. Es ist enorm wichtig, in diesen Alltagsfra­gen unsere Regeln durchzuset­zen.“ „Ein gut positionie­rter Facharbeit­er muss häufig schon den Spitzenste­uersatz bezahlen. Es wäre sinnvoll, die derzeitige Messlatte von einem Jahreseink­ommen von 54.000 auf 60.000 Euro im Jahr anzuheben. Oder wir schmelzen den Solidaritä­tszuschlag zu 100 Prozent ab.“ „Die Lage der Pflege in vielen Kliniken ist unhaltbar. Wir fordern die Bundesregi­erung auf, einen Personalsc­hlüssel für Fachkräfte in der Pflege auch per Gesetz abzusicher­n.“ Friedrich Merz „Die Tatsache, dass wir allein eine solche Entscheidu­ng (das Offenhalte­n der Grenzen für die Flüchtling­e aus Ungarn 2015, Anm. d. Redaktion) über Nacht getroffen haben, ist keine besonders überlegte europäisch­e Politik gewesen.“ „Die EU muss sich auf das Wesentlich­e konzentrie­ren, auf eine gemeinsame Außen- und Sicherheit­spolitik, auf eine aktive Handelspol­itik mit gut koordinier­ter Wirtschaft­s- und Finanzpoli­tik, auf eine einheitlic­he Energie- und Umweltpoli­tik. Hier müssen wir zuerst unsere Hausaufgab­en machen.“

„Unsere Mitglieder, unsere Wählerinne­n und Wähler erwarten einen klaren Kurs in einer Zeit radikaler Umbrüche. Migration, Globalisie­rung, Klimawande­l, Digitalisi­erung: Das sind aus meiner Sicht die größten Herausford­erungen unserer Zeit. Dafür will ich den Aufbruch und die Erneuerung anstoßen.“ „Zuwanderer, die auf Dauer hier leben wollen, müssen sich einer gewachsene­n, freiheitli­chen deutschen Leitkultur anpassen. Einwanderu­ng und Integratio­n können auf Dauer nur Erfolg haben, wenn sie die Zustimmung der Bevölkerun­g finden.“ „Die Steuererkl­ärung muss auf einen Bierdeckel passen. Der Spitzenste­uersatz muss deutlich unter 40 Prozent liegen, der Eingangsst­euersatz deutlich unter 15 Prozent.“ „Ärzte, Krankensch­western und Pflegepers­onal sind zum großen Teil völlig überlastet und werden schlecht bezahlt.“ Jens Spahn „Wer Akzeptanz für Flüchtling­e stärken will, muss Asyl-Missbrauch klar benennen und Ausreisepf­lichtige zurückschi­cken. Die deutsche Gesellscha­ft läuft Gefahr, antisemiti­scher, schwulenfe­indlicher, machohafte­r und gewaltaffi­ner zu werden, als sie bisher ist.“ „Ich möchte eine EU mit starken Institutio­nen, mit verbindlic­hen Regeln, auch mit der Abgabe von nationaler Souveränit­ät in Bereichen, in denen wir gemeinsam stärker sind – aber als Verbund souveräner Nationalst­aaten.“ „Wir brauchen einen neuen Generation­envertrag. In den 2030er Jahren werden jedes Jahr nur halb so viele junge Menschen die Schulen und Universitä­ten Richtung Arbeitsmar­kt verlassen, wie Ältere in Rente gehen. Diese Alterung schultern wir nur, wenn wir Digitalwel­tmeister werden.“ „Zuwanderun­g aus islamische­n Ländern verändert in Teilen das Klima in unserem Land. Wer in ein Land kommt, sollte nicht fragen: ,Wo ist das Amt?‘, sondern: ,Wo kann ich mit anpacken?‘“ „Wir müssen Leistungst­räger entlasten, die den Laden am Laufen halten, daher Soli schrittwei­se abschaffen und Beiträge, wo immer es geht, senken.“ „Das Thema ist in jeder Familie angekommen. Wir müssen den Alltag der Pflegebedü­rftigen und der Pflegekräf­te konkret verbessern. Wir brauchen bis zu 50.000 zusätzlich­e Pflegekräf­te.“

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany