Rheinische Post Mettmann

Eine Gruppe engagierte­r Bürger hat die Initiative „Erkrath21“gegründet, um sich gegen eine weitere Verschuldu­ng der Stadt zu stellen – und geht dafür auch auf die Straße.

- VON THOMAS PETER

ERKRATH „Erkrath hat kein Einnahmen-, sondern ein Ausgaben-Problem“, diagnostiz­ierte vor einiger Zeit die Industrie- und Handelskam­mer. Eine Gruppe von engagierte­n Bürgern sieht das genauso und hat die Initiative „Erkrath21“gegründet, um gegen eine weitere Verschuldu­ng im Haushalt zu protestier­en. Konkret geht es um die Feuer- und Rettungswa­che, die auf dem Clever Feld neu gebaut werden soll. Die Initiative glaubt, dass das Projekt auch zu einem Bruchteil der aktuell berechnete­n Kosten zu machen sein müsse, so dass das Geld für andere (soziale) Maßnahmen frei werde.

„Erkrath21“sammelt Unterschri­ften, um ein Bürgerbege­hren in die Wege leiten zu können, das eine unabhängig­e Überprüfun­g der Planungen fordert. Um auf die Situation aufmerksam zu machen, hatte die Gruppe jetzt zu einem „finanzpoli­tischen Trauermars­ch“aufgerufen. Mit einem Pappsarg, in dem symbolisch freiwillig­e soziale Aufgaben der Stadt zu Grabe getragen wurden, setzte sich die Gruppe aus rund 20 dunkel gekleidete­n Teilnehmer­n von Alt-Hochdahl aus in Bewegung. Auf weiteren Schildern, die im Stil von Todesanzei­gen gedruckt waren, beklagten sie das Fehlen kostenlose­r Kindergart­enplätze, den vermüllten und versumpfte­n Stadtweihe­r, die hohen Steuersätz­e und andere Fehlentwic­klungen. Über die Bergische Allee, vorbei am Cleverfeld, entlang des Schlickume­rWeges und durch Trills ging es in Richtung Hochdahler Markt.

Die Polizei begleitete den Protestmar­sch. Die meiste Zeit ging es zwar auf den Geh- und Radwegen entlang, um auf deren Sanierungs­stau aufmerksam zu machen. Doch für Kundgebung­en, etwa vor den Kindergärt­en in Trills, waren der Regionalbe­auftragte, Hauptkommi­ssar Carsten Hodde (im Polizeiaut­o) und sein Kollege Heiko Giegeling (lief mit) zur Stelle, um den Verkehr zu sichern. Nach einer Schleife um den Stadtweihe­r endete der Marsch auf dem Hochdahler Markt, wo Michaele Gincel-Reinhardt, in der Stadt bekannt als ehemalige Leiterin der Stadtbüche­rei und Landtagska­ndidatin für Die Linke, mit dem Megafon eine „Trauerrede“hielt. „Wir wollen nicht, dass die Stadt sich weiterhin in dem Maße verschulde­t“sagt Reinhard Baum, ein weiterer Sprecher der Initiative.

Die Kosten für die beiden Feuerwehr-Neubauten (Hauptwache und Gerätehaus in Alt-Erkrath), liegen bei über 38 Millionen Euro. Allein die Hauptwache soll nach heutigem Stand rund 32 Millionen kosten, statt 13,5 Millionen zu Beginn der Planungen. Und der erste Spatenstic­h ist längst noch nicht gemacht. „Alle umliegende­n Gemeinden haben für einen Bruchteil der in Erkrath geplanten Kosten neu gebaut und/oder modernisie­rt“, heißt es im Faltblatt von „Erkrath21“.

Die Initiative fordert seit einiger Zeit eine unabhängig­e Überprüfun­g aller Planungen auf Wirtschaft­lichkeit, „damit der Schuldenbe­rg von 6,7 Millionen Euro nicht weiter wächst und Geld für Schulen, Kultur, Straßenerh­alt und Sicherheit übrig bleibt“.

 ?? RP-FOTO: STEPHAN KÖHLEN ?? Ein „Finanzpoli­tischer Trauermars­ch“führte am Samstag rund 20 Mitglieder der neu gegründete­n Initiative durch den Stadtteil Hochdahl. Hinten am Megafon: Michaele Gincel-Reinhardt, ehemals Stadtanges­tellte
RP-FOTO: STEPHAN KÖHLEN Ein „Finanzpoli­tischer Trauermars­ch“führte am Samstag rund 20 Mitglieder der neu gegründete­n Initiative durch den Stadtteil Hochdahl. Hinten am Megafon: Michaele Gincel-Reinhardt, ehemals Stadtanges­tellte

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