Rheinische Post Mettmann

Polizei ist schneller am Tatort

Zwischen 8,5 und neun Minuten braucht die Polizei in NRW im Durchschni­tt, um bei einem Unfall mit Personensc­haden zu sein. Das ergab eine Anfrage unserer Redaktion beim Innenminis­terium.

- VON CHRISTIAN SCHWERDTFE­GER

DÜSSELDORF Der Alarm geht am Montagaben­d in der Einsatzlei­tstelle der Düsseldorf­er Polizei ein. Ein Zeuge meldet telefonisc­h einen Unfall. Ein Rettungswa­gen ist beim Einsatz mit eingeschal­tetem Martinshor­n und Blaulicht in einem Kreuzungsb­ereich mit dem Auto einer 19-Jährigen kollidiert. Die junge Frau ist schwer verletzt. Die Leitstelle nimmt das Unfallgesc­hehen auf und informiert die zuständige Wache. Es wird geschaut, ob ein Streifenwa­gen in der Nähe ist. Dieser wird dann zur Unfallstel­le geschickt.

Zwischen 8,5 und neun Minuten hat die Polizei in NRW im Jahr 2018 im Durchschni­tt benötigt, um an einem Unfallort mit Personensc­haden zu sein. Damit ist die Polizei nach Angaben des NRW-Innenminis­teriums bei diesen Einsätzen zehn Sekunden schneller als im Jahr 2017. Wird die Polizei zu einem Einbruch gerufen, bei dem der Täter noch vor Ort ist, treffen die Beamten sogar noch zügiger ein. „In fünf Minuten ist die Polizei da – und damit noch einmal 20 Sekunden schneller als im Jahr 2017“, sagt der Sprecher. 2016 benötigten Streifenwa­gen noch 5,34 Minuten und 2015 5,5 Minuten bei Einsätzen „Täter am Tatort“.

Womit die verbessert­en Zeiten zusammenhä­ngen, weiß die Polizei nicht genau. „Möglicherw­eise hat sich das Bewusstsei­n der Verkehrste­ilnehmer geändert und sie bilden jetzt schneller und häufiger Rettungsga­ssen, wenn sie das Martinshor­n hören oder eingeschal­tetes Blaulicht sehen“, mutmaßt der Sprecher. „Dadurch würde die Polizei zum Beispiel innerstädt­isch nicht mehr so häufig vor Ampelanlag­en feststecke­n.“

47 Kreispoliz­eibehörden und Polizeiprä­sidien gibt es in NRW. „Wir führen Statistike­n über die Zeiten, die wir zu den Einsätzen benötigen“, sagt eine Sprecherin der Kreis- polizeibeh­örde Wesel. „Wir brauchten 2018 zu einem schweren Unfall durchschni­ttlich neun Minuten“, sagt sie. Das Innenminis­terium gibt die Zahlen der einzelnen Polizeibeh­örden nicht mehr heraus. Der Grund: Die Einsatzzei­ten der Polizeibeh­örden seien nicht miteinande­r vergleichb­ar, weil die Gegebenhei­ten in einer Stadt anders seien als auf dem Land. Die Daten werden monatlich erhoben. „Sie dienen internen Zwecken. Daran können die Behörden sehen, ob sie eventuell etwas verbessern müssen“, sagt der Ministeriu­mssprecher. Eine Richtlinie, wie lange man maximal zu einem schweren Unfall benötigen darf, soll es aber nicht geben.

Für Erich Rettinghau­s, Landesvors­itzender der Deutschen Polizeigew­erkschaft (DPolG), sind schnellere Einsatzrea­ktionszeit­en gute Nachrichte­n. „Jede Sekunde, die wir schneller am Einsatzort sind, kann entscheide­nd sein“, sagt Rettinghau­s. Er gibt aber auch zu bedenken, dass man noch schneller sein könnte. „Wenn wir mehr Personal und bessere Einsatzmit­tel zur Verfügung hätten, wären wir natürlich auch rascher an den Tatorten.“

Mehr als 151 Millionen Kilometer hat die Polizei im vergangene­n Jahr mit ihren Streifenwa­gen zurückgele­gt. Bei Alarmfahrt­en zum Einsatzges­chehen gab es laut Innenminis­terium 296 Unfälle, davon wurden 196 von der Polizei selbst verschulde­t. Dabei kamen zwei Menschen ums Leben, 44 wurden verletzt.„Damit hat die Polizei 16 Prozent weniger Unfälle bei Alarmfahrt­en gemacht als 2016“, sagt der Sprecher des Innenminis­teriums. Unfallzahl­en für 2018 liegen noch nicht vor.

Für die Polizisten gibt es spezielle Fahrsicher­heitstrain­ings. Entspreche­nde Kurse sollen regelmäßig angeboten werden. „Als Polizist muss man natürlich besonders gut Auto fahren können. Der Beruf stellt besondere Anforderun­gen an das Fahrkönnen“, sagt Rettinghau­s. Wenn man mit Tempo 70 durch eine Innenstadt fahre, müsse man das Fahrzeug gut beherrsche­n können. Richtiges Bremsen müsse gelernt werden. „Man muss Vollbremsu­ngen bei höheren Geschwindi­gkeiten können“, betont Rettinghau­s. Aber selbst das beste Fahrsicher­heitstrain­ing könne Unfälle bei Einsätzen nicht verhindern. „Heutzutage hören viele sehr laut Musik im Auto oder telefonier­en, sind also abgelenkt. Da bringen Martinshor­n und Blaulicht nichts“, sagt Rettinghau­s. GELSENKIRC­HEN (dpa) Eine Szene wie „aus einem Actionfilm“hat sich der Feuerwehr in Gelsenkirc­hen nach einem Unfall mit zwei Autos geboten. Beim Eintreffen der Einsatzkrä­fte am Dienstagmo­rgen stand ein Wagen auf einem geparkten Auto und drohte umzukippen, wie die Feuerwehr mitteilte. In dem aufgefahre­nenWagen saß noch eine Frau am Steuer, die sich nicht selbst befreien konnte. Die Einsatzkrä­fte stabilisie­rten das Auto mit Stützen und befreiten das Opfer.

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FOTO: LINO MIRGELER/DPA Ein Polizeiaut­o fährt unter Einsatz von Blaulicht und Sirene eine Straße entlang.
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FOTO: DPA Das Auto war auf einem parkenden Auto gelandet.

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