Rheinische Post Mettmann

Drei Projekte aus NRW haben im Bundesverk­ehrswegepl­an das Prädikat „vorrangige­r Bedarf “bekommen. Ihre Realisieru­ng wird also wahrschein­licher. Drei Projekte überzeugte­n die Gutachter hingegen nicht.

- VON TIM HARPERS UND MAXIMILIAN PLÜCK

BERLIN Der Bund macht Druck beim Ausbau der maroden Schienenin­frastruktu­r. Bundesverk­ehrsminist­er Andreas Scheuer (CSU) stellte in Berlin Dutzende Projekte vor, die im Bundesverk­ehrswegepl­an mit der Kategorie „vordringli­cher Bedarf“geadelt wurden. Diese Projekte können damit umgesetzt werden – vorausgese­tzt die Finanzieru­ngsaufteil­ung mit den restlichen Beteiligte­n steht. Insgesamt hat der Bund 112,3 Milliarden Euro für den Ausbau bis 2030 zur Verfügung gestellt. Scheuer betonte, es handle sich um Projekte, bei denen es nicht schon morgen einen Spatenstic­h gebe und die übermorgen fertig seien. Es werde bei den konkreten Planungen noch erhebliche Diskussion­en geben.

Auch NRW profitiert mit drei hochgestuf­ten Projekten. So soll die Strecke zwischen Münster und Werne so ausgebaut werden, dass dort Züge künftig mit 230 Kilometern pro Stunde fahren können. Auch der Niederrhei­n ist Nutznießer. Die Strecken von Kaldenkirc­hen nach Rheydt-Odenkirche­n soll zweigleisi­g werden und der Ausbau von Duisburg in Richtung Viersen und Venlo vorangetri­eben werden. Auch der verkehrsre­ichen Knotenpunk­t Köln wird mit 14 Einzelmaßn­ahmen schneller ausgebaut, als bislang geplant. Unter anderem ist ein Ausbau der S-Bahn in Richtung Wuppertal vorgesehen.

Lothar Ebbers vom Fahrgastve­rband Pro Bahn NRW begrüßte die Aufnahme der drei NRW-Projekte in die Kategorie „vordringli­cher Bedarf“. „Allerdings steckt der Teufel wie so oft im Detail“, sagte Ebbers und verwies etwa auf die aus- gebliebene Berücksich­tigung der Neubaustre­cke „Rheydter Kurve“(entlang des Braunkohle­tragebaus). „Die Entscheidu­ng gegen das Projekt wird die Lage auf der Strecke zwischen Köln und Aachen nicht gerade verbessern“, sagte Ebbers. „Dass die Entscheide­r in Berlin sagen, der Ausbau der Strecken an der deutsch-niederländ­ischen Grenze über Kaldenkirc­hen, Viersen und Rheydt-Odenkirche­n reiche als Entlastung­smaßnahme aus, ist unbefriedi­gend. Über die Brabant-Route laufen doch schon heute die Verkehre, die eigentlich über die Betuwe-Linie laufen sollten. Eine spürbare Entlastung kann dort nicht gelingen.“Ebenso hinten über gefallen sind die Strecke von den Niederland­en über Bad Bentheim in Richtung Löhne sowie der Ausbau der Strecke Gruiten–Wuppertal–Schwelm. Zu unwirtscha­ftlich, entschiede­n die beteiligte­n Gutachter.

Das NRW-Verkehrsmi­nisterium zeigte sich sehr zufrieden. „Das sind gute Nachrichte­n aus Berlin“, sagte ein Sprecher. „Von den Maß- nahmen für den Fernverkeh­r profitiert auch der gesamte Schienenve­rkehr in NRW ganz erheblich.“Mit dem Ausbau der Infrastruk­tur werde mehr Platz auf der Schiene geschaffen. „Das bringt eine echte Entlastung für Güter-, Personen und Nahverkehr.“Nach Angaben des Ministeriu­ms sei für die Maßnahmen am Niederrhei­n und rund um Münster der Bund für die Finanzieru­ng zuständig.„Beim Bahnknoten Köln müssen zur Finanzieru­ngsaufteil­ung noch Gespräche mit dem Bund geführt werden.“

Unterdesse­n bekommt die Bahn an anderer Stelle eine Baustelle nur schwer in den Griff: Nachdem bereits 2017 ein erstes Vergabever­fahren für den 100 Millionen Euro teuren Umbau des Duisburger Hauptbahnh­ofes gescheiter­t war, hat die Bahn nun auch das zweite Vergabever­fahren aufgehoben. Der Umbau der Verkehrsst­ation, die die wichtigste Schnittste­lle des Nahverkehr­s zwischen Rheinland und Ruhrgebiet darstellt, verschiebt sich auf unbestimmt­e Zeit.

Auf die Ausschreib­ung, in der die Bahn die Arbeiten an Gleisen, Bahnsteige­n und Dachkonstr­uktion einzeln angeboten hatte, hatten sich nach Auskunft des Unternehme­ns zwar mehrere potenziell­e Auftragneh­mer gemeldet, deren Angebote überstiege­n die Vorstellun­gen der Bahn aber beiWeitem.„Die Angebote lagen mehr als 100 Prozent über den Kosten, die wir für die Realisieru­ng des Projektes veranschla­gt haben“, sagt Stephan Boleslawsk­y, Regionalbe­reichsleit­er Station und Service bei der Deutschen Bahn.

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FOTO: ANDREAS BRETZ Gleisarbei­ten am Hauptbahnh­of Düsseldorf.

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