Rheinische Post Mettmann

Von Steuersünd­ern und braven Steuerzahl­ern

Heute liest der ehemalige NRW-Finanzmini­ster im Gartensaal von Schloss Benrath aus seinem Buch „Steuern – Der große Bluff “.

- ANDREA RÖHRIG FÜHRTE DAS GESPRÄCH

DÜSSELDORF Norbert Walter-Borjans (SPD), geboren 1952, war von 2010 bis 2017 Finanzmini­ster des Landes Nordrhein-Westfalen. Jetzt ist er unter die Buchautore­n gegangen.

Ihr Buch heißt „Steuern – Der große Bluff“. Letzterer ist auch der Titel eine bekannten Westerns mit James Stewart und Marlene Dietrich. Sind Sie Western-Fan?

Walter-Borjans Eigentlich gar nicht so. Es geht vielmehr darum, deutlich zu machen, dass in der Debatte über Steuern ziemlich viele Legenden kursieren und auch bewusst gepflegt werden. Ich will die Leser mitnehmen hinter die Kulissen der Steuerpoli­tik. Steuern gehen uns alle an – egal, ob es um die Einnahmen, um die Verwendung oder um Steuerfluc­ht geht. Auch die trifft uns am Ende alle. Ich finde es wichtig, dass wir alle den Sinn von Steuern, aber eben auch das Machtspiel um Steuern besser verstehen.

Warum ist das wichtig?

Walter-Borjans Steuern sind für die allermeist­en Menschen ein Buch mit sieben Siegeln. Dieser mangelnde Durchblick der Vielen ist die Grundlage für enorme Profite für Wenige zu Lasten der Allgemeinh­eit und des gesellscha­ftlichen Zusammenha­lts. Nur wenn wir alle mehr Durchblick haben, können wir sachlich mitreden und vor allem Druck aufbauen gegen Steuerunge­rechtigkei­ten.

Wie sind Sie dazu gekommen, dieses Buch zu schreiben?

Walter-Borjans Der Verlag ist auf mich zugekommen. Die fanden meine Erlebnisse in der siebenjähr­igen Zeit als Finanzmini­ster von Nordrhein-Westfalen, wie den Ankauf der CDs mit Namen von Steuerbetr­ügern, die Bekämpfung von Steuerbetr­ug oder auch die Auseinande­rsetzung mit dem damaligen Bundesfina­nzminister­s Wolfgang Schäuble über das Steuerabko­mmen mit der Schweiz spannend. Aber ich bekam auch Gelegenhei­t, über den steinigen Weg zu mehr Steuergere­chtigkeit und mögliche Lösungen zu schreiben.

Die Veranstalt­ung am morgigen Mittwoch ist die Premierenl­esung Ihres ganz frisch im Oktober erschienen­en Buches. Worauf dürfen sich die Besucher gefasst machen?

Walter-Borjans Das Buch ist kein Roman, aus dem man eine halbe Stunde vorlesen kann. Aber es stecken ein paar ganz amüsante Geschichte­n aus dem wahren Leben drin. Davon werde ich ein paar Kostproben geben. Die sind dann der Aufhänger für ein sicher unterhalts­ames Gespräch.

Das Gespräch moderiert der Politikche­f der Rheinische­n Post, Martin Kessler, und dann haben Sie ja noch einen Gast eingeladen, den Multimilli­onär Josef Rick. Woher kennen Sie Herrn Rick, der in Ratingen die Firma S&R Bauträger führt und nach eigenen Angaben 30 Millionen Euro alleine auf der hohen Kante hat?

Walter-Borjans Wir sind uns schon in meiner Zeit als Finanzmini­ster begegnet. Er kann sich herrlich darüber aufregen, dass Leute wie er...

...viel zu viel Steuern zahlen?

Walter-Borjans Eben nicht. Er sagte damals, dass er eine Menge Geld verdiene und sich darüber ärge- re, dass er legal und mit Hilfe seiner Steuerbera­ter am Ende seine Steuern deutlich geringer gestalten könne als seine Angestellt­en. Das fand er nicht in Ordnung. Ihm geht es darum, dass Menschen wie er in

diesem Steuersyst­em gerechter eingestuft werden und dann auch mehr bezahlen, weil sie auch von diesem Staat profitiere­n.

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FOTO: IMAGO/GALUSCHKA Walter-Borjans in der ARD-Talkshow „Hart aber Fair“.

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