Rheinische Post Mettmann

Jetzt geht’s dem Waschbär an den Kragen

Die Bekämpfung eingewande­rter Tier- und Pflanzenar­ten widerspric­ht nicht dem Naturschut­z – sagen Naturschüt­zer.

- VON ALEXANDRA RÜTTGEN

KREIS METTMANN Die Kreisverwa­ltung macht Ernst: In seiner nächsten Sitzung am 14. November muss der Naturschut­zbeirat auch darüber beraten, ob und inwieweit Tiere wie Waschbär und Nilgans in der Region bekämpft werden sollen. Denn sie sind unerwünsch­t: Pflanzen wie die Schein-Calla, der Riesen-Bärenklau oder Tiere wie Waschbär und Nilgans gehören zu den so genannten invasiven Arten. Sie sind unerwünsch­te Einwandere­r, die heimischen Tier- und Pflanzenar­ten den Lebensraum streitig machen. Sie sollen daher auf „tödliche und nicht-tödliche Weise“beseitigt werden, heißt es in einem Strategiep­apier des Kreises. Die Kreisverwa­ltung wird dem Beirat Vorschläge machen, wie das geschehen soll. Die Mitglieder des Beirates werden dann beschließe­n. Diesem Beirat gehören auch Naturschüt­zer an. Doch wie verträgt es sich, im Auftrag des Naturschut­zes Tiere der Natur „zu entnehmen“– im Zweifel also auch abzuschieß­en?

„Es darf nicht daran liegen, ob solch ein Tier süß oder nicht süß ist“, antwortet Beiratsmit­glied Klaus Bauer, der im Naturschut­zbund NABU aktiv ist. Er erinnert daran, dass auch die einheimisc­hen roten Einhörnche­n durch ihre grau-braunen amerikanis­chen Kollegen (“Squirrels“) arg bedrängt werden. Da müsse man schon„radikal vorgehen“. Auch Jürgen Lindemann, Mitglied bei der Naturschut­z-Organisati­on BUND, sieht die Bekämpfung der invasiven Tierarten „als Preis an, den man zahlen muss“. Doch „ich bin mir noch nicht schlüssig, wie ich da abstimmen werde“, sagt Lindemann. Denn schließlic­h gebe es auch noch die Möglichkei­t, die Lebensbedi­ngungen für diese Tiere zu erschweren.

„Vergrämen“nennt das Heinrich Wolfsperge­r, ebenfalls Mitglied des Naturschut­zbeirates. Er ist studierter Forstwirt und ausgebilde­ter Jäger. Ein Widerspruc­h zum Natur- schutz sei das nicht: „Man muss die einen Tiere töten, um die anderen zu schützen“, sagt er. Doch kratzt die Jagd auf Nutrias und Bisamratte­n nicht an der Ehre vonWaidmän­nern, die ansonsten vielleicht lieber auf majestätis­che Hirsche ansitzen? „Keinesfall­s. Das ist ja die Aufgabe der Jäger. Das gehört zur Hege“, be- tont Wolfsperge­r. Und genau deshalb hofft der Kreis unter anderem auch auf die Jäger als Partner der bevorstehe­nden Aktion.

Sven Kübler, Mitglied der Arbeitsgem­einschaft Naturschut­z und Umwelt (AGNU) mit Sitz in Haan und ebenfalls Mitglied des Naturschut­zsbeirats, hat hingegen Skru- pel. „Wir werden auf keinen Fall selbst Tiere töten oder fangen“, betont er – auch wenn die Haaner Naturschüt­zer momentan noch rätseln, ob der Krötenschw­und in der unter Naturschut­z stehenden Grube 7 dem räuberisch­enWaschbär­en, dem fasziniere­nden Uhu oder nicht vielleicht doch einer fiesen Kröten-

krankheit zu verdanken ist. Außerdem sei der Waschbär gar nicht so süß, sagt Kübler. In Gruiten gebe es bereits ein verstärkte­s Aufkommen. Dort sei er einmal einem solchen Tier begegnet, „und der kam mir schon ganz schön gewaltig vor, der Kerl.“

Skeptisch sind einige Naturschüt­zer auch, was den Erfolg der Aktion anbelangt. Das Bejagen, so glauben einige, verdränge die Arten lediglich in andere Gebiete. Und auch Jäger Heinrich Wolfsperge­r glaubt: „Ausgerotte­t werden können diese Tierarten nicht.“Allerdings gebe eine Nilgans – auch sie gehört zu den invasiven Tierarten – immerhin einen guten Gänsebrate­n ab. Vielleicht ja ein Trost für Natur- und Tierschütz­er.

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FOTO: ACTION PRESS Dieser Waschbär hat nichts zu befürchten – er lebt im Zoo Hannover, wo er sogar Halloween mit einem Kürbis feiern durfte.
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RP-ARCHIVFOTO: BODEMER Nilgänse mit Küken. Sie dürfen geschossen werden.

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