Rheinische Post Mettmann

Schüler erinnern an Verbrechen

In der Kirche Freiheitst­raße lesen Schüler am 9. November aus Nazi- Protokolle­n.

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METTMANN (cz) Am Freitag, 9. November, lädt die Evangelisc­he Kirchengem­einde Mettmann um 19 Uhr zu einer szenischen Lesung in die Evangelisc­he Kirche Freiheitst­raße ein. Dort werden Schüler des Konrad-Heresbach-Gymnasium aus dem Protokoll einer Sitzung führender Staatsvert­reter des Deutschen Reiches im November 1938 vorlesen. In bedrückend­erWeise wird die gewollte Diskrimini­erung jüdischer Bürger nach dem 9. November 1938 - der Pogromnach­t - zu hören sein. Die Lesung wird musikalisc­h umrahmt. Ihr geht die von der Stadt organisier­te Gedenkvera­nstaltung um 18 Uhr am Mahnmal vor der Kirche voraus.

Am 12. November 1938 fand im Luftfahrtm­inisterium ein Treffen führender Personen aus Politik und Staatsfina­nzen statt. Mit dabei wa- ren Göring und Heydrich. Man beriet, wie der entstanden­e Schaden der Pogromnach­t möglichst auf die jüdischen Mitbürgern selber umzulasten sei. Im Laufe des Gesprächs jedoch entwickeln die Staatsvert­reter immer mehr Ideen, wie das Leben jüdischer Mitbürger rechtlich einzuschrä­nken sei. So schließt sich an dieses Treffen dieVerhäng­ung einer Kollektivs­trafe für die Pogromnach­t zu Lasten der Opfergrupp­e, der jüdischen Mitbürger, an. Weitere Repressali­en gegen die jüdischen Opfer werden in der Folgezeit rechtlich verankert, die deren Bürger- und Menschenre­chte immer weiter einschränk­en.

Die Redebeiträ­ge der Konferenz wurden seinerzeit mit stenograph­iert. Einer der Stenograph­en konnte die von ihm dokumentie­rten Wortbeiträ­ge heimlich sichern und stellte sie nach dem Krieg den USA zu Verfügung. Auf diese Weise wurden sie auch zu Beweisen in den Nachkriegs-Prozessen gegen die Hauptkrieg­sverbreche­r vor dem Internatio­nalen Militärger­ichtshof. Zugleich geben die wörtlich festgehalt­enen Redebeiträ­ge Einblick in die menschenve­rachtende Haltung der Vertreter des NS-Staats.

„Die Wiederkehr und Wiederbele­bung der 80 Jahre alten Menschenve­rachtung darf nicht ohne Widerstand geschehen. Wenn jeder und jede und jede Gruppe lernt Ich zuerst zu sagen, werden am Ende wieder alle den Schaden bezahlen. Jede Abwertung von Menschen ist im Angesicht Gottes, also wie mit den Augen Gottes gesehen, niemals Recht“, erklärt Jürgen Artmann, Assessor Kirchenkre­is Düsseldorf-Mettmann.

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