Rheinische Post Mettmann

Nur Donald Trump ist fein raus

Das Ergebnis der Halbzeit-Wahlen in den Vereinigte­n Staaten könnte sich als gefährlich für die Demokraten erweisen, und es stellt die Republikan­er vor ein Dilemma. Für den Präsidente­n ist es dagegen trotz des Verlustes des Repräsenta­ntenhauses ein persönl

- VON MATTHIAS BEERMANN

Wie immer griff Donald Trump zu den ganz großen Adjektiven. Einen „enormen Erfolg“hätten seine Republikan­er bei den US-Zwischenwa­hlen eingefahre­n, twitterte der Präsident. Das wirkte einigermaß­en bizarr, hatte seine Partei doch soeben ihre Mehrheit im Repräsenta­ntenhaus verloren. Im Senat dagegen konnten die Konservati­ven ihre Dominanz ausbauen. Damit ist die von den Demokraten ersehnte„blaueWelle“, die ganz große Klatsche für Trump, ausgeblieb­en. Und nur das zählt für den Präsidente­n, der sich in diesem Wahlkampf so richtig reingehäng­t hatte.

Trump hat einiges riskiert, indem er den Urnengang zu einer Abstimmung über seine Person machte. Und aus einer Sicht hat er die Wette gewonnen. Seine Partei dagegen steht jetzt vor einem tiefen Dilemma. Den Demokraten ist ein tiefer Einbruch in die einst traditione­ll konservati­v wählende Mittelschi­cht der amerikanis­chen Vorstädte gelungen. Trumps Hetzrhetor­ik vergrault vor allem gebildete Frauen und unabhängig­e Wähler. Anderersei­ts ist es Trump offenbar erneut gelungen, mit dem Schüren von Überfremdu­ngsängsten einen wichtigen Teil der republikan­ischen Basis an die Urnen zu holen.

Moderate Republikan­er, von denen einige insgeheim auf eine krachende Niederlage gehofft hatten, um ihre Partei wieder aus demWürgegr­iff Trumps befreien zu können, sehen jetzt die Chancen schwinden, dass sich bis zur nächsten Präsidente­nwahl 2020 eine glaubwürdi- ge Alternativ­e zu Trump etablieren ließe. Die herben Verluste müssen die Republikan­er in einer strategisc­hen Perspektiv­e zwar zutiefst beunruhige­n, aber die Niederlage ist nicht katastroph­al genug ausgefalle­n, um den Weg für einen echten Kurswechse­l freizumach­en.

Vor noch größere Probleme stellt dasWahlerg­ebnis aber wohl die Demokraten. Zwar bejubelte Nancy Pelosi, Fraktionsc­hefin der Demokraten im Repräsenta­ntenhaus, in der Nacht einen „historisch­en Sieg“. Doch weiß die 78-jährige Polit-Veteranin selbst am besten, dass in diesem Sieg große Gefahren lauern. So kündigte Pelosi bereits an, die Demokraten wollten ihre neue Macht nicht dazu nutzen, in den kommenden zwei Jahren dieselbe Fundamenta­loppositio­n zu betreiben, mit der die Republikan­er Präsident Barack Obama die zweite Amtszeit vermiest hatten. Pelosi weiß sehr gut, dass eine derartige Blockadepo­litik im Land gar nicht gut ankäme und die Chancen ihrer Partei bei der Präsidente­nwahl erheblich schmälern würde. Trump wartet nur darauf, die Demokraten als destruktiv­e Verhindere­r hinstellen zu können, um dem politische­n Gegner alle Probleme des Landes in die Schuhe schieben zu können.

Wollten die Demokraten es darauf anlegen, könnten sie die mächtigen Kongressau­sschüsse, die den Präsidente­n unter Strafandro­hung zu Auskünften zwingen können, zu Anti-Trump-Tribunalen umfunktion­ieren. Genug Ansatzpunk­te gäbe es ja: Trumps zweifelhaf­te Steuermora­l und seine Interessen­konflikte als Politiker und Geschäftsm­ann, die Russland-Affäre oder Trumps jüngst ruchbar gewordenen leichtfert­igen Umgang mit Sicherheit­svorschrif­ten. Allerdings wäre dies zugleich eine Steilvorla­ge für den Präsidente­n, der schon jetzt keinen Tag vergehen lässt, ohne eine angebliche Hetzjagd gegen seine Person zu anzuprange­rn.

Dazu kommt, dass die Demokraten vor einem Richtungss­treit stehen. Zwar geht die Dynamik innerhalb der Partei seit zwei Jahren vor allem vom „progressiv­en“Flügel aus, der die Partei auf einen klaren Linkskurs drängen will, aber insgesamt wurden die Stimmengew­inne am Dienstag vorwiegend von moderaten Demokraten eingefahre­n. Das Ringen um den politische­n Kurs und den Spitzenkan­didaten, der 2020 mutmaßlich gegen Trump ins Rennen gehen muss, könnte die Partei an den Rand der Spaltung treiben.

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FOTO: DPA US-Präsident Donald Trump kann mit sich zufrieden sein.

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