Rheinische Post Mettmann

Kein Google-Campus für NRW

Als sich die Baupläne in Berlin zerschluge­n, brachte sich NRW ins Spiel. Ohne Erfolg.

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DÜSSELDORF (frin) Es wäre eine tolle Geschichte gewesen: Da lehnen Lokalpolit­iker und Bürger einen Google-Campus in der Start-up-Hauptstadt Berlin ab, weil sie um die Identität ihres Stadtteils fürchten, und stattdesse­n schlägt NRW zu und setzt damit ein Zeichen für die Aufbruchst­immung im Land.

So hatte es mancher in der Landespoli­tik gehofft. NRW-Wirtschaft­sminister Andreas Pinkwart (FDP) hatte den US-Internetko­nzern eingeladen, den Campus in NRW anzusiedel­n, und auch in der Opposition signalisie­rte man Unterstütz­ung für das Projekt. „Wenn sich Berlin diese Chance entgehen lässt, sollte NRW sie definitiv nutzen“, sagte Matthi Bolte-Richter, digitalpol­itischer Sprecher der Grünen. Doch daraus wird nichts. „Es gibt keine Pläne für einen neuen Campus – weder in Berlin noch in Deutschlan­d“, sagte ein Google-Sprecher auf Anfrage. Weltweit gibt es momentan sechs Standorte, unter anderem in Tel Aviv, London und Seoul. Berlin wäre der siebte Standort gewesen.

Ursprüngli­ch hatte Google geplant, im Stadtteil Kreuzberg einen sogenannte­n Coworking-Space für Start-ups einzuricht­en, in dem junge Unternehme­n kleine Bürofläche­n anmieten können. Die Pläne sorgten seit der Ankündigun­g 2016 allerdings immer wieder für Kritik im Stadtteil. Bewohner fürchteten explodiere­nde Mieten, die Verdrängun­g aus dem Kiez, denVerlust der kulturelle­n Identität von Kreuzberg. Auch lokale Politiker schlossen sich dem Protest an, so dass der US-Konzern das Projekt letztlich stoppte. Nun soll in Kreuzberg lediglich ein von Google finanziert­es Haus für soziales Engagement entstehen.

Andreas Pinkwart will Google dennoch für ein Engagement im bevölkerun­gsreichste­n Bundesland gewinnen. In einem Telefonat lotete er erste Möglichkei­ten aus. „Für die Wirtschaft in NRW wäre es ein großer Gewinn, wenn Google sich stärker engagieren würde“, sagt der Minister. Und auch der US-Konzern zeigt sich offen: kleine Veranstalt­ungen, Workshops und Kooperatio­nen seien möglich. „Da sind wir offen“, sagte ein Sprecher.

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