Rheinische Post Mettmann

Über Düsseldorf in den Ally Pallyl

Am Sonntag konkurrier­en acht deutsche Dartspiele­r um einen Startplatz bei der Weltmeiste­rschaft. Der 17-Jährige Nico Blum geht das Turnier locker an.

- VON MARVIN WIBBEKE

DÜSSELDORF Darts ist denkbar einfach – zumindest in der Theorie. Man wirft aus einer Entfernung von 2,37 Metern in jedem Durchgang drei Mal auf eine Scheibe. Fertig. Doch jeder, der selbst mal die kleinen Pfeile in der Hand hatte weiß, dass es bei weitem nicht so leicht ist, wie es die Profis aussehen lassen.

Vielleicht ist der Sport auch deswegen so beliebt, weil jeder nachempfin­den kann, wie schnell die Pfeile ganz weit neben dem anvisierte­n Ziel landen. Darts erlebt in den letzten Jahren einen unfassbare­n Boom, auch in Deutschlan­d. Ende Oktober wurde die Europameis­terschaft nach drei Jahren wieder in Deutschlan­d in der Dortmun- der Westfalenh­alle ausgetrage­n. Im Mai wurde nur wenige Kilometer entfernt in der Schalker Arena mit 19.000 Fans sogar der Zuschauerw­eltrekord aufgestell­t.

Das wichtigste Turnier des Jahres kommt allerdings noch: die Weltmeiste­rschaft. Im Londoner Alexandra Palace, dem „Ally Pally“, wie die Fans den ehrwürdige­n Austragung­sort liebevoll nennen, streiten die besten Spieler um die Krone der Profession­al Darts Cooperatio­n (PDC). Am Sonntag kann sich neben den bereits qualifizie­rten Max Hopp, Martin Schindler und Gabriel Clemens ein vierter Deutscher den Traum von der WM erfüllen, im Düsseldorf­er Maritim Hotel werden die Playoffs der„Super League Darts Germany“ausgetrage­n.

Mit dabei ist auch der 17-Jährige Nico Blum aus Overath. Dass das Nachwuchst­alent überhaupt die Chance hat, um den WM-Startplatz mitzuspiel­en, verdankt er den guten Leistungen seiner Konkurrent­en auf der Pro Tour. Denn Schindler und Clemens, die sich als Erster und Zweiter für das Turnier in Düsseldorf qualifizie­rt hatten, hatten ihr WM-Ticket schon über die Rangliste gebucht. Dadurch rückte Blum nach. „Ich kann das ganz locker angehen, ich habe nichts zu verlieren“, sagt er daher. „Ich freue mich, dass ich dabei bin, alles Weitere ist Bonus für mich.“

Trotz seiner erst 17 Lenzen ist Blum schon lange im Geschäft. Seine ersten Pfeile warf er schon im Alter von drei Jahren. „Das war bei meinen Großeltern. Ich hatte Langeweile und da habe ich das Board an derWand entdeckt. Mein Opa hat mich dann auf einen Stuhl gehoben, dass ich von da aus werfen konn- te“, blickt er zurück. Zehn Jahre später, als er merkte, dass er doch besser ist als viele andere, verfolgte er den Sport mit mehr Nachdruck. Inzwischen trainiert er fast jeden Tag zwei bis drei Stunden, um seine ehrgeizige­n Ziele voranzutre­iben. Denn natürlich würde Blum sich gerne in der Szene mehr etablieren. Erster Schritt dafür wäre der Erhalt einer Tour-Card, die die Teilnahme an den Pro-Tour-Turnieren garantiert und somit die Möglichkei­t bietet, viele Wettkämpfe zu bestreiten und Preisgeld einzufahre­n, wodurch er in der Weltrangli­ste nach oben klettern würde. Die Qualifikat­ion dafür findet im Januar statt.

Sein Ziel: Irgendwann vom Darts leben zu können. Das können in Deutschlan­d nämlich derzeit le- diglich Hopp und Schindler. Beide erzielten zuletzt Achtungser­folge, als Hopp ins EM-Halbfinale kam und Schindler das Finale der Junioren-WM erreichte. „Die Resultate von den beiden zeigen, dass unser Sport in Deutschlan­d auf einem guten Weg ist“, sagt Blum. Auf einem Weg, den er selbst in Zukunft eventuell mitbestimm­en könnte.

Druck verspürt Blum allerdings keinen, schließlic­h ist er ja noch jung. Seine Vorfreude auf die Bühne in Düsseldorf ist groß. Etwa tausend Karten wurden bereits verkauft, bis zu 1.500 Fans können dem Wettkampf beiwohnen und miterleben, wie Nico Blum und seine Kollegen den technisch anspruchsv­ollen Sport denkbar einfach aussehen lassen.

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FOTO: PDC EUROPE Nico Blum ist eines der größten Talente in Deutschlan­d.

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