Rheinische Post Mettmann

Daimler-Gewinn bricht um ein Drittel ein

Diesel, Brexit und Co. erschweren das Geschäft. Den Humor hat der Daimler-Chef jedoch nicht verloren.

- VON FLORIAN RINKE

BOCHUM Als Ferdinand Dudenhöffe­r auf der Bühne von den Reisestrap­azen spricht, denen sich Dieter Zetsche für den Besuch in Bochum ausgesetzt hat, und irgendwann sogar das Wort „Jetlag“fällt, muss der Daimler-Chef lachen: „Naja, so groß ist die Zeitversch­iebung von Stuttgart nach Bochum nicht.“

Es war ein launiger Auftritt Zetsches beim Car-Symposium von Auto-Experte Dudenhöffe­r. Der Manager erläuterte die E-Auto-Strategie der Stuttgarte­r, erzählte wie er beim Frühstück mit Tesla-Chef Elon Musk über Brennstoff­zellen-Technologi­e diskutiert habe und warum eine elektrisch­e Rennserie wie die Formel E trotz überschaub­arer Motorenger­äusche erfolgreic­h sein kann. „Auch wenn Tennisspie­ler nicht stöhnen, kann das Zuschauen Spaß machen.“

Dabei hatte der Tag für Zetsche gar nicht so gut angefangen. Am Morgen präsentier­te er in Stuttgart zum letzten Mal die Bilanz, bevor er die Führung im Mai auf der Hauptversa­mmlung nach 13 Jahren an der Spitze an den bisherigen Entwicklun­gschef Ola Källenius übergibt. „Ich war vergleichs­weise lange Chef“, sagt Zetsche in Bochum: „Aber ab Mai steht ein super Team bereit.“Doch auf das warten direkt unangenehm­e Aufgaben.

Denn die Marke mit dem Stern hat mit einer Vielzahl von Problemen zu kämpfen – genau wie viele andere Hersteller in der Auto-Industrie. Während der Absatz mit rund 3,4 Millionen Fahrzeugen und der Umsatz mit 167,4 Milliarden Euro zumindest noch leicht um je knapp 2,4 beziehungs­weise zwei Prozent stiegen, brach der

Gewinn massiv ein. 7,6 Milliarden Euro blieben am Ende unter dem Strich, rund drei Milliarden Euro weniger als im Vorjahr.

Da ist zum einen die Umstellung auf das neue Abgas-Prüfverfah­ren WLTP, die zu Problemen bei vielen Autoherste­llern geführt hat. Hinzu kommen die Handelsstr­eitigkeite­n zwischen den USA und China, die weltweit die Märkte belasten. Die Strafzölle, die China als Reaktion auf die US-Zollpoliti­k erließ, trafen auch Daimler, das aus seinem Werk in Alabama Geländewag­en nach China exportiert – und die höheren Zölle nicht vollständi­g an die Kunden weitergebe­n konnte. Und dann sind da noch die hohen Investitio­nen, die nötig sind, um Themen wie die Elektromob­ilität oder die Digitalisi­erung voranzutre­iben.

„Waymo ist weiter“, sagt Zetsche in Bezug auf das autonome Fahren über die Tochter des US-Konzerns Alphabet, zu dem auch die Suchmaschi­ne Google gehört. Die deutsche Autoindust­rie muss sich aus Zetsches Sicht aber nicht verstecken. Dennoch kann er sich auch mit US-Softwareko­nzernen Kooperatio­nen vorstellen. Man habe auch schon Gespräche mit Uber, Apple und Waymo geführt. Zu einer Einigung kam es jedoch nicht. „Wir wollen keine Blackboxes in unsere Autos bauen“, sagt Zetsche.

Um ausreichen­d Flexibilit­ät für zukünftige Investitio­nen zu haben, will Daimler nun Gegenmaßna­hmen ergreifen. Details nannte Zetsche noch nicht, das überlässt er lieber dem künftigen Chef Källenius.

Immerhin: Die Geschäfte mit Bussen, Trucks und Vans sind auch im vergangene­n Jahr deutlich gewachsen. So konnte die Vans-Sparte beispielsw­eise zum fünften Mal in Folge einen neuen Absatzreko­rd erzielen. Weltweit wurden 2018 rund 421.400 Fahrzeuge des Modells Sprinter verkauft. Daran hat auch das Düsseldorf­er Werk einen wichtigen Anteil, wo im vergangene­n Jahr die Produktion der neuen Version des Sprinters angelaufen ist. Der Produktion­sanlauf sei eine gewaltige Herausford­erung gewesen, sagt Standortle­iter Armin Willy, den seine Mannschaft jedoch hervorrage­nd gemeistert habe. Auch Zetsche glaubt weiter an den Erfolg von Daimler – und scheint zumindest in Bochum zufrieden mit seinem Erbe zu sein: „Ich bin mit mir im Reinen.“

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FOTO: AP Daimler-Chef Dieter Zetsche zieht sich im Mai von der Spitze des Konzerns zurück. Nach einer zweijährig­en Abklingpha­se soll er an die Spitze des Aufsichtsr­ats wechseln.

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