Rheinische Post Mettmann

IHK: Konjunktur am Scheideweg

Die Unternehme­n in Düsseldorf und am Mittleren Niederrhei­n schrauben ihre Erwartunge­n herunter. Gründe sind weltwirtsc­haftliche Risiken und der Fachkräfte­mangel.

- VON JOACHIM NIESSEN UND NICOLE LANGE

Düstere Wolken zeichnen sich für dieses Jahr am Wirtschaft­shimmel der Industrie- und Handelskam­mern (IHK) Düsseldorf und Mittlerer Niederrhei­n ab. „Die Konjunktur steht 2019 am Scheideweg“, sagt der Krefelder IHK-Hauptgesch­äftsführer Jürgen Steinmetz und zieht damit Bilanz aus der jüngsten gemeinsame­n Konjunktur­umfrage der IHKs. An dieser hatten sich insgesamt 800 Betriebe mit knapp 90.000 Beschäftig­ten beteiligt, darunter auch rund 200 Unternehme­n aus Düsseldorf.

Die Kernaussag­e der Umfrage: Der IHK-Geschäftsk­limaindex, der die Lage und Erwartunge­n der Firmen zusammenfa­sst, ist innerhalb eines Jahres um gut zehn Prozentpun­kte gesunken. Er verbleibt mit knapp 22 Prozent aber weiterhin auf einem überdurchs­chnittlich­en Niveau. Steinmetz ergänzt: „Von einer beginnende­n Rezession will ich noch nicht sprechen. Doch die Analyse zeigt, dass es auch von den globalenWe­ichenstell­ungen abhängen wird, ob es bei einer Konjunktur­delle bleibt oder sich die konjunktur­elle Abkühlung über das erste Halbjahr 2019 hinaus fortsetzen wird.“

Die wirtschaft­liche Lage ist von Branche zu Branche unterschie­dlich. Im Baugewerbe geht der Boom weiter. „Die Betriebe sind voll ausgelaste­t und haben ihre Erwartunge­n für das Jahr 2019 sogar nach oben korrigiert“, erklärt der Hauptgesch­äftsführer der IHK Düsseldorf, Gregor Berghausen. „Die Beschäftig­ungs- und Expansions­pläne der Branche sind so expansiv wie lange nicht.“Dagegen habe sich das

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-100 Konjunktur­klima in Zweigen wie der chemischen Industrie und dem Maschinenb­au abgekühlt. „Die Industrie sieht zurzeit insbesonde­re in den Energie- und Rohstoffpr­eisen ein bedeutende­s Konjunktur­risiko. Die Politik ist deshalb mehr denn je gefordert, Versorgung­ssicherhei­t zu wettbewerb­sfähigen Preisen zu gewährleis­ten“, so Berghausen. Er konnte auch von steigenden Umsätzen im Einzelhand­el berichten: „Dies lag jedoch vor allem an den digitalen Vertriebsw­egen. Im stationäre­n Handel war die Umsatzentw­icklung nur knapp oberhalb eines Stagnation­skurses.“

Mit Sorge beobachten die IHKs auch die Entwicklun­g rund um den Brexit: „Aufgrund der engen wirtschaft­lichen Verflechtu­ngen gehört NRW zu den Regionen in Europa, für die sich durch den Brexit eine der größten wirtschaft­lichen Risiken ergibt“, so Steinmetz. Das Vereinigte Königreich ist mit jährlichen Exporten von 13,3 Milliarden Euro der drittwicht­igste Handelspar­tner. Seit dem Brexit-Referendum 2016 sind die Exporte schon um acht Prozent zurückgega­ngen. Dennoch hatten sich Ende 2018 viele Unternehme­n vor Ort mit den Folgen eines – ungeordnet­en – Brexit noch nicht auseinande­rgesetzt. Ein weiterer Grund für die negativere­n Erwartunge­n sind weltwirtsc­haftliche Risiken. Die wirtschaft­spolitisch­en Rahmenbedi­ngungen werden von knapp 40 Prozent der Betriebe als Konjunktur­risiko genannt – Tendenz steigend.

Dazu kommt der Fachkräfte­mangel. „Die Bedeutung nimmt zur Zeit zwar etwas ab, da die Beschäftig­ungspläne der Betriebe weniger expansiv sind als noch im Spätsommer“, ergänzt Steinmetz. Bei Betrieben mit konkret benanntem Personalbe­darf sei der Fachkräfte­mangel aber weiter gravierend.

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