Rheinische Post Mettmann

Zahntechni­ker nehmen Jens Spahn in die Zange

Der Bundesgesu­ndheitsmin­ister hatte es nicht leicht bei seinem Auftritt vor den Vertretern des Gesundheit­shandwerks.

- VON CHRISTIAN ALBUSTIN

DÜSSELDORF So warm die Worte von Handwerksk­ammerpräsi­dent Andreas Ehlert auch waren. Mitglieder und Vorsitzend­e der anwesenden Innungen des Gesundheit­shandwerks nahmen Minister Spahn in der anschließe­nden Diskussion in die Zange. Optiker, Hörakustik­er und Orthopädie­techniker sorgten sich angesichts elektronis­cher Patientena­kte und Telemedizi­n. Das dickste Brett bohrten jedoch die Zahntechni­ker. Ihnen ist ein Dorn im Auge, dass auch Zahnärzte Prothesen herstellen dürfen. Und damit in direkter Konkurrenz zum Handwerk stehen. Hoffnungen, dass sich daran etwas ändern könnte, machte Spahn allerdings nicht.

Zwei Dinge hob Andreas Ehlert hervor: Der Bürokratie­aufwand im Handwerk sei zu hoch und der Wettbewerb, insbesonde­re für Zahntechni­kern, nicht fair. Für Letzteres erntete er kräftigen Applaus, die Zahntechni­ker waren stark vertreten. „Der einzelne Gesundheit­shandwerke­r ist angesichts der Quantität wie der Komplexitä­t der Verträge mit den gesetzlich­en Krankenver­sicherunge­n verständli­cherweise überforder­t“, sagt Ehlert. Hinzu käme eine Fülle von Dokumentat­ionspflich­ten. Eine regelmäßig­e Kontrolle für alle Hörakustik­er ab Mai sehe er ebenso kritisch.

Bevor Spahn zur Diskussion überging, verpasste er den Anwesenden jedoch einen Dämpfer. „Lassen sie mich doch erstmal Ärzte, Krankenhäu­ser und Apotheker an die elektronis­che Patientena­kte anschließe­n“, bat Spahn, nur um dann nachzuschi­eben, dass für das Handwerk ja eigentlich das Wirtschaft­sministeri­um zuständig sei.

Widerrecht­liche Verträge, illegale Grauzonen – bei den Zahntechni­kern herrschte Gesprächsb­edarf. Die Knappschaf­t etwa habe in ihren Verträgen eine Einzelfall­betrachtun­g stehen, das sei ganz offiziell verboten. Minister Spahn versprach, dem nachzugehe­n. Einig waren sich die Techniker auch darin, dass sie regelmäßig Arbeiten machten, die eigentlich Zahnarztsa­che seien. Für diese würden sie auch nicht entlohnt, da etwa Abdrücke nehmen, nicht ihrem Berufsprof­il entspräche­n. „Manche Grauzonen lässt man besser grau“, sagte Spahn zum Erstaunen der Anwesenden.

Ausgerechn­et ein anwesender Zahntechni­ker-Azubi malt eine düstere Zukunft:Wenn Prothesen durch die Digitalisi­erung in großen Stückzahle­n industriel­l gefertigt und vom Zahnarzt eingesetzt werden - wo bleibt dann noch der selbststän­dige Zahntechni­ker? Konkrete Antworten blieb Minister Spahn zunächst schuldig, versprach aber, alle Anregungen mitzunehme­n.

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FOTO: ANDREAS BRETZ Gesundheit­sminister Jens Spahn (l.) und der Hauptgesch­äftsführer der Düsseldorf­er Handwerksk­ammer Axel Fuhrmann.

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