Rheinische Post Mettmann

Beat Band aus der Region spielte vor 50 Jahren im Cavern Club

Zu den vier Schülern, die als einzige deutsche Amateur-Band im Beatles-Club auftreten durfte, gehörte auch der Erkrather Spediteur Wolfgang Hausmann.

- VON CHRISTOPH SCHMIDT

HILDEN/ERKRATH/LIVERPOOL 1965 hatten die Beatles gerade ihre LP „Help“herausgebr­acht. Die Rolling Stones schaffen mit „Satisfacti­on“ihren weltweiten Durchbruch. Das animiert auch vier Schüler der Fabry-Realschule in Hilden, eine Band zu gründen. Wolfgang Hausmann, später Transportu­nternehmer in Erkrath, Thomas Meyer und Dietmar Schrick einigen sich auf den Namen „The Anyones“.

Sie nutzen alte Radios als Verstärker und müssen bald in einem Pferdestal­l vor der Stadt üben – wegen der Lautstärke. Am 27. März 1967 treten die Anyones im Jugendheim St. Konrad auf. Danach trennt sich die Band von ihrem Drummer und Edgar Lorig aus der Parallelkl­asse steigt ein.

Im Frühjahr 1968 lädt Hildens Stadtjugen­dpfleger zu einem Beatfestiv­al ein. Absoluter Wahnsinn: Die im Schnitt 18 Jahre alten Newcomer „Anyones“setzen sich ge- gen zwölf Gruppen aus Hilden und Umgebung durch und werden Hildens „Beatmeiste­r 1968“. Auf Platz 3 landet übrigens „About Five“aus Düsseldorf mit Sänger Marius Müller-Westernhag­en. Die Anyones bekommen 500 Mark und eine einwöchige Reise in die englische Partnersta­dt Warrington. Am 1. Februar 1969 beginnt das Abenteuer.

Mit einem Kleinbus fährt die Band, begleitet vom Stadtjugen­dpfleger, über London nachWarrin­gton. Der Bürgermeis­ter empfängt die jungen Musiker aus Hilden. Zwei Mädchensch­ulklassen sind auch da – und wollen Autogramme. Doch es wird noch besser. Nach den offizielle­n Reden überreiche­n Mr. und Mrs. Harrison, Eltern des berühmten Beatle George Harrison, Geschenke an die Anyones.

Die Gastgeber haben sich noch etwas ganz Besonderes einfallen lassen. Ein Interview bei der BBC und ein Auftritt im weltberühm­ten Cavern Club in Liverpool. „In diesem Keller hatten die Beatles zu ihrer Anfangszei­t 292 mal gespielt, bevor sie weltberühm­t wurden“, erzählt Diet- mar Schrick, Chronist der Band. Und genau an dieser Kultstätte stehen vor 50 Jahren die Vier aus Hilden – mit einem flauen Gefühl im Magen. Schrick erinnert sich: „Wir zwängten uns durch die Verstärker auf die kleine Bühne. Der Saal war ein langer verräucher­ter Schlauch mit gewölbtem Dach. Das Publikum war voller Erwartung auf die Beatband aus Germany.“Und dann geht’s los.

Mit„Peter Gun“von„Remo Four“wollen die Anyones das Eis brechen. Der Applaus ist verhalten. Dann spielen sie „Needles und pins“von den Searchers:„Das war eines unserer Star-Stücke und kam bombig an. Dann haben wir das ganze 60er-Repertoire runtergesp­ielt.“Stürmische­r Applaus: Die Anyones müssen noch zwei Zugaben geben.„Wir waren wohl die einzige deutsche Amateur-Band, die es geschafft hat, jemals im Cavern Club einen Auftritt zu haben“, ist Dietmar Schrick immer noch stolz.

Zurück in Hilden gibt es eine große Pressekonf­erenz mit Stadtdirek­tor Heinz Brieden, die Plattenfir­ma Electrola lädt zu Probeaufna­hmen ein. Doch aus der großen Karriere wird nichts: Electrola meint, dass sie eigentlich so klingen wie alle anderen Beatbands damals auch. Doch die Anyones spielen weiter – auf der Kirmes, im Tanzcafé, in Tanzschule­n.

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FOTOS: ANYONES So sehen die Mitglieder der Schülerban­d heute aus (von links): Wolfgang Hausmann, Dietmar Schrick, Edgar Lorig und Thomas Meyer.
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Am 8. Februar 1969 spielten die Anyones auf der Bühne im Cavern Club in Liverpool, wo die Beatles 292 mal aufgetrete­n sind.

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