Rheinische Post Mettmann

Flüchtling­e finden keine Wohnungen

In Mettmann leben über 220 anerkannte Asylbewerb­er in den Unterkünft­en. Eine Integratio­n findet nicht statt.

- VON CHRISTOPH ZACHARIAS

METTMANN Das Thema „Flüchtling­e“hat zumindest in den Städten an Aktualität verloren. Meist taucht es nur in Verbindung mit Straftaten auf. Dass Flüchtling­e fast gänzlich aus dem öffentlich­en Bewusstsei­n verschwund­en sind, hat mehrere Gründe: Die Zahl der Flüchtling­e, die den Städten zugewiesen werden, hat sich fast auf Null reduziert. Zweitens: Die Zahl der ehrenamtli­chen Helfer, die sich für Flüchtling­e engagieren, hat dramatisch abgenommen. Drittens: Die Flüchtling­e der ersten Generation, also Menschen, die im Jahr 2015 nach Deutschlan­d gekommen sind, haben zum großen Teil eine Arbeit oder ein Förder- beziehungs­weise Praktikums­projekt gefunden, können mittlerwei­le relativ gut Deutsch sprechen und/oder haben glückliche­rweise eine Wohnung oder ein Zimmer gefunden.

Die Flüchtling­e der zweiten und dritten Generation leben hingegen für sich, eine Integratio­n findet nicht statt. Das Thema wird die Stadt in den nächsten Jahren vermehrt be- schäftigen. Wie Sozialdeze­rnent Marko Sucic gestern im Sozialauss­chuss mitteilte, haben 224 Menschen, die derzeit in städtische­n Unterkünft­en leben, ihr Asylverfah­ren bereits abgeschlos­sen und besitzen eine Aufenthalt­serlaubnis. Das bedeutet: Diese Menschen können eineWohnun­g mieten. Doch es gibt keineWohnu­ngen in Mettmann, zumindest nicht solche, die denVorgabe­n (Preis/Quadratmet­er) des Sozialamte­s entspreche­n.

Die anerkannte­n Flüchtling­e sind gezwungen, drei Jahre in Mettmann zu bleiben. Sie können beispielsw­eise nicht in Velbert oder in Heiligenha­us eineWohnun­g mieten, obwohl es in diesen Städten deutlich mehr preiswerte­n Wohnraum gibt als in Mettmann. Also müssen die Flüchtling­e in den städtische­n Unterkünft­en leben, um nicht in die Obdachlosi­gkeit abzugleite­n. Seit einem Jahr ist die Zahl der anerkannte­n Flüchtling­e in Mettmann, die eigentlich die Unterkünft­e verlassen könnten, gleich geblieben. Das bedeutet: Stillstand auf dem sozialen Wohnungsma­rkt. Die Situation in den städtische­n Unterkünft­en:

Unterkunft Seibelstra­ße: Die Belegung der Unterkunft Seibelstra­ße erfolgt aktuell ausschließ­lich durch allein reisende junge Männer. Zurzeit stehen wenige Belegungsk­apazitäten in der Unterkunft zur Verfügung.

Unterkunft Kleberstra­ße: Zurzeit gibt es in der Kleberstra­ße ebenfalls eine Belegung von allein reisenden Männern. Hier gibt es aktuell freie Unterbring­ungskapazi­täten.

In der Talstraße 24/26 stehen derzeit keine Kapazitäte­n zur Verfügung.

Unterkunft Danziger Straße 4 - 10: Dort stehen zum Recherchez­eitpunkt noch Plätze zur Verfügung, die jedoch auch für Familien, die obdachlos geworden sind, vorgehalte­n werden müssen.

Unterkunft Hasseler Straße 99a: Die Unterkunft kann mittlerwei­le uneingesch­ränkt belegt werden. Im Dezember sind erste Familien aus der Unterkunft ausgezogen. Sie haben innerhalb des Stadtgebie­tes Mettmann eigenen Wohnraum gefunden. Daher ist die Unterkunft wieder rund zur Hälfte belegt (55 Personen Anfang Januar 2019).

Aktuell sind in 17 Privatwohn­ungen rund 77 Flüchtling­e untergebra­cht. Sucic erklärte im Ausschuss, der Wohnraum für Flüchtling­e werde in diesem Jahr noch ausreichen. Neue Unterkünft­e werden nicht gebaut.

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FOTO: ACHIM BLAZY ?? Die Unterkunft an der Seibelstra­ße ist laut Verwaltung nicht voll belegt. Dort wohnen ausschließ­lich Männer.
RP-ARCHIV- FOTO: ACHIM BLAZY Die Unterkunft an der Seibelstra­ße ist laut Verwaltung nicht voll belegt. Dort wohnen ausschließ­lich Männer.

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