Flüchtlinge finden keine Wohnungen
In Mettmann leben über 220 anerkannte Asylbewerber in den Unterkünften. Eine Integration findet nicht statt.
METTMANN Das Thema „Flüchtlinge“hat zumindest in den Städten an Aktualität verloren. Meist taucht es nur in Verbindung mit Straftaten auf. Dass Flüchtlinge fast gänzlich aus dem öffentlichen Bewusstsein verschwunden sind, hat mehrere Gründe: Die Zahl der Flüchtlinge, die den Städten zugewiesen werden, hat sich fast auf Null reduziert. Zweitens: Die Zahl der ehrenamtlichen Helfer, die sich für Flüchtlinge engagieren, hat dramatisch abgenommen. Drittens: Die Flüchtlinge der ersten Generation, also Menschen, die im Jahr 2015 nach Deutschland gekommen sind, haben zum großen Teil eine Arbeit oder ein Förder- beziehungsweise Praktikumsprojekt gefunden, können mittlerweile relativ gut Deutsch sprechen und/oder haben glücklicherweise eine Wohnung oder ein Zimmer gefunden.
Die Flüchtlinge der zweiten und dritten Generation leben hingegen für sich, eine Integration findet nicht statt. Das Thema wird die Stadt in den nächsten Jahren vermehrt be- schäftigen. Wie Sozialdezernent Marko Sucic gestern im Sozialausschuss mitteilte, haben 224 Menschen, die derzeit in städtischen Unterkünften leben, ihr Asylverfahren bereits abgeschlossen und besitzen eine Aufenthaltserlaubnis. Das bedeutet: Diese Menschen können eineWohnung mieten. Doch es gibt keineWohnungen in Mettmann, zumindest nicht solche, die denVorgaben (Preis/Quadratmeter) des Sozialamtes entsprechen.
Die anerkannten Flüchtlinge sind gezwungen, drei Jahre in Mettmann zu bleiben. Sie können beispielsweise nicht in Velbert oder in Heiligenhaus eineWohnung mieten, obwohl es in diesen Städten deutlich mehr preiswerten Wohnraum gibt als in Mettmann. Also müssen die Flüchtlinge in den städtischen Unterkünften leben, um nicht in die Obdachlosigkeit abzugleiten. Seit einem Jahr ist die Zahl der anerkannten Flüchtlinge in Mettmann, die eigentlich die Unterkünfte verlassen könnten, gleich geblieben. Das bedeutet: Stillstand auf dem sozialen Wohnungsmarkt. Die Situation in den städtischen Unterkünften:
Unterkunft Seibelstraße: Die Belegung der Unterkunft Seibelstraße erfolgt aktuell ausschließlich durch allein reisende junge Männer. Zurzeit stehen wenige Belegungskapazitäten in der Unterkunft zur Verfügung.
Unterkunft Kleberstraße: Zurzeit gibt es in der Kleberstraße ebenfalls eine Belegung von allein reisenden Männern. Hier gibt es aktuell freie Unterbringungskapazitäten.
In der Talstraße 24/26 stehen derzeit keine Kapazitäten zur Verfügung.
Unterkunft Danziger Straße 4 - 10: Dort stehen zum Recherchezeitpunkt noch Plätze zur Verfügung, die jedoch auch für Familien, die obdachlos geworden sind, vorgehalten werden müssen.
Unterkunft Hasseler Straße 99a: Die Unterkunft kann mittlerweile uneingeschränkt belegt werden. Im Dezember sind erste Familien aus der Unterkunft ausgezogen. Sie haben innerhalb des Stadtgebietes Mettmann eigenen Wohnraum gefunden. Daher ist die Unterkunft wieder rund zur Hälfte belegt (55 Personen Anfang Januar 2019).
Aktuell sind in 17 Privatwohnungen rund 77 Flüchtlinge untergebracht. Sucic erklärte im Ausschuss, der Wohnraum für Flüchtlinge werde in diesem Jahr noch ausreichen. Neue Unterkünfte werden nicht gebaut.