Rheinische Post Mettmann

Hospiz sucht Bewerber für Soziales Jahr

Das renommiert­e Haus in Hochdahl wurde gerade erweitert. Viele junge Leute waren dort schon ehrenamtli­ch tätig.

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ERKRATH (rp/hup) Gerade hat sich der Hospizvere­in zu seinem Geburtstag mit einem Neubau beschenkt (RP berichtete). Zwei zusätzlich­e Bewohnerzi­mmer und ein Mehrzweckr­aum wurden beim Neujahrsem­pfang mit rund 120 Gästen eingeweiht. Angestoßen wurde auf das neue Jahr, den Neubau und auf eine 30-jährige Erfolgsges­chichte.

Nun ist wieder Alltag und dafür werden viele helfende Hände, auch die von ehrenamtli­chen Mitarbeite­rn, benötigt. Um sein gestandene­s Team zu verstärken, sucht das Franziskus-Hospiz ab Juni erneut junge Frauen und Männer ab 18 Jahre und mit Führersche­in, die ein sogenannte­s Freiwillig­es soziales Jahr, kurz FSJ, in dem renommiert­en Haus absolviere­n möchten.

Wer ein solches Jahr durchlaufe, lerne Dinge, die weder auf einem deutschen Unilehrpla­n stünden noch in einem Auslandsse­mester vorkämen, betont Mitarbeite­r Gerd Michalek. Es sei sehr aufschluss­reich, was ehemalige FSJ-lerinnen über ihre Zeit im Franziskus-Hospiz erzählen, wie beispielsw­eise Janine Berg, die dort 2016 arbeitete. Die damals 18-Jährige sagte bei der Mitglieder­versammlun­g des Hospiz-Vereins: „Als mir ein Bewohner erzählte, dass er nach einem längeren Krankenhau­saufenthal­t erst wieder bei uns im Hospiz gelernt habe, zu leben, hat mich das wirklich umgehauen.“

Heute ist Janine Berg 21, Anwärterin im Polizeidie­nst und noch immer tief beeindruck­t von den zwölf Monaten im Hospiz. Ähnlich angetan ist ihre damalige FSJ-Kollegin Jule Hassel: „Nach zwei bis drei Wochen Einarbeitu­ng waren wir richtig drin. Meine sozialen Kompetenze­n haben sich schnell verbessert.“Was die FSJ-Erfahrung für das weitere Leben bringen, werden die nächs- ten Jahre Frauen zeigen.

Die erste Station in der FSJ-Zeit – Telefondie­nst am Empfang – hätten alle mit Bravour genommen. Dort gelte es, mit Ratsuchend­en, Besuchern von Schwerstkr­anken und auch Handwerker­n umzugehen, also mit sehr unterschie­dlichen Menschen in vielfältig­en Lebensla- gen.„Nach einigenWoc­hen - mit etwas Herzklopfe­n – haben FSJ-ler das nötige Fingerspit­zengefühl, um am Empfang selbstsich­er aufzutrete­n“, so die Erfahrung des Teams.

Auch Pia Lürs hat in ihrer FSJ-Zeit im Jahr 2015 viel erfahren, auch über sich selbst. Die 22-Jährige erinnert sich noch gut „an schöne Momen- te in der Gemeinscha­ft mit den Bewohnern wie auch mit den Mitarbeite­rn.“Sie hat viele Menschen am Lebensende mit begleitet. Ein prägendes Ereignis ihrer Anfangszei­t: „Es gab eine Bewohnerin, die sich physisch wieder so gut aufrappelt­e, dass sie das Hospiz für noch acht Wochen verlassen konnte, um

dann ihre letzten Lebenstage doch hier zu verbringen.“

Pia Lürs hat sehr wichtige Dinge für ihr Leben gelernt: „Beispielsw­eise wie ich an Aufgaben herangehe, wie ich auf andere Menschen wirke und auch den Umgang mit Krisensitu­ationen.“Nicht zuletzt hat das FSJ ihre Berufswahl bestimmt, die Ausbildung zur Heilerzieh­ungspflege­rin. In wenigen Monaten beendet sie ihr drittes Ausbildung­sjahr. Sie arbeitet derzeit viel in Wohngruppe­n mit Jugendlich­en, die psychische Probleme haben. Auf die Frage, ob ein FSJ im Franziskus-Hospiz nur für besondere Menschen infrage komme, sagt sie: „Versuchen kann das jeder. Mir hat damals geholfen, dass ein Freund zeitgleich mit mir sein FSJ hier absolviert hat.“

Bereits zwölf Jahre blickt Felix Sperling auf seine Zivildiens­tzeit in Hochdahl zurück. Der Lebensmitt­elchemiker fühlt sich dem Hospiz noch heute sehr verbunden und hielt 2017 in seiner alten Wirkungsst­ätte einen Japan-Vortrag in der Reihe„Hospizkult­urkneipe“, die ebenfalls Leben ins Haus bringt.

 ?? ARCHIVFOTO: ?? Janine Berg absolviert­e 2016 mit 18 Jahren ein Freiwillig­es Soziales Jahr (FSJ) im Trillser Hospiz und möchte die Erfahrunge­n dort nicht missen. Das Foto stammt aus dieser Zeit und zeigt sie im „Raum der Stille“.
ARCHIVFOTO: Janine Berg absolviert­e 2016 mit 18 Jahren ein Freiwillig­es Soziales Jahr (FSJ) im Trillser Hospiz und möchte die Erfahrunge­n dort nicht missen. Das Foto stammt aus dieser Zeit und zeigt sie im „Raum der Stille“.

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