Zweifelsfrei
Junge Familien, die sich gerade mit vielen Abstrichen den Traum vom Eigenheim ermöglicht haben, dürften angesichts dieses Kompromisses begeistert sein. Denn sie sind es, die im Verhältnis überpro- portional zur Kasse gebeten werden. Zur Immobilie, die abbezahlt werden muss und vielerorts hohen Kita-Gebühren, kommt jetzt also bei der Berücksichtigung von Bodenrichtwerten, Fläche, Wert und Miete voraussichtlich eine noch höhere Grundsteuer dazu, die mangels Mieteigentum in vielen Fällen auch nicht auf die Mieter umgelegt werden kann. Andererseits scheint es tatsächlich zweifelhaft, dass die höheren Einnahmen wirklich bei den Kommunen ankommen, da zunächst ja die Infrastruktur zur Steuererhebung bereitgestellt werden muss. Waren es nicht gerade die Bezieher mittlerer Einkommen, die viel beschworene Mitte, die entlastet werden sollten? Zu „Merkel und ihr Raser-Andi“(RP vom 1. Februar): Selten habe ich einen Kommentar von solcher Ignoranz und vorsätzlichem Verdrehen von Tatsachen gelesen. Tatsache ist, dass lediglich circa 80 Personen jährlich auf den Autobahnen aufgrund hoher Geschwindigkeiten in nicht reglementierten Streckenabschnitten zu Tode kommen. Völlig ignoriert wird hier, dass auch überhöhte Geschwindigkeit vermerkt wird, wenn Unfälle in beschränkten Abschnitten zum Beispiel 80 km/h, passieren und hier wegen Nebel, Regen et cetera die Geschwindigkeit nicht angepasst war oder aber auch trotz Reglementierung zu schnell gefahren wurde. Hier hilft aber eine allgemeine Geschwindigkeitsbeschränkung nicht. Es wundert mich, dass ihr Autor nicht auch das Rauchen und zum Beispiel den Alkohol verbieten will. Daran sterben nun wirklich mehr. Selten habe ich so eine unsachliche Äußerung erlebt. Es trieft nur so von Superlativen, wie „der helle Wahnsinn auf unseren Schnellstraßen“oder „der kollektive Straßenirrsinn“. – Hier die Fakten. Verkehrstote 1970: 19.193 (ohne die neuen fünf Länder); Verkehrstote 2017: 3180 (genau 3180 zu viel, das muss nicht diskutiert werden); Anzahl der getöteten Personen auf Autobahnen: 12,3 Prozent; Verkehrstote auf 100.000 motorisierte Fahrzeuge im jeweiligen Land: Deutschland 6,8, Luxemburg 10,7, Griechenland 12,6, Frankreich 7,6, Bulgarien 17,2. Alle Länder liegen über dem deutschen Wert, obwohl es dort ein Tempolimit auf Autobahnen gibt. Vor diesem Hintergrund ist die Behauptung, dass jeder vierte Verkehrstote durch ein Tempolimit zu verhindern wäre, eine böswillige Lüge.
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