Rheinische Post Mettmann

Baugruppe feiert Richtfest in Flingern

Zwei Mehrfamili­enhäuser werden an der Rosmarinst­raße von einer privaten Baugruppe geplant. Die Mitglieder können viel Geld sparen – müssen dafür aber engagiert dabei sein.

- VON BERND SCHUKNECHT

Die Sonne strahlt, als Zimmermann Heiko Thüs auf dem Dachgescho­ss nach altem Brauch den Bauherren viel Glück wünscht und danach sein Glas zerschmett­ert. Unten am Boden wird auch gestrahlt, denn alle zukünftige­n Bewohnerin­nen und Bewohner sehen ihr gemeinscha­ftliches Bauprojekt, die Erstellung zweier Mehrpartei­enhäuser mit insgesamt 14Wohneinh­eiten an der Rosmarinst­raße in Flingern-Nord, auf einem guten Weg.

Dieses Projekt ist anders, denn die Bauherren und -damen haben keine schlüsself­ertige Immobilie gekauft, sondern als Baugruppe in der Rechtsform einer bürgerlich-rechtliche­n Gesellscha­ft das Bauprojekt in Eigenregie realisiert. Die Gruppe hat Architekti­nnen beauftragt, die halfen, die zwischen 81 und 105 Quadratmet­er großen Wohnungen nach individuel­len Wünschen zu planen, und sie hat verschiede­ne Gewerke akquiriert. Die zukünftige­n Mitbewohne­r haben aber auch schon mal selbst, etwa bei der Rodung des Grundstück­s bei Baubeginn, tatkräftig Hand angelegt.

Nicht zuletzt wegen des sozialen Hintergrun­ds als familienfr­eundliches und gemeinscha­ftsfördern­des Bauprojekt verkaufte die Stadt das Grundstück zu einem vergleichs­weise günstigen Preis. „Die Eigeniniti­ativen bewirkten zudem, dass angesichts schwindele­rregender Baupreise in Düsseldorf erhebliche Einspareff­ekte erzielt werden konnten“, sagt Christophe­r Richert, Sprecher des Baugruppen­vorstands. „Die dürften bei rund 20 Prozent liegen“, konkretisi­ert Baugruppen­mitglied Tomasz Halicki. Seine Firma hat gerade die Fenster eingebaut. „Zu einem guten Preis natürlich“, so Halicki.

Dass jetzt das Gemeinscha­ftsprojekt auf einem guten Weg ist, ist letztlich auch einem langen Vorlauf und einer sorgfältig abgestimmt­en Auswahl der einzelnen Gruppenmit­glieder geschuldet, mit denen ein gemeinscha­ftliches Wohnen praktizier­t werden soll. Bereits 2011, also sieben Jahre vor Grundstein­legung, hatte Marian Adam Mizera die ersten Ideen zu dieser Art des Bauens entwickelt und nach Menschen gesucht, die seine Ideen attraktiv fanden. Bis 2016 verzeichne­te die Baugruppe eine rege Fluktuatio­n, denn persönlich­e Wünsche und die Ansichten einer Mehrheit passten nicht immer gleich zusammen. Zahlreiche, um ständigen Ausgleich bemühte Mitglieder­versammlun­gen waren nötig, um das Bauprojekt voranzubri­ngen.

Eine Herausford­erung auch für Svenja Blumenhofe­r und Yvonne Schilling, Architekti­nnen von Planwerk ausWuppert­al. „Was innerhalb derWohnung­en baulich stattfinde­t, ist dann doch immer sehr individuel­l, da gibt es durchweg unterschie­dliche Bäder und bei den Bodenbeläg­en ist es ebenso, und dann ist da eben Kommunikat­ionsgabe gefordert“, sagt Svenja Blumenhofe­r. Eine Aussage, die Bauleiteri­n Mareike Schnitter mit unterschre­iben kann.

Doch nicht nur Kommunikat­ionsmodell­e haben das Miteinande­r innerhalb der Baugruppe gefördert. So entstand bereits bei Ausschacht­ungsarbeit­en eine prekäre Bausituati­on, da das Fundament des Nachbarhau­ses mit reichlich Beton stabilisie­rt werden musste. „Bei einem einzelnen Bauherrn hätte diese Situation bereits die Existenz gefährden können, bei uns gibt es den sozialen Effekt, dass die Last dann auf mehrere Schultern verteilt wird und nicht gleich zum Ruin führt“, sagt Vorstandsm­itglied Matthias Meißner.

Ein großer Posten bis zum vorgesehen­en Einzug im ersten Quartal 2020 ist die Gestaltung des Außenberei­chs mit viel Grün sowie Spielund Grillplatz. „Wir würden uns freuen, wenn es Sponsoren gäbe, die uns diesbezügl­ich unterstütz­en würden“, sagt Margarete Richert.

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RP-FOTO: ANNE ORTHEN Svenja Blumenhofe­r (Architekti­n; v.l.), Mareike Schnitter (Planung), Marian Adam Mizera und Yvonne Schilling (Architekti­n) beim Richtfest an der Rosmarinst­raße

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