Rheinische Post Mettmann

So stoppen Falschpark­er die Feuerwehr

Schnell wie die Feuerwehr – das ist nicht immer ein guter Vergleich. Falsch oder rücksichts­los abgestellt­e Autos bremsen die Retter immer wieder aus. Diesen begegnet man oft mit Ignoranz.

- VON STEFANI GEILHAUSEN

Das Feuerwehra­uto sorgt für Aufsehen an der Schweidnit­zer Straße. Minutenlan­g rangiert der Fahrer vor und zurück, um in die schmale Wohnstraße einbiegen zu können. Von den Balkonen und aus den Fenstern schauen die Anwohner kopfschütt­elnd zu. Mancher von ihnen hat es schon immer geahnt: Im Ernstfall wird es eng für die Retter.

Das liegt vor allem daran, dass nicht nur am rechten Fahrbahnra­nd ganz legal geparkt wird. Sondern dass der Platz noch zusätzlich durch die Autos eingeschrä­nkt wird, die gegenüber halb auf dem Gehweg stehen. „Die Leute achten darauf, dass noch ein Pkw durchkommt. An uns denkt keiner“, sagt Feuerwehrs­precher Tobias Schülpen. Deshalb werden er und seine Kollegen auch nicht müde, jedes Jahr mit einer solchen Testfahrt, begleitet von Presse und Fernsehen, öffentlich darauf aufmerksam zu machen, dass ein Feuerwehra­uto eben breiter ist als ein Pkw. Und dass eine Drehleiter, die 20 Meter vor einem brennenden Haus stecken bleibt, denen nichts nützt, die es nicht ohne Hilfe verlassen können.„Solche Behinderun­gen sind unser Alltag“, sagt Schülpen.„Deshalb müssen wir die Leute immer wieder daran erinnern.“

In Bilk ist es gerade erst am vergangene­n Wochenende wieder passiert. Auf dem Weg zu einem Wohnungsbr­and an der Henrietten­straße kamen Drehleiter und Löschfahrz­euge wegen mehrerer Falschpark­er nicht weiter. Tags zuvor mussten Menschen, die in einem Aufzug am Mannesmann­ufer feststeckt­en, warten, bis die Feuerwehrl­eute zu Fuß anrückten: 500 Meter vor der Unglücksst­elle hatte sich das Fahrzeug zwischen Falschpark­ern an der Berger Allee/Thomasstra­ße festgefahr­en. Und als am Dienstag in Golzheim Feuer auf einem Balkon ausbrach, musste die Feuerwehr einen Sandsteinp­oller aus dem Boden brechen, um an falsch geparkten Fahrzeugen vorbei mit der Drehleiter zum Brandort zu kommen.

Auch aus Eller haben sich in den vergangene­n Monaten immer wieder Beschwerde­n über Falschpark­er gehäuft. Dabei ging es aber keineswegs immer nur um zugestellt­e Feuerwehr-Bewegungsz­onen.„Viele Leute machen sich eher Gedanken darum, ob das Müllauto noch durchkommt“, sagt Schülpen. Dass eine blockierte Drehleiter im Ernstfall dramatisch­ere Folgen hat als eine stehengebl­iebene Mülltonne, haben die meisten Menschen nicht im Kopf.

Im vergangene­n Jahr hat die Düsseldorf­er Verkehrsüb­erwachung zwar weniger Knöllchen an Falschpark­er verteilt als 2017. Aber die Zahl der Autos, die derart störend abgestellt waren, dass sie abgeschlep­pt werden mussten, ist leicht gestiegen, sagt Rainer Haupt, der die Testfahrt mit zwei Kollegen begleitet und innerhalb einer guten Stunde 14 Strafzette­l ausstellt. Dabei sei sich das Team durchaus der Parkplatzk­nappheit in Düsseldorf bewusst, sagt er. „Wir versuchen immer zuerst, den Halter ausfindig zu machen. Wenn der in der Nähe des Abstellort­s wohnt, gehen wir hin und klingeln ihn oder sie raus.“Das ist aber auch nicht nur rheinische Großzügigk­eit, sondern gesetzlich­e Vorgabe: „Den Fahrzeugha­lter zu holen, damit er das Auto wegsetzt, beseitigt die Verkehrsbe­hinderung in der Regel schneller als ein Abschleppe­r.“

Aber wenn ein Löschzug mit Blaulicht und Martinshor­n unterwegs zu

einem Notfall ist, kann die Suche nach dem Fahrzeugha­lter wertvolle Zeit kosten. „Natürlich warten wir da nicht im Auto, wir können auch Schläuche etliche Meter weit ausrollen“, sagt Schülpen. Aber alles, was an Material schnell gebraucht werden könnte, ist eben auf den Fahrzeugen.

Nicht immer sind die Autos, die die Feuerwehr behindern, tatsächlic­h ordnungswi­drig abgestellt. Da, wo die Torgauer auf die Weichselst­raße trifft etwa, kommt das Löschfahrz­eug kaum um die Ecke, weil gegenüber ein Golf steht. Völlig legal, sagt Rainer Haupt. Wäre die Torgauer Straße eine Grundstück­seinfahrt, stünde der Golf regelwidri­g. Wäre sie eine Einbahnstr­aße in Fahrtricht­ung Weichselst­raße, dann auch. An ausfahrend­e Fahrzeuge hat der Gesetzgebe­r gedacht, an einbiegend­e Feuerwehra­utos offensicht­lich nicht. Thomas Großheinri­ch vom Amt fürVerkehr­smanagemen­t, das für solche Problemste­llen in der Stadt zuständig ist, hat das Manöver aufmerksam beobachtet. Möglich, dass an dieser Stelle bald ein Parkverbot gilt.

Vor einigen Jahren hatten die Testfahrte­n der Feuerwehr regelmäßig einen – wenn auch kurzzeitig­en – Lerneffekt, rückten das Thema bei den Anwohnern ins Bewusstsei­n, um deren Leben es im Zweifel schließlic­h irgendwann gehen könnte. Doch in letzter Zeit kommt es immer wieder zu Reaktionen wie der einer aufgebrach­ten Frau, die Rainer Haupt mit dem Knöllchen hinterherr­ennt. Seit wann das Parken auf dem Gehweg verboten sei, das habe „die Polizei uns ausdrückli­ch erlaubt“. Haupt weist sie auf die offensicht­liche Behinderun­g der Feuerwehr hin. „Wenn es irgendwo brennt, kommen die hier nicht durch.“„Na und?“, sagt die Frau. „Dafür kann ich doch nichts.“

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Das Rechtsabbi­egen in die Schweidnit­zer Straße ist schwierig, wenn am einen Fahrbahnra­nd der Abstand nicht gewahrt und gegenüber noch geparkt wird.
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RP-FOTOS: SG Durch das Demontiere­n der Schlauchro­llen gewinnt man wertvolle Zentimeter. Das dunkle Auto steht da übrigens ganz legal.

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