So stoppen Falschparker die Feuerwehr
Schnell wie die Feuerwehr – das ist nicht immer ein guter Vergleich. Falsch oder rücksichtslos abgestellte Autos bremsen die Retter immer wieder aus. Diesen begegnet man oft mit Ignoranz.
Das Feuerwehrauto sorgt für Aufsehen an der Schweidnitzer Straße. Minutenlang rangiert der Fahrer vor und zurück, um in die schmale Wohnstraße einbiegen zu können. Von den Balkonen und aus den Fenstern schauen die Anwohner kopfschüttelnd zu. Mancher von ihnen hat es schon immer geahnt: Im Ernstfall wird es eng für die Retter.
Das liegt vor allem daran, dass nicht nur am rechten Fahrbahnrand ganz legal geparkt wird. Sondern dass der Platz noch zusätzlich durch die Autos eingeschränkt wird, die gegenüber halb auf dem Gehweg stehen. „Die Leute achten darauf, dass noch ein Pkw durchkommt. An uns denkt keiner“, sagt Feuerwehrsprecher Tobias Schülpen. Deshalb werden er und seine Kollegen auch nicht müde, jedes Jahr mit einer solchen Testfahrt, begleitet von Presse und Fernsehen, öffentlich darauf aufmerksam zu machen, dass ein Feuerwehrauto eben breiter ist als ein Pkw. Und dass eine Drehleiter, die 20 Meter vor einem brennenden Haus stecken bleibt, denen nichts nützt, die es nicht ohne Hilfe verlassen können.„Solche Behinderungen sind unser Alltag“, sagt Schülpen.„Deshalb müssen wir die Leute immer wieder daran erinnern.“
In Bilk ist es gerade erst am vergangenen Wochenende wieder passiert. Auf dem Weg zu einem Wohnungsbrand an der Henriettenstraße kamen Drehleiter und Löschfahrzeuge wegen mehrerer Falschparker nicht weiter. Tags zuvor mussten Menschen, die in einem Aufzug am Mannesmannufer feststeckten, warten, bis die Feuerwehrleute zu Fuß anrückten: 500 Meter vor der Unglücksstelle hatte sich das Fahrzeug zwischen Falschparkern an der Berger Allee/Thomasstraße festgefahren. Und als am Dienstag in Golzheim Feuer auf einem Balkon ausbrach, musste die Feuerwehr einen Sandsteinpoller aus dem Boden brechen, um an falsch geparkten Fahrzeugen vorbei mit der Drehleiter zum Brandort zu kommen.
Auch aus Eller haben sich in den vergangenen Monaten immer wieder Beschwerden über Falschparker gehäuft. Dabei ging es aber keineswegs immer nur um zugestellte Feuerwehr-Bewegungszonen.„Viele Leute machen sich eher Gedanken darum, ob das Müllauto noch durchkommt“, sagt Schülpen. Dass eine blockierte Drehleiter im Ernstfall dramatischere Folgen hat als eine stehengebliebene Mülltonne, haben die meisten Menschen nicht im Kopf.
Im vergangenen Jahr hat die Düsseldorfer Verkehrsüberwachung zwar weniger Knöllchen an Falschparker verteilt als 2017. Aber die Zahl der Autos, die derart störend abgestellt waren, dass sie abgeschleppt werden mussten, ist leicht gestiegen, sagt Rainer Haupt, der die Testfahrt mit zwei Kollegen begleitet und innerhalb einer guten Stunde 14 Strafzettel ausstellt. Dabei sei sich das Team durchaus der Parkplatzknappheit in Düsseldorf bewusst, sagt er. „Wir versuchen immer zuerst, den Halter ausfindig zu machen. Wenn der in der Nähe des Abstellorts wohnt, gehen wir hin und klingeln ihn oder sie raus.“Das ist aber auch nicht nur rheinische Großzügigkeit, sondern gesetzliche Vorgabe: „Den Fahrzeughalter zu holen, damit er das Auto wegsetzt, beseitigt die Verkehrsbehinderung in der Regel schneller als ein Abschlepper.“
Aber wenn ein Löschzug mit Blaulicht und Martinshorn unterwegs zu
einem Notfall ist, kann die Suche nach dem Fahrzeughalter wertvolle Zeit kosten. „Natürlich warten wir da nicht im Auto, wir können auch Schläuche etliche Meter weit ausrollen“, sagt Schülpen. Aber alles, was an Material schnell gebraucht werden könnte, ist eben auf den Fahrzeugen.
Nicht immer sind die Autos, die die Feuerwehr behindern, tatsächlich ordnungswidrig abgestellt. Da, wo die Torgauer auf die Weichselstraße trifft etwa, kommt das Löschfahrzeug kaum um die Ecke, weil gegenüber ein Golf steht. Völlig legal, sagt Rainer Haupt. Wäre die Torgauer Straße eine Grundstückseinfahrt, stünde der Golf regelwidrig. Wäre sie eine Einbahnstraße in Fahrtrichtung Weichselstraße, dann auch. An ausfahrende Fahrzeuge hat der Gesetzgeber gedacht, an einbiegende Feuerwehrautos offensichtlich nicht. Thomas Großheinrich vom Amt fürVerkehrsmanagement, das für solche Problemstellen in der Stadt zuständig ist, hat das Manöver aufmerksam beobachtet. Möglich, dass an dieser Stelle bald ein Parkverbot gilt.
Vor einigen Jahren hatten die Testfahrten der Feuerwehr regelmäßig einen – wenn auch kurzzeitigen – Lerneffekt, rückten das Thema bei den Anwohnern ins Bewusstsein, um deren Leben es im Zweifel schließlich irgendwann gehen könnte. Doch in letzter Zeit kommt es immer wieder zu Reaktionen wie der einer aufgebrachten Frau, die Rainer Haupt mit dem Knöllchen hinterherrennt. Seit wann das Parken auf dem Gehweg verboten sei, das habe „die Polizei uns ausdrücklich erlaubt“. Haupt weist sie auf die offensichtliche Behinderung der Feuerwehr hin. „Wenn es irgendwo brennt, kommen die hier nicht durch.“„Na und?“, sagt die Frau. „Dafür kann ich doch nichts.“